2009 ist das schlechteste Stahljahr seit 1963: Mit 32 Millionen Tonnen wird die Endabrechnung der deutsche Stahlkocher um 30 Prozent unter der Produktion des Vorjahres liegen.
Dennoch sieht die Branche mit vorsichtigem Optimismus auf die kommenden Monate.
Zur Jahresmitte sei der Tiefpunkt durchschritten worden, erläuterte gestern der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Hans Jürgen Kerkhoff. Seither gehe es wieder aufwärts mit der Rohstahlproduktion. Habe man bei der Kapazitätsauslastung im schlechtesten Monat des Jahres, im April, unter 50 Prozent gelegen, so seien inzwischen wieder 80 Prozent erreicht. Die Gesamtkapazität aller deutschen Hütten beträgt 52 Mio Tonnen pro Jahr.
Waren im August sechs von 15 deutschen Hochöfen stillgesetzt, so sind es derzeit noch drei – einer davon bei den Hüttenwerken Krupp-Mannesmann im Süden Duisburgs. Thyssen-Krupp Steel hat einen stillgelegten Hochofen in Hamborn vor Kurzem wieder aufgeheizt, um Stahl für Alabama liefern zu können.
Wichtige Kunden der Stahlindustrie hätten wegen der weltweiten Krise nicht nur weniger produziert, sondern auch noch ihre Lagervorräte abgebaut und so den Auftragsrückgang für die Stahlkocher noch weiter verstärkt. Inzwischen werde aber, so Kerkhoff weiter, mit knapp drei Mio Tonnen pro Monat wieder mehr als doppelt so viel geordert wie im ersten Quartal des Jahres.
Sorgen bereiten der deutschen Stahlindustrie zum einen Überkapazitäten in Ländern wie China, Russland und Ukraine mit möglichen Auswirkungen auf die europäischen Märkte, zum anderen die Preise für Rohstoffe wie Eisenerz und Kokskohle, die trotz Krise immer noch über dem Niveau von 2007 liegen.
Ein weiteres Problemfeld für die Stahlproduzenten bleibt der Emissionsrechtehandel. Die „europäische Begeisterung für den Klimaschutz” werde im Rest der Welt „offenbar nur halbherzig geteilt”, klagte Kerkhoff. Die heimische Stahlindustrie sage „Ja” zu einem globalen Abkommen, in dessen Rahmen aber alle wesentlichen Industrieregionen der Welt zum Klimaschutz beitragen sollten.
Die Aussichten für kommende Stahljahr beurteilt die Wirtschaftsvereinigung noch sehr vorsichtig. Das Schlimmste sei überstanden, aber es bleibe schwierig. Normalität erwartet die Branchen erst für 2011.