Essen. Kaufland und Edeka sollen Interesse an den 278 SB-Warenhäusern bekunden. Im Verkaufsprozess hat Konzernmutter Metro das Kartellamt im Nacken.

Durch Mülheim ging ein Aufschrei, als die SB-Warenhauskette Real vor einigen Wochen ankündigte, Ende 2019 ihre Filiale im Hafengebiet der Stadt zu schließen. Bis Juni indes will die Konzernmutter Metro ihr SB-Warenhausgeschäft ganz abgestoßen haben. Das Bieterverfahren für Real läuft auf Hochtouren und mit ihm auch die Spekulationen, wer die 278 Märkte mit ihren 32.000 Beschäftigten übernehmen könnte.

Metro-Chef Olaf Koch lässt sich freilich nicht in die Karten gucken. Im Dezember hatte er erklärt, dass es eine Reihe von Interessenten für Real gebe. „Es bleibt unsere Absicht, Real als Ganzes veräußern zu wollen“, sagt eine Metro-Sprecherin. Der Datenraum sei geöffnet, die Unternehmen können in die Bücher von Real schauen. Einem Bericht der „Lebensmittelzeitung“ zufolge soll dazu auch die zum Lidl/Schwarz-Konzern gehörende SB-Warenhauskette Kaufland gehören. Sie ist Marktführerin in der Sparte. Dem Blatt zufolge hat Kaufland „ernsthafte Ambitionen“, 80 bis 100 Real-Filialen zu übernehmen. Das Unternehmen könne sich auch vorstellen, eine Partnerschaft mit einem Investor einzugehen. Das würde aber dem Ziel von Metro-Chef Koch widersprechen, Real als Einheit zu verkaufen.

„Real als Ganzes veräußern“

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Mit mehr als 660 Filialen und fast 14 Milliarden Euro Umsatz ist Kaufland bereits die mit Abstand größte SB-Warenhauskette in Deutschland. Das Unternehmen will aber offenbar weiter wachsen und hält Ausschau nach geeigneten Standorten. Auch der Lebensmittel-Riese Edeka sowie einige Finanzinvestoren sollen Interesse an Real angemeldet haben. Nach Informationen dieser Zeitung stand in der Vergangenheit auch der saarländische Anbieter Globus auf der Matte, wenn Real einzelne Standorte aufgab. Im Jahr 2018 hatte das Kölner Handelsinstitut EHI in den 46 Globus-Filialen unter den SB-Warenhäusern die höchste Kundenzufriedenheit gemessen.

Bei der Metro gibt man sich optimistisch, den Verkauf von Real bis zum Frühsommer abgeschlossen zu haben. Die Hürden sind aber hoch. Auch im für den Einzelhandel so wichtigen Weihnachtsquartal ging der Umsatz der Kette abermals leicht zurück. Der Modernisierungsstau in vielen Real-Filialen gilt als immens. Ein Erwerber wird deshalb auch eine gut gefüllte Kasse mitbringen müssen.

Und, was vielleicht noch schwerer wiegen könnte: Das Bundeskartellamt wird dem Real-Verkauf zustimmen müssen. Der Branche steckt noch das zweijährige Ringen um den Verkauf der Mülheimer Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann in den Knochen. Erst eine Ministererlaubnis machte den Weg für Edeka und Rewe frei. Die Wettbewerbshüter hatten Bedenken, weil es in vielen Regionen zu einem Konzentrationsprozess im Lebensmittelhandel gekommen wäre.

Wettbewerb durch Onlinehandel

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Die Fusion der Warenhauskonzerne Karstadt und Kaufhof winkte das Kartellamt im Herbst indes ohne Auflagen durch. Die Begründung: In den einzelnen Sortimenten wie Textilien, Gepäck oder Strümpfe gebe es noch einen Wettbewerb – zumal im Onlinehandel.

SB-Warenhäuser liegen mit ihrem Angebot genau in der Mitte. Wobei Real zuletzt entschieden hatte, das Lebensmittel-Sortiment zu Lasten von Nonfood zu stärken. Aus wettbewerbsrechtlicher Sicht dürfte das die Chancen großer einheimischer Unternehmen, Real zu übernehmen, eher verschlechtern.