Wiesbaden. Erwerbslosigkeit treibt Privatpersonen am häufigsten in die Überschuldung, ermittelte das Statistische Bundesamt. Die Hälfte der Betroffenen muss mit weniger als 900 Euro im Monat auskommen. Alleinerziehende Männer leiden überdurchschnittlich oft unter finanziellen Nöten.
Arbeitslosigkeit ist der häufigste Grund für private Überschuldung. Wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte, war Erwerbslosigkeit 2008 der Hauptauslöser für Privatpersonen, in die Schuldenfalle zu rutschen. Bei mehr als der Hälfte der überschuldeten Personen (55 Prozent) lag das monatliche Nettoeinkommen unter 900 Euro und damit noch unter der Pfändungsfreigrenze von 990 Euro.
Für 28 Prozent der von Schuldnerberatungsstellen betreuten Personen war den Angaben zufolge die Arbeitslosigkeit der Hauptauslöser für die Überschuldung, im Vorjahr lag der Anteil mit 29 Prozent etwa gleich hoch. Auch einschneidende Ereignisse wie zum Beispiel Trennung, Scheidung sowie Tod des Partners (14 Prozent), Erkrankung, Sucht oder Unfall (10 Prozent) führten zu kritischen finanziellen Situationen.
Die Angaben beruhten laut Bundesamt auf einer Befragung von 214 der insgesamt rund 950 Schuldnerberatungsstellen in Deutschland; sie stellten anonymisierte Daten von rund 66.500 beratenen Personen mit deren Einverständnis bereit. Überschuldet heißt, dass die Betroffenen nicht mehr in der Lage sind, mit ihrem Einkommen oder Vermögen laufende Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen.
Alleinstehende Männer besonders betroffen
Im Jahr 2008 lebten 44 Prozent aller von den Schuldnerberatungsstellen beratenen Personen allein, wobei deutlich mehr alleinlebende Männer (27 Prozent) als alleinlebende Frauen (17 Prozent) sich in einer finanziellen Krisensituation befanden. Damit waren alleinlebende Männer überproportional von Überschuldung betroffen, denn ihr Anteil an allen Haushalten betrug lediglich 18 Prozent. Auch alleinerziehende Frauen zählten mehr als doppelt so häufig zur Klientel der Schuldnerberatungsstellen (14 Prozent), als es ihrem Anteil an allen Haushalten (6 Prozent) entsprach.
Die überschuldeten Personen hatten 2008 im Durchschnitt rund 36.000 Euro Schulden, davon entfielen 21.000 Euro (58 Prozent) auf Verbindlichkeiten gegenüber Banken.
71 Prozent der überschuldeten Alleinstehenden mussten mit einem Nettoeinkommen unter 900 Euro auskommen. Nur rund drei aller überschuldeten Personen verfügten laut Statistischem Bundesamt über monatliche Einkünfte von mehr als 2.000 Euro. Zusammen mit den Einkünften der übrigen Haushaltsmitglieder verfügten die beratenen Personen 2008 über ein monatliches Nettoeinkommen von durchschnittlich 1.181 Euro, von dem sie mehr als ein Drittel für das Wohnen aufwenden mussten. (ap)