Berlin. Die Wirtschaftskrise macht den Deutschen am meisten zu schaffen. Das belegt die aktuelle Studie über "Die Ängste der Deutschen 2009". Doch es gibt regionale Unterschiede. Die Menschen in NRW fürchten vor allem um ihren Job. Während die Hessen vor Terroranschlägen zittern.
Die Bayern haben tendenziell die größte Angst vor Naturkatastrophen, in Hessen sind die Befürchtungen vor Terroranschlägen am größten und die Sorge um steigende Arbeitslosigkeit treibt die Menschen in Nordrhein-Westfalen am meisten um. Bundesweit überwiegt derzeit aber die Angst vor einer Verschlechterung der allgemeinen Wirtschaftslage, wie die am Donnerstag in Berlin veröffentlichte Studie «Die Ängste der Deutschen 2009» zeigt.
Zwei von drei Deutschen befürchten danach, dass sich die Wirtschaft in Deutschland weiter verschlechtert. Damit nimmt diese Angst seit 2003 erstmals die Spitzenposition unter den größten Ängsten ein. Lediglich wenige Prozentpunkte darunter landeten die Sorgen vor einer höheren Arbeitslosigkeit sowie vor steigenden Lebenshaltungskosten.
"Deutsche bleiben in der Krisenzeit relativ gelassen"
Neben wirtschaftlichen Ängsten zeigt die Studie, dass die Deutschen auch die Sorge vor Naturkatastrophen und gesundheitlichen Problemen umtreibt. Rund jeder zweite Deutsche betrachtet es danach als einen Albtraum, im Alter zum Pflegefall zu werden oder schwer zu erkranken.
Als «erstaunlich» beurteilte der Berater der Studie, der Professor für Politische Wissenschaft an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Manfred Schmidt, dass das durchschnittliche Angstniveau der Deutschen trotz Wirtschafts- und Finanzkrise nicht gestiegen sei. Das durchschnittliche Angstniveau, also das Mittel der 16 größten Besorgnisse, liegt derzeit bei 44 Prozent und hat sich damit im Vergleich zu den vergangenen zwei Jahren nicht verändert.
Nach Ansicht von Schmidt liegt das hauptsächlich an drei Faktoren, die die Angst dämpfen. «Die Deutschen bleiben in der Krisenzeit relativ gelassen, weil das Krisenmanagement der Regierung wie eine Beruhigungspille auf sie wirkt», sagt der Politologe. Zudem sei der Wohlstand im Land weiterhin gegeben, auch wirkten sozialstaatliche Programme auf die Menschen stabilisierend.
Kaum noch Unterschiede zwischen Ossis und Wessis
Unterschiede zwischen ost- und westdeutschen Ländern bei der Beurteilung ihrer größten Sorgen gibt es offenbar kaum mehr. Die Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten liegt im Osten aber seit nunmehr zehn Jahren unangefochten auf Platz Eins, während diese Sorge in Westdeutschland lediglich Rang drei einnimmt.
Bundesweit zeigt sich, dass Frauen insgesamt ängstlicher als Männer sind. Der größte Unterschied der Ängste zwischen Männern und Frauen zeigen sich beim Thema Gesundheit. Während 56 Prozent der weiblichen Befragten angaben, sich vor einer schweren Erkrankung zu fürchten, so sind es bei den Männern nur 43 Prozent.
Im Vergleich der einzelnen Altersklassen wird deutlich, dass sich die derzeit 40- bis 50-Jährigen am meisten sorgen. Die über 60-Jährigen und unter 20-Jährigen blicken dagegen gelassener in die Zukunft.
Die R+V-Versicherung führte die repräsentative Studie bereits zum 19. Mal durch. In diesem Jahr wurden 2365 Deutsche im Alter ab 14 Jahren zu ihren größten Ängsten befragt. Die Befragungen fanden bei persönlichen Interviews zwischen dem 12. Juni und 17. Juli statt. Die einzelnen Länderergebnisse zeigen lediglich Trendentwicklungen an. (ddp)