Essen. Mietpreise für Ladenlokale sind ein Spiegelbild der Kaufkraft. Der Immobilienverband hat Zahlen vorgestellt – Innenstädte des Ruhrgebiets schwächeln.
Es ist ein Phänomen, das viele Innenstädte an Rhein und Ruhr kennen: Die Kaufkraft fehlt und die Mietpreise der Ladenlokale sinken mangels Attraktivität des Standortes. Diese Entwicklung ist aber nicht überall zu beobachten, denn in Einkaufsstraßen anderer Städte, floriert das Geschäft – sie sind Kundenmagnet. Zu diesem Ergebnis kommt der Immobilienverband IVD West, der die Ladenmieten in NRW-Städten unter die Lupe genommen hat.
Während Ostwestfalen und das Rheinland besonders gut dastehen, zeigen niedrigere Ladenpreise im Ruhrgebiet, dass die Region wirtschaftsschwächer ist. In Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern sind starke Schwankungen der Ladenmieten erkennbar – nach oben, wie nach unten.
Im Ruhrgebiet sinken Kaufkraft und Mietpreis simultan
Für den Einzelhandel im Ruhrgebiet ist Dortmunds Innenstadt ein teures Pflaster. Mieter müssen für ein Ladenlokal in Toplage pro Quadratmeter 220 Euro Kaltmiete bezahlen. „Dortmund profitiert von einem größeren Einzugsgebiet“, sagt IVD-Presssprecher Jörg Utecht. „Kunden, die aus Ostwestfalen ins Ruhrgebiet fahren, kommen zum Einkauf nach Dortmund und nicht nach Essen.“ Hinzugewonnen hat im Revier auch Hagens Innenstadt: Nach einer Preissteigerung um 17 Prozent liegt der Preis für den Quadratmeter bei 70 Euro.
Die größten Verlierer im Ruhrgebiet sind Bochum und Duisburg. In Duisburg sanken die Mietpreise um sechs Prozent auf einen Quadratmeterpreis von 85 Euro. Bochum musste sogar sinkende Preise im zweistelligen Bereich hinnehmen. Hier liegt die Kaltmiete nur noch bei 110 Euro. Dazu sagt Utecht aber, „dass das kein langfristiger Trend in Bochum ist.“ In den großen Ruhrgebietsstädten herrsche preislicher Stillstand.
Ladenpreise schwanken von Region zu Region
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Spitzenreiter in NRW ist Düsseldorf. Die Shoppingmeile Königsallee in der Innenstadt konnte die Mietpreise um 8 Prozent auf 280 Euro pro Quadratmeter erhöhen. Die hochpreisigen Waren spielen dabei eine große Rolle, denn die KÖ zieht Kunden mit gefüllten Geldbörsen an. Die Kölner Ladenpreise liegen seit zwei Jahren auf konstantem Niveau bei 260 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter, wobei Pressesprecher Utecht anmerkt, dass der Quadratmeterpreis noch Spielraum hätte.
In Westfalen steht Münster im Ranking ganz weit oben mit 190 Euro Quadratmeterpreis, gefolgt von Bielefeld und Paderborn mit 95 und 90 Euro in Ostwestfalen. „Das ist eine wirtschaftlich gesunde Region mit wachsender Forschung, mittelständischer Industrie und steigender Kaufkraft“, sagt Utecht.
In kleineren Städten sinken die Ladenmieten
Neben den Großstädten wurden auch die Ladenpreise in kleineren Städten untersucht. Der IVD West hat festgestellt, dass die Mieten im Durchschnitt um ein bis drei Prozent gesunken sind. „Je besser die Infrastruktur und die Anbindung der kleineren Gemeinden sind, desto stabiler sind die Ladenpreise“, sagt Utecht. Denn die örtliche Nähe der kleinen Städte zu den größeren bestimmt, ob sie von der Zugkraft der Ballungszentren profitieren können.
Neuss und Erkrath sieht Utecht mit einer deutlichen Steigerung der Mietpreise als Gewinner, denn „Neuss ist mit sehr zentraler Lage und Nähe zur A57 ein Scharnier zum Niederrhein.“ Ländliche Gemeinden, wie Emmerich oder Plettenberg, mussten dagegen sinkende Ladenpreise um elf, beziehungsweise 17 Prozent hinnehmen.
„In urbanen und ländlich geprägten Regionen geht die Schere in NRW immer weiter auseinander“, begründet der IVD-Presssprecher die Studienergebnisse, die der Verband einmal im Jahr Ende August veröffentlicht.