Berlin. Die Entwicklungsvorstände von Audi und Porsche sollen, Medienberichten zufolge, ihren Hut nehmen. Die beiden Manager waren lange Jahre für VW tätig.

Nach dem Rücktritt von VW-Konzernchef Martin Winterkorn sollen einem Zeitungsbericht zufolge auch die Entwicklungsvorstände von Audi und Porsche ihren Hut nehmen. Das Ausscheiden von Ulrich Hackenberg und Wolfgang Hatz solle auf der VW-Aufsichtsratssitzung am Freitag beschlossen werden, berichtete die "Bild"-Zeitung vorab aus ihrer Freitagausgabe.

Die beiden sollten die technische Verantwortung für die Abgas-Affäre übernehmen. Die beiden Manager waren viele Jahre für VW tätig, Hackenberg als Entwicklungschef und Hatz als oberster Motorenentwickler. Der Einbau der verbotenen Software fällt dem Bericht zufolge in ihre Amtszeit. Volkswagen, Audi und Porsche lehnten eine Stellungnahme ab.

Hackenberg war 2007 zusammen mit Winterkorn von Audi nach Wolfsburg gewechselt. Er gilt als Erfinder des Baukastensystems, das Volkswagen derzeit bei immer mehr Marken einführt. Später kehrte Hackenberg nach Ingolstadt zurück, um Audi mit neuen Elektroautos auf die Sprünge zu helfen.

Dobrindt: VW-Abgas-Skandal betrifft auch Autos in Europa

Das Abgas-Desaster bei Volkswagen wird immer größer: Der Konzern räumte nach den Worten von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt ein, auch in Europa bei Tests die Abgaswerte von Dieselfahrzeugen manipuliert zu haben. "Es wurde uns mitgeteilt, dass auch in Europa Fahrzeuge mit 1,6 und 2,0-Liter Dieselmotoren betroffen sind von den in Rede stehenden Manipulationen", sagte der CSU-Politiker am Donnerstag in Berlin.

Aufsichtsrat entscheidet über Winterkorn-Nachfolger

Der Aufsichtsrat will auch über einen Nachfolger für Winterkorn entscheiden. Die besten Karten hat Insidern zufolge Porsche-Chef Matthias Müller. Winterkorn hatte am Mittwoch erklärt, er übernehme die Verantwortung für die Unregelmäßigkeiten. Er tue dies im Interesse des Unternehmens, obwohl er sich keines Fehlverhaltens bewusst sei.

Dobrindt ließ offen, ob die VW-Fahrzeuge nun aus dem Verkehr gezogen werden müssten. Die genaue Zahl der betroffenen Pkw sei noch unbekannt. Zugleich kündigte der Vekehrsminister an, die angeordneten Abgas-Nachprüfungen würden auch auf andere Marken als VW ausgedehnt. Wegen eines Berichts über angeblich ebenfalls erhöhte Abgas-Werte bei Dieselfahrzeugen brach die BMW-Aktie zeitweise um mehr als neun Prozent ein. BMW erklärte dazu, bei seinen Fahrzeugen blieben alle Abgassysteme immer aktiv.

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Auch beim Autobauer Ford gibt es nach Aussagen des Unternehmens keine Manipulationen mit Abgaswerten durch den Einbau von Abschalt-Software. Weitere Autobauer wie Daimler, Opel und Fiat betonten, sie hielten sich an die gültigen Regeln.

Neben Audi auch Skoda und Seat betroffen

Von den Problemen mit manipulierten Abgaswerten bei VW sind neben Audi weitere Konzerntöchter betroffen. Innerhalb des Konzerns teilen sich die Unternehmen etliche Bauteile, darunter auch Motoren und Getriebe. Ein Sprecher der Volkswagentochter Skoda bestätigte am Donnerstag, Modelle der Reihen Fabia, Roomster, Octavia und Superb aus den Jahren 2009 bis 2013 seien teilweise mit den betroffenen Dieselmotoren ausgerüstet worden. Bei aktuellen Modellen gebe es keine Probleme.

Auch Seat bestätigte am Donnerstag, dass in dem Werk der spanischen VW-Tochter Fahrzeuge mit der manipulierten Diesel-Technologie montiert worden seien. Die genaue Zahl sei nicht bekannt, verlautete aus Unternehmenskreisen. Eine Untersuchung solle nähere Aufschlüsse bringen.

Verdeckter Rückruf von VW in den USA

Unterdessen wurde bekannt, dass VW bereits im April in den USA versucht hat, die Abgas-Manipulationen durch einen verdeckten Rückruf von Dieselautos zu beheben. Der Konzern forderte Halter von VW- und Audi-Fahrzeugen in einem Brief auf, ihre Autos in die Werkstätten zu bringen, um eine neue Software aufzuspielen. Diese sollte die Abgas-Emissionen optimieren und die Effizienz des Motors steigern. Ein Sprecher der kalifornischen Emissionsschutzbehörde sagte, das Schreiben sei Teil einer landesweiten Rückrufaktion von VW gewesen.

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VW war bereits im Mai vergangenen Jahres von Umweltschützern und US-Behörden wegen Abweichungen bei Abgaswerten kritisiert worden. Am vergangenen Freitag hatte die US-Umweltbehörde EPA mitgeteilt, sie habe herausgefunden, dass VW in Modellen der Jahre 2009 bis 2015 eine Software zur Umgehung von Emissionskontrollsystemen verbaut habe. Das Programm erkennt, ob das Auto auf einem Teststand läuft und reguliert den Motor so, dass die Grenzwerte eingehalten werden. Im Normalbetrieb liegen die Werte jedoch bis zu 40 Mal höher als vorgegeben.

VW hatte die Abgasmanipulationen in den USA daraufhin zugegeben und sich dafür entschuldigt. Für den Konzern könnte dies nach Angaben der US-Umweltbehörde EPA eine Strafe von bis zu 18 Milliarden Dollar nach sich ziehen. Bei internen Untersuchungen stellte sich zudem heraus, dass weltweit bis zu elf Millionen Fahrzeugen von Unstimmigkeiten in den Messwerten betroffen sein könnten. VW stellt für die Rückrufe rund 6,5 Milliarden Euro zurück und kündigte an, seine Gewinnziele zu kappen. Die VW-Aktie verlor massiv an Wert.

Dutzende Klagen gegen Volkswagen

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Von Michael Braun, Brigitte Scholtes

Seit Bekanntwerden des Skandals sind in den USA mindestens zwei Dutzend Klagen in sieben Bundesstaaten eingereicht worden. Die Anwälte argumentieren damit, dass VW die Kunden getäuscht habe, die mehr gezahlt hätten, um vermeintlich umweltfreundliche Autos zu fahren. Ein Anwalt will die Klagen bei einem US-Bundesgericht in Kalifornien zusammenfassen. Das Gericht von Bezirksrichter Fernando Olguin hat Erfahrung mit Klagen gegen Autobauer: Toyota erklärte sich 2012 in einem Vergleich zur Zahlung von 1,1 Milliarden Dollar bereit, um eine Sammelklage wegen Problemen mit Fußmatten und klemmenden Gaspedalen beizulegen. Hyundai und Kia zahlten 255 Millionen Dollar, weil sie einen zu niedrigen Benzinverbrauch angegeben hatten. (Reuters)