Hamburg. Die Zukunft des insolventen Versandhauskonzerns Quelle könnte sich noch diesen Monat entscheiden. Ein Überleben wird indes immer unwahrscheinlicher. Potenzielle Kaufinteressenten schrecken zurück, weil der Händler defizitär ist.
Die Zukunft des Versandhändlers Quelle soll sich noch im Oktober entscheiden. «Dies gilt sowohl für Quelle Deutschland als auch die Quelle-Gesellschaften in den Wachstumsmärkten Mittel- und Osteuropas», sagte Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg am Donnerstag in Essen.
Vier Kaufinteressenten im Gespräch
Nach Angaben des Beauftragten des Insolvenzverwalters für den Versandhandel, Jörg Nerlich, sind nach wie vor vier Kaufinteressenten am Investorenprozess für den zum Arcandor-Konzern gehörender Versandhändler beteiligt. Keiner der ernsthaft interessierten Investoren habe sich zurückgezogen, sagte er weiter.
Derweil berichtete die Wirtschaftsnachrichtenagentur Dow Jones Newswires unter Berufung auf Insider, dass es nur noch drei Interessenten für Quelle gebe. Dabei handele es sich um die Private-Equity-Gesellschaften Cerberus, Golden Gate und Texas Pacific Group (TPG). Ob die Bieter jedoch bereit sind, den Primondo-Verbund als Ganzen zu übernehmen, blieb dabei unklar.
Indizien für ein baldiges Aus
Auch die «Financial Times Deutschland» (Donnerstagausgabe) hatte zuvor berichtet, dass Interessenten für Quelle abgesprungen seien und es nur noch Bieter für Einzelbereiche der Versandhandelssparte Primondo gebe. «Wir glauben nicht mehr an einen Gesamtverkauf», zitiert die «Financial Times Deutschland» in ihrer Donnerstagsausgabe mehrere Teilnehmer der Übernahmeverhandlungen.
Da potenzielle Kaufinteressenten vor dem defizitären Versandhändler zurückschreckten, habe Insolvenzverwalter Jörg Nerlich kürzlich auch Angebote für die anderen Geschäftsbereiche der Versandsparte Primondo zugelassen, zu der Quelle gehört. Der Zeitung zufolge werten Insider es als Indiz für ein mögliches Aus von Quelle, dass die Warenbestellung für die Sommersaison 2010 ausgesetzt worden sei.
Rücksicht auf die Investoren
Nerlich bestätigte unterdessen, dass auf Bitten der Bieter «so weit als möglich Rücksicht auf die Interessenlage der Investoren» genommen werde. Die «Financial Times Deutschland» hatte berichtet, dass alle Bieter darauf bestünden, den Abbau von 3700 der rund 10 500 Stellen bei Quelle noch vor dem Verkauf abzuschließen.
Die Insolvenzverwaltung hatte sich mit dem kompletten Stellenabbau bis Ende Januar 2010 Zeit lassen wollen. 3100 Stellen seien bereits bis Ende September gestrichen worden, erklärte ein Sprecher des Insolvenzverwalters. Man sehe die Möglichkeit, rund zwei Drittel der Arbeitsplätze der Primondo-Gruppe abzusichern. (afp/ddp)