Düsseldorf. Weil immer mehr Leute Mails statt Briefe schreiben, will die Deutsche Post das Porto erhöhen. "Der Brief ist ein schrumpfendes Geschäft", argumentiert Unternehmens-Chef Appel. Um die Post-Mitarbeiter ordentlich zu bezahlen müsse deshalb das Briefporto steigen.
Der Chef der Deutschen Post, Frank Appel, will die sinkenden Gewinne aus dem Briefgeschäft mit einer Portoerhöhung auffangen. In einem Interview der «Wirtschaftswoche» forderte er die Berliner Politik auf, das Postgesetz zu ändern. «Die Bundesregierung muss den rechtlichen Rahmen an die künftigen Entwicklungen anpassen», wurde der Manager in der Vorabmeldung vom Samstag zitiert.
Auf die Frage, ob er die Politik oder die Bundesnetzagentur um Erlaubnis fragen werde, die Portopreise anzuheben, sagte Appel demnach: «Auch darüber müssen wir reden. Fakt ist, dass wir das Porto seit zwölf Jahren nicht erhöht haben.» Mitarbeiter müssten vernünftig bezahlt werden.
Kunden schreiben lieber E-Mails
Appel sagte, dass zwei bis drei Viertel des Rückgangs im Briefgeschäft nicht auf die Konjunktur zurückzuführen seien. «Wir verlieren stetig Masse, weil unsere Kunden immer mehr E-Mails statt Briefe schreiben. Der Brief ist ein schrumpfendes Geschäft.»
Eine klare Absage erteilte Appel der Meldung zufolge Zukäufen im Ausland: «Es ist unrealistisch, die derzeitigen Rückgänge in Deutschland durch Geschäft im Ausland wettmachen zu wollen. Dort kämpfen die Postunternehmen mit denselben Problemen wie wir.»
Appel hält Internet-Werbung für überbewertet
Trotz der Verluste beim Geschäft mit adressierten Werbesendungen rechnet der Post-Chef zukünftig wieder mit einem Anstieg in diesem Bereich. Die Werbung im Internet werde überschätzt. «Momentan ist es einfach attraktiv, Online-Werbung zu machen. Das ist wieder so ein Herdentrieb-Effekt. Viele denken: Weil alle Werbung im Internet schalten, müssen wir es auch tun», wurde Appel zitiert. Doch die klassische Werbepost sei meist effektiver. «Das bestätigen unsere Marktforscher. Das Geschäft wird daher zurückkommen.» (ap)