Düsseldorf. Der weltweite Konjunktureinbruch hat Deutschlands größten Stahlproduzenten Thyssen-Krupp hart getroffen. Der Konzern rutscht 2008/2009 tief in die roten Zahlen. Der Rekordverlust: knapp 2,4 Milliarden Euro.
Für das Geschäftsjahr 2008/2009 muss Thyssen-Krupp das U einen Rekordverlust von knapp 2,4 Milliarden Euro vor Steuern ausweisen, wie Konzernchef Ekkehard Schulz am Freitag in Düsseldorf mitteilte. «Das Geschäftsjahr 2008/2009 war das bisher schwerste in der Geschichte von Thyssen-Krupp», sagte der Manager. Im Vorjahr hatte der Konzern noch einen Vorsteuergewinn von 3,1 Milliarden Euro gemacht.
Der Konjunktureinbruch hinterließ tiefe Spuren in fast allen für ThyssenKrupp wichtigen Märkten - von der Autoindustrie bis zum Maschinenbau. Der Umsatz des Konzerns brach im abgelaufenen Geschäftsjahr um 24 Prozent auf 40,6 Milliarden Euro ein.
Der Ergebnis vor Steuern und Sondereffekten war mit minus 734 Millionen Euro tiefrot. Zudem belasteten Einmaleffekte in Höhe von rund 1,6 Milliarden Euro das Ergebnis. Dazu gehörten Anlaufkosten für die neuen Stahlwerke in Brasilien und den USA von rund 250 Millionen Euro, aber auch die Kosten für die Restrukturierung des Konzerns und notwendige Abschreibungen in einer Gesamthöhe von 1,4 Milliarden Euro.
Kein rascher Aufschwung in Sicht
Konzernchef Schulz betonte, Thyssen-Krupp habe mit einmaligen Aufwendungen Vorsorge für alle Eventualitäten getroffen und eine solide Basis geschaffen, um aus der Krise gestärkt hervorzugehen. In das am 1. Oktober begonnene neue Geschäftsjahr 2009/2010 geht der Stahlriese mit eher gedämpften Optimismus.
Aufgrund des nach wie vor zögerlichen Auftragseingangs erwartet der Konzern keinen raschen Aufschwung, sondern lediglich eine Stabilisierung des Umsatzes auf dem Niveau des Krisenjahres 2008/2009. Doch würden die eingeleiteten Sparmaßnahmen beim Gewinn «eine signifikante Verbesserung hin zu einem wieder positiven Ergebnis» bringen, sagte Schulz. Der Konzern erwartet für das laufende Jahr ein um Sondereinflüsse bereinigte positives Vorsteuerergebnis in niedriger dreistelliger Millionenhöhe.
Schulz betonte, es sei derzeit nicht absehbar, wie lange es dauern werde, bis die Branche wieder das Niveau vor der Krise erreichen werde. Dies könne drei bis fünf Jahre in Anspruch nehmen. Der Konzern habe deshalb entschlossen die notwendigen Maßnahmen ergriffen.
Dividende von 0,30 Euro je Aktie geplant
So wurde die Mitarbeiterzahl weltweit bereits um fast 12.000 auf nur noch knapp 190.000 verringert. Auch in Deutschland sank die Zahl der Beschäftigten um 4.000. Die Reduzierung der Belegschaft werde auch im laufenden Jahr weitergehen - durch den Verkauf von Firmenteilen, aber auch durch einen Personalabbau etwa in der Verwaltung, kündigte Schulz an. Doch nannte er keine konkreten Zahlen.
Fast alle Konzernsparten schrieben 2008/2009 tiefrote Zahlen. Am höchsten fielen die Verluste im Edelstahlbereich sowie im Geschäftsbereich Technologies aus, der unter Stornierungen im Schiffsbau, dramatischen Absatzrückgängen im Autozuliefergeschäft und Verzögerungen im Anlagenbau litt. Auch die Stahlsparte und der Servicebereich machten hohe Verluste. Lediglich die Aufzugsparte zeigte sich von der Krise weitgehend unbeeindruckt und erzielte Bestmarken bei Umsatz und Ergebnis.
An die Aktionäre will der Konzern in diesem Jahr trotz der hohen Verluste eine Dividende von 0,30 Euro je Akte ausschütten. Die dazu nötigen Mittel in Höhe von 139 Millionen Euro sollen aus Rücklagen genommen werden. Wichtig ist die Dividendenkontinuität vor allem für die Krupp-Stiftung, den mit 25,3 Prozent größten Einzelaktionär. (ap)