Gütersloh. Gut zwei von fünf Beschäftigten gehen einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung zufolge krank zur Arbeit. Als Gründe nennen zwei Drittel der betroffenen Erkrankten vor allem Pflichtgefühl.

Der am Mittwoch in Gütersloh veröffentlichte Gesundheitsmonitor der Bertelsmann-Stiftung ergab, dass gut zwei von fünf Beschäftigten krank zur Arbeit gehen. Laut Studie gaben 42 Prozent der abhängig und selbstständig Beschäftigten an, in den vergangenen zwölf Monaten mindestens zweimal krank gearbeitet zu haben.

Arbeiten aus Pflichtgefühl

Experten reden in diesem Zusammenhang von Präsentismus. Zwei Drittel der Befragten tun dies vor allem aus Pflichtgefühl und weil sonst Arbeit liegen bleibt. Alleinstehende sind besonders vom Präsentismus betroffen. Singles (78 Prozent) berichteten deutlich häufiger, krank zur Arbeit zu gehen, als Paare und Familien (69 Prozent).

Ein Grund könnte die unterschiedliche Neigung zu Krankheitsverleugnung sein. Die Annahme, dass es vor allem Selbstständige sind, die besonders oft krank arbeiten, kann allerdings nicht bestätigt werden. Das Gegenteil ist der Fall. Der Anteil an Selbstständigen (52 Prozent) ist deutlich kleiner als der Anteil der abhängig Beschäftigten (74 Prozent).

Prävention ist Führungssache

Ein gesunder Umgang mit Krankheit bei der Arbeit ist Führungssache. 65 Prozent der Befragten berichteten in diesem Zusammenhang über positive Erfahrungen und dass sie auf Hilfe und Unterstützung bei Kollegen sowie auf Verständnis bei Vorgesetzten hoffen konnten. Als weiterer Beweis dafür kann gelten, dass die Wahrscheinlichkeit eines vernünftigen Umgangs mit Krankheiten am Arbeitsplatz mit erhöhter Arbeitsfreude und gutem Betriebsklima zunimmt.

"Der unerwartet niedrige Anteil der Selbstständigen, die im Vergleich zu den abhängig Beschäftigten auch krank zur Arbeit gehen, unterstreicht vermutlich die Kostenrelevanz von Präsentismus", kommentiert Dr. Stefan Empter, Senior Director der Bertelsmann Stiftung, die Untersuchungsergebnisse.

"Studien zeigen, dass Kosten von Präsentismus deutlich über denen liegen, die infolge von Krankmeldungen anfallen. Die engagierte Führungskraft ist der Schlüssel, wenn es um Prävention von Präsentismus geht."