Essen. Vorsicht Schuldenfalle: Sie schnappt verstärkt bei Frauen und jüngeren Menschen zu. Verbraucherschützer wissen aber Auswege aus dem Geld-Dilemma.

Immer mehr Frauen sind in den vergangenen Jahren in die Schuldenfalle geschlittert. Vor allem bei 20- bis 29-jährigen Frauen nahm der Anteil derjenigen überdurchschnittlich stark zu, die ihre Schulden auf absehbare Zeit nicht mehr begleichen konnten. Das hat die Wirtschaftsauskunftei Creditreform ermittelt. Außerdem können immer mehr jüngere Menschen ihren Schuldenberg nicht mehr abtragen.

Die Überschuldung bleibt Männersache. Die Experten haben dafür eine Erklärung und Zahlen parat: Männer seien in vielen Familien noch immer Haushaltsvorstand und müssten Schulden bezahlen. Männern werde auch bescheinigt, zögerlicher Schulden zu machen als Frauen, heißt es.

Zahlen

6,19 Millionen

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Trotz Wirtschaftskrise: Die Überschuldungssituation von Verbrauchern hat sich verglichen mit 2008 entspannt, teilte Creditreform mit.

Zum Stichtag 1. Oktober 2009 konnten in Deutschland 6,19 Millionen Menschen über 18 Jahre ihre Schulden nicht mehr bezahlen – ein Jahr zuvor gelang dies 6,87 Millionen Menschen nicht.

Die Experten machten dafür die ausgeweitete Kurzarbeit verantwortlich, die Arbeitslosigkeit verhindere, sowie gesunkene Energie- oder Lebensmittelpreise.

Ab 2010 ändere sich die Lage aber: Infolge der Krise würden mehr Menschen arbeitslos und die Realeinkommen stagnierten.

Die Zahlen dazu: 2004 waren 68 Prozent der Überschuldeten Männer. Dieses Jahr dürfte ihr Anteil auf 65,6 Prozent sinken. Insgesamt wären dann 4,1 Millionen Männer in Deutschland überschuldet – im Schnitt mit je 39 300 Euro.

Frauen holen auf: 2004 waren 32 Prozent der Überschuldeten Frauen. Dieses Jahr dürften es nach Einschätzung der Experten 34,4 Prozent sein, also 2,1 Millionen Frauen. Sie sind im Schnitt mit 34 400 Euro verschuldet – weniger hoch als Männer.

"Bedenklich"

„Bedenklich” finden die Creditreform-Experten, dass Schuldner immer jünger sind. Das betrifft vor allem 20- bis 29-Jährige: Derzeit sind 1,21 Millionen überschuldet – 23 Prozent mehr als noch 2004. Anders ausgedrückt: Fast jeder zehnte Twen kommt mittlerweile mit seinem Geld nicht mehr klar.

Verbraucherschützer nennen für diesen Trend mehrere Gründe. „Vielen fehlt eine gescheite Finanzerziehung in Elternhaus und Schule”, sagt Iris van Eik von der Verbraucherzentrale NRW. „Unsere Geldwelt ist zu virtuell geworden wegen der EC- und Kreditkarten – da sind die Geldflüsse oft unüberschaubar.” Die Warenwelt biete zudem viele Verlockungen, betont die Schuldenexpertin: „Es gibt heute kaum mehr ein Konsumgut, was man nicht auf Raten kaufen kann.”

Ältere nicht ausgenommen

Doch auch ältere Menschen haben verstärkt Geldprobleme: Bei den mindestens 70-Jährigen dürften dieses Jahr laut Creditreform 96 000 überschuldet sein – fast ein Viertel mehr als noch 2004: „Möglicherweise spiegelt sich hierin auch ein verstärkter Trend zur Altersarmut wider.”

Den Löwenanteil der Überschuldeten stellen mit 4,33 Millionen die 30- bis 59-Jährigen. Das sind allerdings 12,5 Prozent weniger als 2004.

Gefahr wegen Kurzarbeit

Wie erkennt man, dass einem finanziell alles über den Kopf wächst? „Als überschuldet gilt, wer dauerhaft monatlich mehr Geld wegen finanzieller Verpflichtungen ausgeben muss als er einnimmt”, sagt Verbraucherschützerin van Eik. „Wenn das mal ein bis drei Monate lang der Fall ist, aber man weiß, dass sich die finanzielle Lage danach wieder entspannt, ist man nicht überschuldet.”

Aus Erfahrung weiß die Schuldnerberaterin, dass die Wirtschaftskrise Spuren hinterlässt. Mehr Menschen arbeiten nun kurz; das schmälere ihr Einkommen monatlich um mehrere hundert Euro. Sei dann kein oder nicht ausreichend Gespartes da, könne es finanziell schon mal eng werden. Neben Kurzarbeit gibt es noch die „klassischen Überschuldungsgründe”: Arbeitslosigkeit, Krankheit und Scheidung.

Hilfe bei Schuldnerberatern

Die Verbraucherschützerin rät, frühzeitig zur Schuldnerberatung zu gehen. Unterschiedliche Träger böten ihre Dienste meist kostenlos an. Ziel: Ausgaben und Einnahmen werden aufgelistet und Sparmöglichkeiten gesucht.