Düsseldorf. Marco Cabras ist Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und gibt an dieser Stelle Tipps zur Geldanlage in Zeiten der Krise. Das Allerwichtigste: Die Anlagen müssen breit gestreut sein.
Gut ein Jahr nach dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman verdichten sich die Anzeichen, dass die Finanzkrise langsam zu Ende geht und der Normalität weicht. Dies ist an vielen Stellen spürbar. Die Banken schreiben wieder Gewinne, auf den Wirtschafts- und Finanzseiten der Zeitungen dominieren keine Horrormeldungen mehr. Die Märkte steigen – der Deutsche Aktienindex (Dax) hat gerade in dieser Woche ein neues Jahreshoch erreicht.
Es besteht kaum Zweifel, dass trotz der zweiten großen Finanzkrise innerhalb von nur acht Jahren die Anleger nicht in Panik die Flucht ergreifen, sondern wieder gezielt nach attraktiven und sicheren Anlagemöglichkeiten suchen. Gerenell – das zeigen Umfragen – rückt aber die Sicherheit der eigenen Ersparnisse viel stärker in den Fokus als vor der Krise. Risiko und Rendite – zwischen diesen beiden Punkten bewegt sich jede Anlage.
Je höher die Rendite sein soll, desto höher ist auch das Risiko. Momentan, so scheint es, liebäugeln die Privatinvestoren bevorzugt mit niedrigen Risiken und entsprechend mageren Renditen. Mehr als die Hälfte aller Sparer wollen zukünftig mehr in Fest- und Tagesgelder oder festverzinsliche Anleihen anlegen und weniger in Aktien oder Fonds.
Falsche Lehre aus der Finanzkrise
Das sieht auf den ersten Blick konsequent aus, dennoch ist es die falsche Lehre, die Anleger aus der Finanzkrise ziehen können. Denn viele der vermeintlich so risikolosen Produkte, auf die Privatanleger in den vergangenen Monaten verstärkt setzen, sind nicht nur mager rentierlich, sondern haben auch noch einen großen Haken. Noch kritischer als eine zurzeit hoch spekulative Anlage in Gold muss man den Trend am Zertifikatemarkt beurteilen. Weil Anleger nach der Lehman-Pleite wissen, dass hier ein Totalverlust drohen kann, haben die Vertriebsmanager der Banken schnell umgedacht. Jetzt werden fast ausschließlich sogenannte „Kapitalschutz-Papiere” verkauft. Zwei Drittel des Marktes besteht aktuell aus diesen Produkten. Wie erfolgreich diese Marketingoffensive war, zeigen aktuelle Zahlen: Seit dem Tiefpunkt im Februar wurden neue Produkte im Gesamtwert von knapp 20 Milliarden Euro an den Sparer gebracht.
Diese Investments sieht die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sehr kritisch. Denn der garantierte Kapitalschutz bezieht sich nur auf das Laufzeitende. Im Klartext: Selbst wenn der zugrundeliegende Basiswert (etwa ein Index) zwischenzeitlich sinkt, bekommen die Sparer ihr Geld am Ende zurück. Doch sollte der Emittent wie einst Lehman insolvent werden, droht den Sparern der gleiche Totalverlust wie vor einem Jahr. Mit anderen Worten: Hier haben weder Banken noch Sparer dazugelernt.
"Anlagen müssen breit gestreut sein"
Statt in vermeintlich sichere Papiere zu flüchten, sollten Anleger ihre komplette Geldanlage überdenken und generalstabsmäßig organisieren. Wichtig ist dabei zuallererst, dass man so genannte Klumpenrisiken vermeidet. Sprich: Die Anlagen müssen breit gestreut sein.
Festgeld, Termingeld, sichere Anleihen oder Immobilien sichern den Grundertrag bei niedrigen Risiken. Hinzu kommen Wertpapiere wie Aktien, Fonds oder Zertifikate, die für die notwendige Rendite verantwortlich sind. Als Faustformel gilt: 100 minus Lebensjahre gleich Anteil der Wertpapiere (Aktien oder Fonds). Gold oder Investments in irgendwelche Trends oder Wachstumsregionen sind dabei als Beimischung mit maximal fünf bis zehn Prozent im Depot geeignet. Wer bei den richtigen Investments und Gewichtungen unsicher ist, sollte seinen Bankberater zur Hilfe rufen. Jeder gute Berater sollte die entsprechende nobelpreisgekrönte Portfoliotheorie von Harry Markowitz kennen, die dieser Anlagephilosophie zugrunde liegt.