Duisburg. . Der tschechische Unternehmer Křetínský übernimmt von Haniel einen Teil der Aktien am Handeskonzern. Für die Duisburger ist es eine Zäsur.
Geht es nach dem tschechischen Milliardär Daniel Křetínský, könnte er schon bald ein gewichtiges Wort beim Düsseldorfer Handelsriesen Metro mitreden. Am Ende der Verhandlungen mit den Anteilseignern Haniel und Ceconomy könnte Křetínský über mehr als 30 Prozent der Aktien an dem MDax-Konzern verfügen. Unter Anlegern machen bereits Spekulationen die Runde, dass der Unternehmer dann ein Übernahmeangebot für die Metro auf den Tisch legen könnte.
Insbesondere für die 680-köpfige Haniel-Familie ist der Abschied von der Metro eine Zäsur. Ihr Unternehmen war seit 1966 größter Aktionär des Handelskonzern, den der Essener Otto Beisheim und die Duisburger Lebensmittelhändler Wilhelm Schmidt-Ruthenbeck und Ernst Schmidt Anfang der 60er Jahre gegründet hatten. Die ersten Großmärkte eröffneten sie in Essen und Mülheim.
„Wir planten seit geraumer Zeit, uns von unserer Metro-Beteiligung zu trennen. Die Transaktion mit EP Global Commerce ist keine Torschluss-Panik angesichts des niedrigen Aktienkurses der Metro“, sagt Haniel-Chef Stephan Gemkow. Anfang Mai sei der ihm bis dato unbekannte Unternehmer Daniel Křetínský auf Haniel zugekommen.
Ende August war der Deal perfekt. Die Duisburger verkaufen 7,3 Prozent ihrer Anteile an EP Global Commerce. An der Gesellschaft hält der tschechische Milliardär Křetínský die Mehrheit. Er hat auch die Option, die restlichen 15,2 Prozent der Haniel-Anteile an der Metro zu erwerben. Gleichzeitig ist der Unternehmer mit der Ceconomy AG im Gespräch. Der Elektronikhändler hält 9,99 Prozent an der Metro.
„Herr Křetínský kann Kapital in die Metro investieren. Das kann und will Haniel nicht mehr“, sagt Gemkow. „Wir haben bereits Milliarden in die Metro investiert, aber davon in den letzten Jahren nicht profitiert. Wir sehen allerdings das Potenzial der Metro, das gehoben werden kann“, so der Haniel-Chef. Über die gesamte Haltedauer gesehen sei die Beteiligung an dem Konzern mit so bekannten Namen wie Kaufhof, Media Markt, Saturn, Real, Praktiker, Extra oder Adler „sehr erfolgreich“ gewesen. Gemkow: „Teile der Familie Haniel trennen sich deshalb nur schweren Herzens von dem Engagement bei der Metro.“
Nach etlichen Verkäufen und der Abspaltung der Elektronikketten Media Markt und Saturn unter dem Dach der Ceconomy im vergangenen Jahr blieben der Metro AG nur die Großmärkte und die kriselnde SB-Warenhauskette Real. Der Erfolg aus der Teilung, den sich Metro-Chef Olaf Koch versprochen hatte, blieb aus. Wegen Problemen in Russland und bei Real sackte der Aktienkurs im Laufe des Jahres von 17 auf zehn Euro ab. Der Kursverfall der Metro an der Börse und die damit notwendig gewordene Wertberichtigung in den Büchern der Duisburger trieb Haniel im ersten Halbjahr deutlich in die roten Zahlen.
„Herr Křetínský traut sich zu, die Metro profitabler zu machen“, zeigt sich Haniel-Chef Gemkow optimistisch. Was der Tscheche aber letztlich mit der Metro vorhat, bleibt im Verborgenen. Über den 43-Jährigen ist wenig bekannt, er gilt als öffentlichkeitsscheu. Dabei ist der studierte Politikwissenschaftler und Jurist hierzulande kein Unbekannter. Křetínský kontrolliert den Strom-Versorger EPH mit Sitz in Prag. Dieser hatte in Ostdeutschland die Mibrag-Braunkohlekraftwerke und den Tagebau des Betreibers Vattenfall übernommen. EPH gehören darüber hinaus Kraftwerke unter anderem in Tschechien, der Slowakei, Italien und Großbritannien. Die Gruppe beschäftigt nach eigenen Angaben knapp 25 000 Menschen. 2017 hatte sie bei einem Umsatz von rund sechs Milliarden Euro einen operativen Ertrag von rund 1,9 Milliarden Euro eingefahren. „Braunkohle ist die ideale Brückentechnologie. Deutschland kann seinen Strom nicht nur mit erneuerbaren Energien produzieren“, sagte Kretinsky vor einiger Zeit dem „Handelsblatt“.
Křetínský ist auch Braunkohle-Unternehmer
Křetínský macht aber nicht nur in Braunkohle. Über die EP Global Commerce, an der er mit 53 Prozent die Mehrheit hält, hat er sich gemeinsam mit seinem Freund und Geschäftspartner Patrik Tkác ein Standbein im Handel geschaffen. Wiederum zusammen mit Tkác ist Křetínský an der Mall.cz-Gruppe beteiligt, die Tschechiens zweitgrößtes Internetkaufhaus betreibt. Der Online-Handel gilt als die größte Baustelle bei der Metro. Vorstandschef Olaf Koch konnte zwar die im Netz generierten Umsätze vor allem bei Real deutlich steigern. Die Wettbewerber, heißt es, seien online aber schon weiter. Unmittelbar nach dem Deal mit Haniel hatte Křetínský erklärt, er sei zuversichtlich, dass die Metro „die richtige strategische Antwort“ unter anderem auf die Digitalisierung finde. Ob unter der Regie der Tschechen dann noch Olaf Koch bei der Metro auf dem Chefsessel sitzen wird, gilt als ungewiss.