Düsseldorf. Karstadt-Eigentümer Benko muss den Traum vom großen Kaufhaus-Konzern vorerst begraben. Metro verkauft Kaufhof an den kanadischen Konzern Hudson's Bay.

Nach dem Zuschlag für den kanadischen Handelskonzern Hudson's Bay bei der Übernahme der Warenhauskette Kaufhof pocht die Gewerkschaft Verdi auf rechtsverbindliche Verträge zur Standort- und Beschäftigungssicherung. Die Ansprüche der Mitarbeiter müssten nun durch Tarifverträge mit der Gewerkschaft abgesichert werden, forderte Verdi am Montag. Dabei begrüße man ausdrücklich die offenbar vertraglich vereinbarten Zusicherungen für Standorte und Beschäftigte.

"Der Verkauf bietet die Chance, dass die Beschäftigten nach jahrelangen Spekulationen um die Zukunft von Kaufhof jetzt eine klare Perspektive erhalten", sagte Verdi-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger laut einer Mitteilung.

Verdi fordert verbindliche Zusagen Hudson's Bay

Die Gewerkschaft fordert neben der Tarifbindung die Zusage, dass in den nächsten fünf Jahren keine Häuser geschlossen werden und die Mitbestimmungsstruktur erhalten bleibt. Auch sollen betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen werden. Ausgenommen seien diejenigen Häuser, deren Aus bereits eingeleitet wurde.

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Die Vereinbarung umfasst das in Deutschland vornehmlich unter Galeria Kaufhof sowie in Belgien unter Galeria Inno operierende Warenhausgeschäft und die dazugehörenden Immobilien. Die Übernahme soll Ende September abgeschlossen sein.

Hudson's Bay hat Investitionen angekündigt

Hudson's Bay hat bereits angekündigt, die Warenhauskette Kaufhof nach der milliardenschweren Übernahme von der Metro-Gruppe mit Investitionen stärken zu wollen. In das Geschäft von Kaufhof seien schnelle Investitionen geplant, sagte Unternehmenschef Richard Baker während einer Telefonkonferenz am Montag. Über die genaue Höhe machte er aber noch keine Angaben.

So soll unter anderem der E-Commerce - die Verbindung des Online-Handels mit dem Verkauf in den Filialen - ausgebaut werden. Zudem könnten Läden der Luxus-Marke Saks Fith Avenue in ausgewählten Kaufhof-Häusern eröffnet werden.

Auch Karstadt-Eigentümer Benko wollte Kaufhof haben

Am Montagmorgen hatte der deutsche Handelsriese Metro mitgeteilt, dass er Kaufhof für rund 2,8 Milliarden Euro an Hudson's Bay mit Hauptsitz in Toronto verkauft. In dem Verkaufspreis enthalten sind verschiedene Verbindlichkeiten wie etwa Pensionsrückstellungen. Die Vereinbarung umfasst das in Deutschland vornehmlich unter Galeria Kaufhof sowie in Belgien unter Galeria Inno operierende Warenhausgeschäft und die dazugehörenden Immobilien. Die Übernahme soll Ende September abgeschlossen sein.

Damit stechen die Kanadier den Karstadt-Eigentümer Signa aus, der ebenfalls für Kaufhof geboten hatte. Der österreichische Karstadt-Eigner Signa hat enttäuscht auf den Verkauf der Warenhauskette Kaufhof an Hudson's Bay reagiert.

Benko-Konzern spricht von vergebener "historischer Chance

"Wir haben uns drei Jahre lang auf die Verwirklichung der Deutschen Warenhaus Holding intensiv und gewissenhaft vorbereitet, um die beiden deutschen Traditionsmarken Kaufhof und Karstadt gemeinsam in eine gute Zukunft zu führen", hieß es in einer Mitteilung vom Montag in Wien. "Dies ist nun nicht mehr möglich." Erstmals habe die "historische Chance" bestanden, Kaufhof und Karstadt zu vereinen und "gemeinsam miteinander offensiv in einem schwieriger werdenden Marktumfeld zu agieren".

Signa betonte, die Finanzierung für den Erwerb von Kaufhof sei gesichert gewesen. Außerdem sei man bereit gewesen, umfangreiche Arbeitnehmerrechte zu akzeptieren.

"Der Verkäufer Metro hat sich anders entschieden, und wir müssen diese Entscheidung akzeptieren", hieß es weiter. "Wir konzentrieren uns nun darauf, die äußerst positive Entwicklung der Karstadt Warenhaus GmbH mit aller Kraft fortzusetzen, Karstadt Sports selbstständig zu positionieren und The KaDeWe Group mit dem neuen strategischen Partner weiterzuentwickeln."

Kaufhof-Verkauf an Hudson's Bay hatte sich abgezeichnet

Der Verkauf an die Kanadier hatte sich schon Ende der vergangenen Woche abgezeichnet. Auch der Erlös von knapp drei Milliarden Euro ist nach dem in den vergangenen Wochen heftiger gewordenen Bieterrennen keine Überraschung mehr. Wie Metro-Finanzchef Mark Frese bereits der Börsen-Zeitung (Samstag) angesichts des wahrscheinlichen Verkaufs sagte, soll der Milliardenerlös zur weiteren Entschuldung sowie zum Ausbau der Investitionen in andere Geschäftsfelder gesteckt werden.

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Hudson's Bay, gegründet 1670, ist nach eigenen Angaben Nordamerikas ältestes Unternehmen. Der Konzern betreibt in den USA und Kanada mehr als 300 Warenhäuser und Fachgeschäfte. Zum Firmenimperium gehört auch die bekannte US-Warenhauskette Saks Fifth Avenue. Die Übernahme von Kaufhof wäre ein erster Schritt auf den europäischen Markt.

Im Bieterkampf um Kaufhof hatte der Karstadt-Eigner Signa Retail zuletzt versucht, mit einer Job- und Standortgarantie zu punkten. Im Falle der Zusammenführung beider Warenhausketten unter einem Dach würde Signa mit beiden Namen weiterarbeiten, hatte Karstadt-Chef Stephan Fanderl angekündigt. (dpa)