Wolfsburg. . Der VW-Abgas-Skandal in den USA verunsichert Verbraucher. Elf Millionen Diesel-Motoren sind betroffen, sagt VW. Sie stecken in zahlreichen Modellen.
Die Dimension entspricht knapp der kompletten Pkw-Jahresproduktion des Konzerns im vergangenen Jahr: Rund elf Millionen Dieselautos sind nach Angaben von Volkswagen weltweit von den Manipulationen der Abgaswerte betroffen. Dabei wurden vor allem bei dem Motor mit der Typenbezeichnung „EA 189“ auffällige Abweichungen zwischen Prüfstandswerten und realem Fahrbetrieb festgestellt.
Auch interessant
Hinter dieser Typbezeichnung verbergen sich nach Auskunft des Unternehmens die 1,2 TDI-, 1,6 TDI- und 2,0 TDI-Dieselmotoren ohne dass konkrete Fahrzeugmodelle genannt werden. Die betroffenen Motoren wurden seit 2007 nach der Euro-5-Norm gebaut und dürften nach Einschätzung von Autoexperten nicht nur in Fahrzeugen der Golf-Familie eingebaut worden sein. Allein in den USA hatte Volkswagen schon die Modelle Golf, Jetta, Beetle und Passat als betroffene Wagen genannt. „Deshalb dürften weltweit auch einige Modelle der Schwestergesellschaften Seat, Skoda und Audi, hier wohl der A3, betroffen sein“, sagte Uwe Treckmann, Analyst der Commerzbank.
Euro 6-Motoren sind laut VW nicht manipuliert
Denn diese Motoren würden bei den kleineren Modellen in der sogenannten „Querbauweise“ eingebaut. Von einer bestimmten Größe an werden die Motoren in Längsbauweise eingebaut, das sind vor allem die Audi-Modelle von den Typen A4 bis A8 als auch der Porsche Macan. Seit dem 1. September 2014 gilt wiederum die strengere Abgasnorm Euro 6 bei der Typ-Prüfung für neue Pkw. Diese Norm müssen seit Anfang dieses Monats alle neu zugelassenen Fahrzeuge erfüllen. Diese Autos sind laut Volkswagen von den Manipulationen jedoch nicht betroffen.
Auch interessant
Ohnehin käme auf die europäischen Kunden voraussichtlich nichts zu, glaubt Vincenzo Luca, Sprecher des TÜV Süd. In den USA seien ganz andere Grenzwerte vorgeschrieben als in Europa. „Das, was dort verboten ist, ist in Europa womöglich legitim“, sagt Luca. In Europa müsse der Hersteller bei der Zulassung eines Typs nachweisen, dass dieses die vorgeschriebenen Grenzwerte nicht überschreite. Das werde überprüft, wenn das Auto in Serie gegangen sei. „Da pickt sich der TÜV das ein oder andere Fahrzeug heraus, wenn es vom Band läuft“, erklärt Luca. Und diese Fahrzeuge würden dann beim TÜV auf Abweichungen zu der ursprünglichen Zulassungsprüfung getestet.
VW-Kunden sollten jetzt nicht in die Werkstatt fahren
VW-Kunden in Deutschland, die betroffene Diesel-Modelle besitzen, sollten jetzt aber nicht aus Sorge auf eigene Faust in eine Werkstatt fahren, rät der TÜV-Sprecher Luca. Dieser stehe nämlich die entsprechende Technik zur Prüfung nicht zur Verfügung – anders als dem TÜV und den Herstellern. „Das sind hochkomplexe Labore“, erklärt der TÜV-Süd-Sprecher. Der TÜV überprüft im Auftrag der deutschen Behörden die entsprechenden Werte und fasst diese in einem Prüfbericht zusammen. Allerdings, sagt der TÜV-Sprecher, könne auch der TÜV nicht alle Daten auslesen. Die meisten Motorkenndaten seien verschlüsselt und nur dem Hersteller zugänglich – aus Sorge vor Datendiebstahl.
Reine Motorenbauer unter den Zulieferern fürchten unterdessen, dass der VW-Skandal auch ihren Ruf ankratzen könnten, heißt es in Unternehmenskreisen. So gebe es heute längst Technologien, die Stickoxide des Diesels in den Griff bekommen, und zwar nicht nur im Testzyklus, sondern auch im normalen Fahrbetrieb, also bei höheren Geschwindigkeiten und stärkerer Beschleunigung. Insider halten es für denkbar, dass VW statt der modernen Technik eine billigere Lösung gewählt habe. So würden Motoren für den Hauptmarkt entwickelt und für andere Märkte nur angepasst.