Essen/Düsseldorf. . Bieterwettstreit um Kaufhof: Neben Karstadt-Eigner Benko will auch der kanadische Konzern Hudson’s Bay die Warenhauskette der Metro übernehmen.

Ein Eigentümerwechsel bei der Warenhauskette Kaufhof rückt näher. Eine Entscheidung noch im Laufe dieses Monats sei möglich, heißt es im Umfeld des Düsseldorfer Mutterkonzerns Metro. Immerhin gibt es zwei ernsthafte Interessenten: Neben der Signa-Gruppe von Karstadt-Eigentümer René Benko hat auch der kanadische Handelskonzern Hudson’s Bay ein erstes vorläufiges Angebot abgegeben.

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Beide Offerten sollen bei knapp unter drei Milliarden Euro liegen, heißt es. Je nachdem, welcher Bieter den Zuschlag erhält, könnte ein Deal weit reichende Folgen auch für die Essener Warenhauskette Karstadt haben. Angeblich ist noch nichts entschieden. Doch schon in den nächsten Tagen soll sich der Kaufhof-Aufsichtsrat mit dem Thema befassen. Das Bieterwettrennen dürfte also an Fahrt gewinnen.

Offizielle Äußerungen sind rar. Auch die Gewerkschaft Verdi hält sich zurück. Im Kreis der Arbeitnehmer heißt es allerdings, man werde auf rechtsverbindliche Zusagen in Sachen Standort- und Beschäftigungssicherung sowie Tarifbindung pochen.

Skepsis bei der Gewerkschaft Verdi

Als vor einigen Jahren der deutsch-amerikanische Geschäftsmann Nicolas Berggruen bei Karstadt einstieg, war der Jubel bei Verdi groß, es folgte aber tiefe Ernüchterung. Auch die aktuellen Kaufhof-Bieter lösen bei den Arbeitnehmern nicht gerade Hurra-Schreie aus. Die Tarifverhandlungen mit Benkos Managern bei Karstadt erwiesen sich bislang als zäh. Auch die in den USA und Kanada aktive Hudson’s Bay Company (HBC) stößt auf Vorbehalte. Gerade mit Blick auf die Mitbestimmung im Betrieb habe man schlechte Erfahrungen mit amerikanisch geprägten Konzernen gemacht, heißt es im Arbeitnehmerlager.

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Hudson’s Bay präsentiert sich selbst als Traditionsfirma. Mit einem Gründungsdatum im Jahr 1670 ist der Konzern mit Sitz in Toronto nach eigenen Angaben Nordamerikas ältestes Unternehmen. Wurde zu Beginn noch vor allem mit Pelzen, Munition und Decken gehandelt, zählen heute in den USA und Kanada weit mehr als 300 Warenhäuser und Fachgeschäfte zum Firmenimperium. Auch die bekannte US-Kette Saks Fifth Avenue mit ihrem Luxuskaufhaus in New York gehört dazu.

„Wir brauchen den Kaufhof nicht zum Überleben“

„Generell ist Hudson’s Bay ein stark expandierendes Unternehmen“, sagt Niklas Reinecke von der Beratungsfirma Planet Retail. Interesse bei HBC vermutet Reinecke insbesondere an den Kaufhof-Immobilien in zentralen Innenstadtlagen. Auch im Online-Handel unternehme Hudson’s Bay große Anstrengungen. „Dies ermöglicht es dem Kunden zum Beispiel, bereits vom Rechner aus die Warenverfügbarkeit in den jeweiligen Filialen einzusehen.“

Karstadt-Chef Stephan Fanderl hatte unlängst mit Blick auf HBC Skepsis geschürt: „Wir haben selten ein amerikanisches Konzept gesehen, das für Deutschland langfristig funktioniert hätte.“ Der Karstadt-Eigentümer Signa hat Interesse an einer Kaufhof-Übernahme signalisiert, scheint sich allerdings auch für eine mögliche Niederlage zu wappnen. „Wir brauchen den Kaufhof nicht zum Überleben“, betonte Karstadt in einem Schreiben an die Mitarbeiter. Groß sind die Befürchtungen am Standort Essen, bei einer Fusion mit Kaufhof könnten weite Teile der Verwaltung am Karstadt-Sitz unnötig werden.

Zwei-Marken-Strategie für Karstadt und Kaufhof?

Im Umfeld von Benko wird angeblich auch über eine Zwei-Marken-Strategie für Karstadt und Kaufhof nachgedacht. Dies könnte mit Blick auf mögliche Einschnitte bei den Filialen bedeutsam sein.

Auf mittlere Sicht sei ohnehin damit zu rechnen, dass Karstadt und Kaufhof ein Konzern werden, sagt der Handelsexperte Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg: „Ich gehe davon aus, dass – unabhängig davon, wer nun bei Kaufhof den Zuschlag erhält – ein Zusammenschluss mit Karstadt mittelfristig das wahrscheinlichste Szenario bleibt.“