Frankfurt/Main. Es gibt immer noch zu viele Post-Filialen und Verkaufsstellen, sagt Post-Chef Frank Appel. Er erwartet "gravierende Probleme im Briefgeschäft". Und setzt auf den "Brief im Internet.
Post-Chef Frank Appel hält die Zahl der Post-Filialen und Verkaufsstellen für zu hoch. Im Nachrichtenmagazin «Focus» forderte er eine Abkehr von den gesetzlichen Vorschriften zur flächendeckenden Versorgung: «Müssen wir bundesweit exakt 12.000 Filialen haben? Das ist heute einfach nicht mehr zeitgemäß geregelt.»
Appel sprach von «gravierenden Problemen im Briefgeschäft». Der Gewinn werde von nun an jedes Jahr niedriger ausfallen, weil die Briefmengen zurückgingen. «Irgendwann wird sich die Zahl der verschickten Briefe zwar stabilisieren, wir wissen aber nicht, ob bei 40, 50 oder 80 Prozent des heutigen Niveaus», sagte er.
Der Post-Chef kündigte an, den sogenannten Brief im Internet in wenigen Monaten einzuführen. «Gehen Sie davon aus, dass wir Mitte nächsten Jahres deutlich sichtbar am Markt sein werden», sagte er. Derzeit testeten 5.000 Postmitarbeiter die kostenpflichtige Web-Mail, die ähnlich funktioniere wie das Online-Banking. Der Geschäftszweig werde «erst in zwei bis fünf Jahren Bedeutung erlangen».
Die neue Geschäftsidee hatte die Post im Sommer 2009 angekündigt. Der «Brief im Internet» unterscheidet sich kaum von einer normalen E-Mail. Allerdings seien Absender und Empfänger eindeutig bekannt; man könne sicher sein, dass der Brief ankomme und dass «niemand unterwegs hineinguckt», hatte Briefvorstand Jürgen Gerdes erklärt. Mit dem Brief per Internet wolle die Post die Eigenschaften, «die den Brief 500 Jahre alt haben werden lassen, auf die E-Mail übertragen».
Mehrwertsteuerprivileg wird nicht kurzfristig abgeschafft
Appel äußerte die Hoffnung, dass die Bundesregierung das Mehrwertsteuerprivileg der Post nicht kippt. «Diese Regierung versteht, dass der Briefmarkt ein rückläufiges Geschäft ist und die Post unter Druck steht», sagte er.
Die Zeitung «Die Welt» schrieb am Wochenende, die Mehrwertsteuer-Befreiung im Briefgeschäft solle nicht kurzfristig abgeschafft werden. Branchenkreisen zufolge habe das Bundeswirtschaftsministerium den Einwand aus dem Postkonzern akzeptiert, dass eine Umstellung der Systeme in kurzer Zeit nicht zu bewältigen sei.
Die Konkurrenten der Post reagierten laut «Welt» mit Empörung. «Die Verschiebung der Gleichbehandlung bei der Mehrwertsteuer ist für die Branche existenzbedrohend. Etliche Briefdienste werden das nicht überleben», sagte Ralf Wojtek, der als Fachanwalt die Interessen privater Postdienste vertritt. (ap)