Berlin/Duisburg. Durch den Abgas-Skandal bei Volkswagen erwartet Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer auch Wertverluste bei Leasing und Autokrediten.

Der VW-Abgasskandal wird erhebliche finanzielle Belastungen für die VW-Tochter VW Financial Services und die VW-Handelsorganisation mit sich bringen. Das ist das Ergebnis einer Analyse des CAR-Instituts der Universität Duisburg-Essen. In Deutschland könnten sich die Belastungen bis zu einer Milliarde Euro summieren, sagte Institutsdirektor Ferdinand Dudenhöffer unserer Zeitung.

Der Hauptgrund seien schlechtere Restwerte: die Wiederverkaufswerte der Leasing-Rückläufer der mit manipulierten EA-189-Motoren ausgestatteten Fahrzeuge. Ein Großteil dieser Fahrzeuge wird von der VW-Tochter VW Financial Services finanziert. Weltweit dürfte der Schaden die Milliarden-Euro-Grenze überschreiten, so Dudenhöffer.

Finanzierung wichtige Säule für VW

Nach eigenen Angaben hat die VW-Tochter VW-Financial Services im Jahr 2014 in Deutschland 712 000 Finanzierungs- und Leasingverträge für Neuwagen abgeschlossen. Gleichzeitig haben die VW-Konzernmarken im Jahr 2014 in Deutschland 1,2 Millionen Neuwagen in die Zulassung gebracht.

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Von 100 Neuwagen der VW-Konzernmarken in Deutschland wurden demnach 59 von der VW Financial Services finanziert. Damit könne man errechnen, dass von den 2,8 Millionen manipulierten VW-Dieselfahrzeugen in Deutschland rund 50 Prozent über die Financial Services finanziert sind, heißt es in der Analyse.

Das Finanzierungsgeschäft ist ein bedeutendes Geschäftsfeld des Konzerns mit steigenden Umsätzen (siehe Grafik). Die wichtigsten Finanzierungsprodukte sind das Leasing und der „AutoCredit“. Dieser Kredit ist im Prinzip ein Leasing mit Vorkaufsrecht und weist das Restwertrisiko dem Leasinggeber zu. Die Wertverluste im Leasing und im „AutoCredit“ fallen am Ende der Laufzeit damit bei der VW Financial Services und deren VW-Händlerorganisation an.

Die Hälfte der manipulierten Autos finanziert

Knapp 70 Prozent aller Finanzierungen entfallen nach Schätzungen der Experten auf die beiden Finanzierungsarten Leasing (Geschäftskunden) und „AutoCredit“ (Privatkunden). Rechne man eher konservativ, dass 50 Prozent der 2,8 Millionen manipulierten Fahrzeuge finanziert werden und 70 Prozent dieser Finanzierungen auf die gängigen Leasing und „AutoCredit“-Produkte entfallen, seien knapp eine Million der in Deutschland verkauften Fahrzeuge mit EA 189 Motoren am Ende ihrer Finanzierungszeit entweder in den Besitz der VW Financial Services oder der VW-Handelsorganisationen übergegangen.

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Damit müssen diese beiden Organisationen auch die Einbußen beim Gebrauchtwagengeschäft dieser Fahrzeuge „verkraften“. Die Verluste aus den schlechteren Restwerten laufen bei ihnen auf. Wie groß der Wertverlust genau wird, sei schwer zu beziffern, meinen die Experten. Aber man könne in Analogie zur Einführung der Partikelfilter mit rund 1000 Euro pro Fahrzeug rechnen. „Damit wären nach unserer Rechnung zukünftige Belastungen von bis zu einer Milliarde Euro für VW-Financial Services und die VW-Handelsorganisation in Deutschland zu erwarten“, so Dudenhöffer.

Schaden von mehr als einer Milliarde Euro

Da weltweit von den elf Millionen mit EA-189-Motoren bestückten Fahrzeugen ebenfalls viele von VW-Financial Services finanziert werden, müsse mit einem Schaden für die VW-Tochter und ihrer Handelsorganisation von mehr als einer Milliarden Euro gerechnet werden.

VW-Financial-Services teilte auf WAZ-Anfrage mit, man werde „dazu derzeit keine Auskunft geben“.