Frankfurt/Main. Die IG Metall fordert einen Mindestlohn für Leiharbeiter und kritisiert den zunehmenden Missbrauch von Leiharbeit. Arbeits- und Tarifbedingungen werden so immer mehr unterlaufen und Dumpinglöhne etabliert, sagte IG Metall-Vize-Chef Detlef Wetzel am Mittwoch.

Die IG Metall hat den zunehmenden Missbrauch von Leiharbeit angeprangert. Arbeits- und Tarifbedingungen werden so immer mehr unterlaufen und Dumpinglöhne etabliert, wie die Gewerkschaft am Mittwoch mit Verweis auf die von ihr in Auftrag gegebene wissenschaftliche Studie «Funktionswandel von Leiharbeit» erklärte.

220.000 Stellen weniger bei Leiharbeit als vor einem Jahr

Zugleich warnte die IG Metall vor einem massiven Anstieg solcher Beschäftigungsverhältnisse. «Wenn die Politik nicht endlich handelt, ist sie dafür verantwortlich, dass weitere zwei Millionen Menschen eine Perspektive auf eine gesicherte Zukunft und ein gutes Leben verwehrt wird», sagte Detlef Wetzel, Zweiter Vorsitzender der IG Metall in Frankfurt am Main.

Wetzel wies darauf hin, dass die Zahl der Stellen in der Leiharbeitsbranche von Juli 2008 bis zum Mai dieses Jahres von mehr als 720.000 auf nur noch etwas mehr als 500.000 Stellen gesunken sei. Nicht nur dies sei ein Indiz dafür, dass es in der Branche einen «unverantwortlichen Umgang mit Arbeitnehmern» gebe.

Mit der zuletzt leichten Erholung der Wirtschaft habe sich auch wieder eine Zunahme der Leiharbeiter abgezeichnet. Wetzel warnte davor, dass im Zuge des nächsten Aufschwungs immer mehr reguläre Arbeitsplätze in solche unsicheren Beschäftigungsverhältnisse umgewandelt werden könnten, so dass dann bei einem Abschwung mit der jetzigen Rechts- und Tariflage bis zu 2,5 Millionen Zeitarbeitsstellen ohne größere Probleme wieder abgebaut werden könnten.

Mindestlohn für Zeitarbeiter gefordert

In einem von bislang mehr als 100 Betriebsräten unterzeichneten Mahnruf an die Politik fordert die Gewerkschaft einen Mindestlohn für Leiharbeiter. Zudem sollten diese Arbeitnehmer genauso entlohnt werden wie festangestellte Beschäftigte, die die gleiche Tätigkeit ausüben - gemäß dem Grundsatz «Gleiches Geld für gleiche Arbeit».

Maximal für sechs Monate soll nach dem Willen der IG Metall ein Leiharbeiter an einen Betrieb überlassen werden dürfen. Die Dauer des Arbeitsverhältnisses mit der Zeitarbeitsfirma müsse länger sein als der Einsatz bei einem Entleiher, damit es nicht dazu kommen könne, dass Zeitarbeitsunternehmen Verträge über wenige Tage abschließen. Zudem forderte die IG Metall mehr Mitbestimmungsrechte für die Betriebsräte bei der Leiharbeit.

Wetzel kritisierte insbesondere FDP und Union, die mit ihren Plänen den Weg für Auswüchse in der Branche forcierten. Es sei unerträglich, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel zu diesem Thema schweige und Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg die Leiharbeit trotz aller gegenteiligen Erkenntnisse noch immer als Brücke in den ersten Arbeitsmarkt feiere. (ap)