Frankfurt/Wiesbaden. Das Geschäft der deutschen Brauereien läuft 2015 bisher schleppend. Nach dem Ausnahmejahr 2014 müssen sie wieder gegen den schwindenden Bierdurst anwerben. Dabei verschieben sich die Marktanteile.

Nach der feucht-fröhlichen Fußball-Sommer-Party im vergangenen Jahr hat die deutschen Brauer der nachfolgende Kater erwischt. Im ersten Halbjahr 2015 brachten sie rund eine Million Hektoliter der alkoholhaltigen Sorten weniger unter die Biertrinker. Die Gesamtmenge von 46,9 Millionen Hektolitern entsprach einem Rückgang von 2,1 Prozent, berichtete das Statistische Bundesamt am Freitag.

Vor allem im Inland hatten die Menschen weniger Durst auf Pils und andere Sorten. Die versteuerte Biermenge ging überdurchschnittlich stark um 2,7 Prozent auf 38,6 Millionen Hektoliter zurück.

Das konnte nur zum Teil mit gestiegenen Exporten ausgeglichen werden, denn auch in der EU schwächelte der Absatz mit einem Minus von 4,7 Prozent merklich. Nach Übersee stiegen die Ausfuhren hingegen um 11,2 Prozent auf rund 3,3 Millionen Hektoliter.

Der deutsche Brauerbund macht Witterungsunterschiede als Hauptgrund für die schlechte Halbzeitbilanz 2015 aus. 2014 sei ein Ausnahmejahr gewesen, sagt Hauptgeschäftsführer Holger Eichele.

"Zu dem positiven Ergebnis 2014 beigetragen haben ein relativ kurzer Winter und das gute Wetter im Frühling und Frühsommer sowie die guten Umsätze während der Fußball-Weltmeisterschaft." Das alles habe 2015 gefehlt, so dass man auf einen sonnigen Sommer und einen milden Herbst hoffe.

Bayerische Brauereien im Ausland erfolgreich

Doch nicht alle Anbieter hat der Kater gleich schwer erwischt. Im Auslandsgeschäft sind vor allem die bayerischen Brauereien mit ihren Traditionsbieren erfolgreich. Aus dem südlichen Bundesland kam in der ersten Jahreshälfte 2015 wieder ein rundes Drittel der Exportbiere - gefolgt von Niedersachsen/Bremen, wo vor allem die Beck's-Brauerei von AB-Inbev für das Übersee-Geschäft steht. Im Inland dominieren hingegen weiter die Brauer aus Nordrhein-Westfalen.

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Nach einer Analyse des Fachblatts "Inside-Getränke" hat es mit Krombacher eine Marke aus dem Sauerland trotz leichter Absatzverluste (-0,3 Prozent) geschafft, zum beliebtesten Bier Deutschlands aufzusteigen. Die stark beworbene Marke ließ die Dauerkonkurrenten Bitburger und Veltins hinter sich und konnte auch den langjährigen Spitzenreiter Oettinger erstmals seit 2004 auf den zweiten Platz verdrängen.

Die größten Absatzverluste von 7,7 Prozent musste unter den Top Ten die Warsteiner-Brauerei hinnehmen, die schon länger kränkelt und auch im Boom-Jahr 2014 gegen den Trend deutlich verloren hatte.

Ein rundes Viertel ihres Absatzes verlor die Hamburger Traditionsmarke Holsten. Kräftige Zuwächse verzeichnete dem Fachblatt zufolge hingegen die größte deutsche Braugruppe Radeberger mit ihren ostdeutschen Marken.

Brauer setzen in Zukunft auf alkoholfreies Bier

Ihre Zukunft sehen die Brauer unter anderem in alkoholfreien Bieren. Im vergangenen Jahr haben sie rund 6,3 Millionen Hektoliter davon abgesetzt - rund 50 Prozent mehr als noch 2010.

So sieht es in der Brauküche des Castrop-Rauxelers Christoph Kirchhelle aus

Die Brauereigeräte können von den Gästen eingesehen werden.
Die Brauereigeräte können von den Gästen eingesehen werden. © Moritz Mettge
Gebraut wird vor Ort, der Schnaps kommt von einem externen Hersteller.
Gebraut wird vor Ort, der Schnaps kommt von einem externen Hersteller. © Moritz Mettge
Braumeister Christoph Kirchhelle bei seiner Arbeit.
Braumeister Christoph Kirchhelle bei seiner Arbeit. © Moritz Mettge
Der Prozess des Bierbrauens in der Privatbrauerei Rütershoff.
Der Prozess des Bierbrauens in der Privatbrauerei Rütershoff. © Moritz Mettge
Im Keller stehen weitere Gerätschaften.
Im Keller stehen weitere Gerätschaften.
Noch sind die Flaschen leer.
Noch sind die Flaschen leer. © Moritz Mettge
Braumeister Christoph Kirchhelle bei seiner Arbeit.
Braumeister Christoph Kirchhelle bei seiner Arbeit. © Moritz Mettge
Die Abfüllstation der Privatbrauerei. Bis zu vier Flaschen können gleichzeitg befüllt werden.
Die Abfüllstation der Privatbrauerei. Bis zu vier Flaschen können gleichzeitg befüllt werden. © Moritz Mettge
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Braumeister Christoph Kirchhelle bei seiner Arbeit.
Braumeister Christoph Kirchhelle bei seiner Arbeit. © Moritz Mettge
Viel Handarbeit: Kirchhelle setzt jeden Verschluss per Hand auf die Flaschen.
Viel Handarbeit: Kirchhelle setzt jeden Verschluss per Hand auf die Flaschen. © Moritz Mettge
Bier von hier. Die Privatbrauerei stellt drei eigene Sorten her.
Bier von hier. Die Privatbrauerei stellt drei eigene Sorten her. © Moritz Mettge
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Enttäuschend verlief dagegen das Geschäft mit den vor allem bei jungen Leuten beliebten Biermischungen. Hier erfasste die Steuer-Statistik im ersten Halbjahr 2015 einen weit überdurchschnittlichen Rückgang um 14,6 Prozent auf gerade noch 1,92 Millionen Hektoliter. Der vielbeschriebene Trend zu handwerklich geprägten "Craft-Bieren" blieb in der Menge ohne größere Folgen. (dpa)