Essen. . Karstadt-Chef Fanderl wirbt offen für einen Zusammenschluss mit dem Konkurrenten Kaufhof. „Wir schließen keine Standorte“, beteuert Fanderl.

Die alte Vorstandsetage von Karstadt hat Stephan Fanderl schon abgeschafft. Die Rolltreppe zum repräsentativen Bereich, wo früher Manager wie Thomas Middelhoff ihre Büros hatten, steht still. Der neue Chef Fanderl ist in der Essener Karstadt-Zentrale in ein eher schmuckloses Großraumbüro gezogen, unternehmensintern „Cockpit“ genannt. Die führenden Karstadt-Manager arbeiten hier Tür an Tür. Fanderl schätzt kurze Wege und schnelle Entscheidungen.

Auch in Sachen Kaufhof hofft er auf einen raschen Durchbruch. „Ich wäre froh, wenn es schnell ginge“, sagt der Karstadt-Chef mit Blick auf eine geplante Fusion der beiden deutschen Warenhausketten. Entstehen könnte ein Konzern mit fast 38.000 Mitarbeitern und knapp 220 Filialen. Seit Tagen wird über entsprechende Pläne des österreichischen Karstadt-Eigners Signa spekuliert. Nun hat sich Fanderl mit einem „BamS“-Interview aus der ­Deckung gewagt und das Interesse öffentlich bestätigt.

Zugleich startet Karstadt eine Charmeoffensive. „Wir schließen keine Standorte“, beteuert Fanderl, der auch Geschäftsführer der Signa-Handelstochterfirma ist. Die treibende Kraft bei Signa ist der österreichische Geschäftsmann René Benko, der sich durch große Immobiliengeschäfte einen Namen gemacht hat. „Signas Angebot umfasst eine langjährige Standort- und Beschäftigungsgarantie für alle Kaufhof- und Karstadt-Filialen“, so Fanderl. Ziel sei es, zu investieren und zu expandieren.

Signa plant Doppelmarken-Strategie

Was allerdings aus der Essener Karstadt-Zentrale mit ihren rund 1000 Mitarbeitern wird, bleibt ungewiss. Es wird erwartet, dass es im Zuge eines Zusammenschlusses von Karstadt und Kaufhof erhebliche Einsparungen in der Verwaltung geben wird. Die Kaufhof-Zentrale befindet sich in Köln. In der Branche wird spekuliert, Kaufhof könnte die Führungsgesellschaft des geplanten Warenhausverbundes werden – Karstadt wäre dann zur Tochtergesellschaft degradiert.

Dass Signa eine Doppelmarken-Strategie plant, bestätigt Fanderl. „Wir wollen mit beiden Namen weiterarbeiten“, sagt er. Auch der bisherige Kaufhof-Eigentümer, der Düsseldorfer Konzern Metro, hat Erfahrungen mit einem solchen Modell. Seit vielen Jahren sind die Elektronik-Handelsketten Media-Markt und Saturn ein Unternehmen mit einer Verwaltung.

Auch kanadischer Konzern Hudson’s Bay will Kaufhof übernehmen

Neben der Signa-Gruppe von Karstadt-Eigentümer Benko hat auch der kanadische Handelskonzern Hudson’s Bay Company (HBC) ein erstes vorläufiges Angebot abgegeben. Ebenso wie bei Signa ist von einem möglichen Kaufpreis knapp unter drei Milliarden Euro die Rede. „Es gibt keine Tendenz. Das Rennen ist offen“, heißt es im Umfeld der Metro.

Zu HBC gehört auch die bekannte US-Kette Saks Fifth Avenue. Ein Ziel der Kanadier ist, sich nun den deutschen Markt zu erschließen. Geplant seien Investitionen in den Filialen, das deutsche Management soll im Amt bleiben, heißt es. Dem Vernehmen nach will auch HBC weitreichende Standort- und Beschäftigungszusagen abgeben.

Pläne für die Doppelstandorte von Karstadt und Kaufhof

Einen Deal wie die Kaufhof-Übernahme gegen den Willen der Gewerkschaft Verdi durchzusetzen, wäre „sehr ungewöhnlich“, heißt es im Umfeld der Metro. „Das Thema Standortsicherung spielt eine gewichtige Rolle.“ Verdi wird aller Voraussicht nach auf rechtsverbindliche Zusagen pochen. Angesichts oft lang laufender Mietverträge sind kurzfristige Filialschließungen in der Warenhausbranche allerdings ohnehin unüblich.

Karstadt-Chef Fanderl betont, auch in Städten mit Filialen von Karstadt und Kaufhof könne eine Strategie ohne Schließungen gelingen. „Mit beiden Firmen unter ei­ner Führung können wir das Warenangebot steuern und an Doppelstandorten unterschiedliche Sortimente anbieten“, sagt er.

Offen bleibt allerdings, ob sich das „Cockpit“ für dieses Projekt in Essen oder Köln befinden wird, sollte sich die Metro tatsächlich für den Karstadt-Eigentümer Signa entscheiden.