Essen. . Um Flüchtlinge unterzubringen, mieten Städte mobile Notunterkünfte. Doch die werden teurer - weil die Hersteller kaum mit der Produktion nachkommen.
Hersteller und Verleihbetriebe kommen dem weiter wachsenden Bedarf an Wohncontainern zur Flüchtlingsunterbringung nur noch schwer nach. Die Produktion in den Werkshallen wird hochgefahren. Entsprechend geraten auch die Container-Vermieter an ihre Grenzen.
Bis zur Haupturlaubszeit wurde etwa beim Morsbacher Containerhersteller Säbu der Betrieb von einer auf zwei Schichten umgestellt. „Wir waren auch schon vor der Flüchtlingsthematik gut ausgelastet“, sagt Marketingleiterin Doris Klein. Die täglich eingehenden Anfragen könne das Unternehmen kaum mehr bedienen. Zudem seien nicht länger Preis und Qualität entscheidend, vielmehr die sofortige Verfügbarkeit. Auch Billigprodukte aus dem Ausland würden auf den Markt drängen.
Zulieferer kommen mit Produktion nicht nach
Bei Säbu soll die nächsten vier bis acht Wochen die Produktion so hoch wie möglich gefahren werden. Doch die nächsten Probleme stellen sich ein: Fachpersonal werde knapp und auch die Zulieferer kämen mit der Produktion nicht hinterher, hieß es aus dem Unternehmen. Türen und Fenster für die Wohncontainer seien im Säbu-Lager bereits ausgegangen. Der münsterländer Konkurrent Bolle berichtet zudem, vor allem technische Komponenten wie Trafos und Belüftungselemente seien immer schwerer zu beschaffen. Zulieferer hätten wegen der hohen Nachfrage ihre Preise erhöht.
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Benedikt Nußbaum, Geschäftsführer der Container-Vermietung Optirent, kann sich nicht entsinnen, dass die Nachfrage an Containern jemals so groß gewesen ist. Der Geschäftsführer ist seit 25 Jahren in der Branche tätig. „So extrem war es noch nicht einmal nach dem Konjunkturpaket II.“ Wegen des staatlichen Bauförderprogramms stieg damals der Container-Bedarf. Derzeit erhalte er 20 Anfragen pro Tag von Kommunen . Dabei würden die Aufträge ad hoc vergeben. „Es gibt keine Ausschreibungen. Die Anforderungen sind nicht groß definiert“, sagt Nußbaum. Es gehe um Verfügbarkeit.
Drei Millionen Euro Mietkosten für fünf Jahre
Aktuell hat die Stadt Herne entschieden, kurzfristig zwei Containerdörfer für 400 Flüchtlinge auf ehemaligen Schulhöfen bauen zu lassen. Mietkosten für fünf Jahre: drei Millionen Euro. Glücklich ist die Stadt damit nicht. Aber: „Wir geraten an unsere logistischen Grenzen“, sagte Sozialdezernent Johannes Chudziak.
In den nächsten zehn Wochen könnte zumindest Optirent keine größeren Anlagen aufbauen. Alles, was zusätzlich benötigt wird, könne der Betrieb nicht mehr aus dem Bestand stemmen, so Geschäftsführer Nußbaum. „Zu 90 Prozent muss alles, was ab jetzt rausgeht, neu produziert werden.“
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Auch beim Dienstleister Toi Toi & Dixi stößt man an Grenzen. „Die Kapazitäten sind aufgrund der erhöhten Nachfrage knapp. Das ist überall so“, sagt Marketingleiterin Astrid Gräf. Allein der Planungsaufwand für Wohncontainer sei nicht zu unterschätzen. Strom-, Wasser- und Abwasseranschlüsse und die Raumausstattung wollen geregelt sein.
Zelte kommen aus Frankreich
Doch nicht nur Container werden knapp. Das DRK Westfalen/Lippe hat bereits Probleme, an genug Zelte und Betten zu kommen, wie ein Sprecher dem WDR sagte. Die eigenen Lager seien leergeräumt. Allein in Westfalen/Lippe habe das DRK in den letzten Wochen 4500 Betten in verschiedene Notunterkünfte gebracht.
Durch die preistreibende Containerknappheit dürften auch die Kosten für die Städte weiter steigen. Aktuell spüre man das noch nicht, heißt es aus Duisburg. Steige die Zahl der Flüchtlinge weiter an, könne es aber zu Engpässen oder stark ansteigenden Preisen kommen, so ein Stadtsprecher.
Zur Forderung der Städte nach mehr Hilfe vom Land hieß es gestern aus dem Innenministerium, NRW habe dazu beigetragen, dass sich der Bund künftig an den Kosten beteiligen werde. Das Land sei derzeit dabei, mit den Kommunen ihre tatsächlichen Kosten zu ermitteln, was noch einige Wochen dauern werde. Erst dann mache es Sinn, auch über zusätzliche Landesmittel zu reden.