Frankfurt/Main. . Im Streit um ihre Betriebsrenten haben die Flugbegleiter der Lufthansa eine letzte Frist gesetzt. Verstreicht sie ungenutzt, drohen Streiks im Sommer.

Nach der gescheiterten Schlichtung im Tarifstreit zwischen der Lufthansa und der Flugbegleitergewerkschaft Ufo verzichtet die Arbeitnehmervertretung zwar vorerst auf Streiks, stellt aber zugleich ein Ultimatum. Sollte sich die Airline nicht bis 30. Juni bewegen, wird Ufo am 1. Juli in den Ausstand treten, kündigte Gewerkschaftschef Nicoley Baublies am Montag in Frankfurt an. Ort und Umfang des Streiks lässt er offen, Details würden erst am 1. Juli bekannt gegeben. Generell will Ufo bis Mitte September weitere Streiks organisieren.

Hintergrund des Konfliktes sind, wie auch bei den Piloten, vor allem die Übergangs- und Altersversorgung, aber auch die Gehälter. Hier fordert Ufo einen Aufschlag von acht Prozent für zwei Jahre. Sie wirft der Lufthansa vor, bereits getroffene Vorvereinbarungen gebrochen zu haben, etwa darüber, dass bestehende Tarifverträge wirken sollen, bis neue Vereinbarungen getroffen werden. Letztlich verfolge die Lufthansa offenbar das Ziel, Arbeitsplätze in großem Stil aus Deutschland auszulagern, um sie in viel billigere Tarifverträge im Ausland einzubinden.

Pensionslasten sind der größte Klotz

Nach Ansicht von Ufo schädigt der Lufthansa-Vorstand mit seiner Strategie nicht nur die Interessen der Mitarbeiter, sondern auch die der Aktionäre. Dabei hat Ufo trotz der seit einem Jahr laufenden schleppenden Verhandlungen im Gegensatz zur Pilotenvereinigung Cockpit auf Streiks verzichtet. „Wir haben immer die Hand ausgestreckt“, sagt Ufo-Verhandlungsführer Dirk Vogelsang. Es habe Zugeständnisse gegeben beim Konzept für Eurowings, dem Billigflieger der Lufthansa, oder bei neuen touristischen Zielen, bei dem Ufo seinen Beitrag zu den dort um 20 Prozent niedrigeren Kosten leiste. Lufthansa-Chef Carsten Spohr liege prinzipiell richtig, wenn er mit neuen Konzepten den Wettbewerb angreife. Auch Reformen seien grundsätzlich nötig. Das gehe aber nicht gegen die Mitarbeiter, sondern nur mit ihnen.

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Vor allem habe sich Ufo dazu bereit erklärt, beim Umbau des Systems zur Übergangs- und Altersvorsorge der Flugbegleiter auf ein beitragsfinanziertes Verfahren mitzumachen. Die Pensionslasten, so Vogelsang, seien schließlich der größte Klotz am Bein der Lufthansa. Fortschritte habe es trotzdem kaum gegeben, weshalb man Ex-Justizministerin Herta Däubler-Gmelin und den CDU-Finanzexperten Friedrich Merz als Schlichter akzeptiert habe. Die aber hatten nichts erreichen können, sondern lediglich beide Seiten aufgefordert, weiter zu verhandeln.

„Flugbegleiter sind keine Großverdiener“

Ufo fordert jetzt, dass bestehende Verträge zum Vorruhestand und zur Altersvorsorge bis zur Verständigung auf eine neue Vereinbarung weiter gelten müssen, wie dies auch die Schlichter empfehlen. Zudem müsse Lufthansa ein „verhandelbares“ Angebot vorlegen. Passiere dies nicht, sind Streiks, so Baublies, die logische, allerdings von Ufo eigentlich nicht gewünschte Folge. Das Mandat für Streiks hat sich die Ufo-Spitze bereits im Januar durch eine Urabstimmung erteilen lassen. Baublies erinnerte daran, dass die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter bei Lufthansa keine Großverdiener sind. Die Einstiegsgehälter lägen bei gut 1.380 Euro brutto, nach 15 Jahren seien es 2.500 Euro. „Das ist weder unanständig noch betriebswirtschaftlich problematisch“. Und die von Ufo mitgetragene Umstellung der Versorgung würde deutlich günstiger.

Lufthansa hatte am Wochenende betont, man begrüße die Empfehlung der Schlichter, weiter zu verhandeln. Am Montag bedauerte das Unternehmen, dass Ufo Streiks angekündigt habe. „Unsere Gesprächsbereitschaft besteht unverändert. Unser gemeinsames Ziel muss sein, Streiks unbedingt zu vermeiden“, sagt Pressesprecher Helmut Tolksdorf. Erstmals überhaupt hatten die rund 19.000 von Ufo vertretenen Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter der Lufthansa im August 2012 drei Tage lang wegen mangelnder Gehaltserhöhungen und umstrittener Eingruppierungen die Arbeit niedergelegt. 1.500 Flüge waren ausgefallen. Der ehemalige Wirtschaftsweise Bert Rürup konnte den Streit schließlich im Dezember 2012 schlichten.