Essen. . Der schwedische Möbelgigant Ikea setzt seinen Expansionskurs trotzdem fort. Städte und Einzelhändler im Ruhrgebiet sehen die Ansiedlung kritisch.
Ikea will sein Filialnetz weiter ausbauen. In Bottrop und Essen laufen die Planungen auf Hochtouren, in Wuppertal stehen auf matschigem Feld an der Grenze zu Sprockhövel schon die Baukräne. Wenn es nach dem schwedischen Möbelgiganten geht, sind die aktuell zehn NRW-Standorte nicht genug. So plane man, sich mittelfristig im Umkreis von Bochum und Herne, langfristig auch bei Castrop-Rauxel anzusiedeln, heißt es von einer Unternehmenssprecherin.
Doch in vielen Städten geraten die ehrgeizigen Pläne schon jetzt ins Wanken. Kommunen und Einzelhändler sehen besonders Einrichtungshäuser, die mit riesigen Fachmarktzentren kommen, kritisch. Ikea vermietet in diesen Homeparks Geschäftsräume an verschiedene Einzelhändler, zum Beispiel Elektronikfachmärkte oder Geschäfte für Baby- oder Tierbedarf. In den Städten wächst die Angst, dass solche Zentren Kunden aus den ohnehin schlecht besuchten Innenstädten ziehen könnten.
Klagewelle gegen Ikea-Ansiedlung in Wuppertal
Genau aus diesem Grund hat die NRW-Landesregierung die Ansiedlung eines Homeparks an der Stadtgrenze zu Sprockhövel vor einigen Jahren gestoppt. Sport- und Elektronikmärkte sollten dort in bester Verkehrslage am Autobahnkreuz Wuppertal Nord eröffnen. Laut Landesentwicklungsplan waren die Gewerbeeinheiten deutlich zu groß. Nach ersten Plänen hätte allein der Elektronikfachmarkt eine Grundfläche von 10.000 Quadratmetern gehabt. Zum Vergleich: Ikea plant nun mit einer Bruttogeschossfläche von 34.000 Quadratmetern.
Einzelhändler in Sprockhövel liefen damals dagegen Sturm – mit Erfolg. Der Homepark an der Grenze zu Sprockhövel ist Geschichte, Ikea kommt trotzdem. Eine Eröffnung ist für den Spätsommer dieses Jahres geplant. Dabei hieß es vor drei Jahren noch, dass sich Ikea eine Ansiedlung ohne Fachmarktzentrum nicht vorstellen könne. Nun wollen die Schweden das Konzept lieber „schnell und komplikationslos“ umsetzen, als sich auf einen jahrelangen Rechtsstreit einzulassen. Der scheint nicht ausgestanden.
Derzeit laufen noch zwei Klagen gegen den Bau – ein Gutachter hatte im Auftrag von Anwohnern festgestellt, dass die Verkehrsbelastung durch Ikea-Kunden höher sei als zunächst angenommen. Die Klagen werden im Eilverfahren behandelt, ein Ergebnis gibt es wohl nicht vor Ende Februar.
Bedenken in Duisburg
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Protest gegen Expansions-Pläne gab es auch in Duisburg-Meiderich. Dort hatte der Möbelkonzern neben einer bestehenden Filiale 2012 bereits das „Glashaus“ mit Gartenmöbeln und Saisonware eröffnet. Ikea liebäugelte aber weiter mit einem Fachmarktzentrum auf dem Gelände. Dieser Plan scheiterte in Duisburg. Vom Unternehmen heißt es: „Es gibt aktuell keine Planung für ein Fachmarktzentrum.“
Kompromiss in Essen
Vor vier Jahren schreckte Ikea die Essener Politik auf: In aktueller Form sei das Haus in der Essener Weststadt nicht zukunftsfähig, sagte eine Ikea-Sprecherin damals. Man wolle das Einrichtungshaus erweitern, am besten mit einem Fachmarktzentrum. Von bis zu neun Hektar Platz war damals die Rede. Darauf wollte sich die Politik nicht einlassen, den Möbelriesen aber auch nicht aus der Stadt vertreiben.
Der Kompromiss: Ikea zieht in den Kruppgürtel – ohne Homepark. Man sei in Gesprächen mit der Stadt und Thyssen-Krupp, stehe aber noch am Anfang der Planungen. Zu weiteren Details möchte sich der schwedische Konzern auf Nachfrage nicht äußern. „Manchmal müssen wir den ursprünglichen Plan ändern“, sagt Sprecherin Chantal Gilsdorf.
Planungsbeginn in Bottrop
Deutlich weniger Probleme hat Ikea in Bottrop. Dort stehen die Planungen noch ganz am Anfang. Ikea rechnet – wenn alle anstehenden Genehmigungsverfahren positiv verlaufen – mit einem Baubeginn für Anfang 2018. Ein Fachmarktzentrum stand in Bottrop nie zur Diskussion. Sorgen bereiten Kritikern allerdings die bis zu 6400 Autos, die täglich zum Möbelhaus pendeln sollen.
Die anhaltenden Probleme mit den Städten möchte Ikea aber nicht als Niederlage bezeichnen. „Wir müssen pragmatisch bleiben“, sagt Chantal Gilsdorf. Das Unternehmen müsse sich im Zweifel jedes Mal fragen, ob eine Ansiedlung auch ohne einen Homepark sinnvoll sei. „Wenn so eine Filiale für uns trotzdem wirtschaftlich ist und wir einen großen Bedarf an Möbeln sehen, dann machen wir trotzdem weiter.“