Essen. . Das Rennen um die Metro-Kaufhaustochter Kaufhof ist offenbar in die Zielgerade eingebogen. Nach Medieninformationen soll das kanadische Unternehmen Hudson's Bay die Nase vorn haben.

Im Bieterrennen um Kaufhof zeichnet sich nach Informationen des "Handelsblattes" ein Erfolg für die kanadische Handelsgruppe Hudson's Bay (HBC) ab. Die Kanadier stünden kurz vor einer Übernahme der Metro-Warenhaustochter Kaufhof, berichtete die Zeitung am Freitag unter Berufung auf mehrere mit den Verhandlungen vertraute Personen.

Metro verhandle derzeit exklusiv mit der Gruppe über Details eines Kaufvertrags."Es geht nicht mehr um das ob, sondern nur noch um das wie und wann", zitiert die Zeitung einen Insider. Bereits in der kommenden Woche könnte eine Einigung verkündet werden. Bei der Metro und bei Hudson's Bay hieß es auf Nachfrage lediglich übereinstimmend: "Kein Kommentar."

Nach Informationen der Zeitung soll HBC knapp 2,9 Milliarden Euro für den Kaufhof bieten. Der österreichische Karstadt-Eigner René Benko hatte zuvor nach Medienberichten ein Angebot in ähnlicher Höhe abgegeben. Entscheidend für den Zuschlag seien nun die Finanzierung und die Glaubwürdigkeit des Investors. "Es geht sehr stark um Reputation", zitiert die Zeitung aus Kreisen des Metro-Aufsichtsrats. Aus dem Umfeld von Benkos Signa hieß es indes am Freitag, auch Signa verhandele mit der Metro, und die Finanzierung stehe.

Hudson's Bay ist Nordamerikas ältestes Unternehmen

Das Nachrichtenmagazin "Spiegel" bezifferte den möglichen Kaufpreis für HBC dagegen auf "2,7 bis 2,9 Milliarden Euro". HBC würde noch Verbindlichkeiten der Metro-Tochter übernehmen, was den Kaufpreis mindern würde, hieß es. Nachdem es mittlerweile im Metro-Vorstand eine "klare Tendenz" für das Angebot aus Kanada gebe, sei inzwischen auch die Mehrheit des Aufsichtsrat dafür, so das Magazin.

Hudson's Bay, gegründet 1670, ist nach eigenen Angaben Nordamerikas ältestes Unternehmen. Der Konzern betreibt in den USA und Kanada mehr als 300 Warenhäuser und Fachgeschäfte. Zum Firmenimperium gehört auch die bekannte US-Warenhauskette Saks Fifth Avenue. Die Übernahme von Kaufhof wäre ein erster Schritt auf den europäischen Markt.

Im Bieterkampf um Kaufhof hatte der Karstadt-Eigner Signa Retail zuletzt versucht, mit einer Job- und Standortgarantie zu punkten. Im Falle der Zusammenführung beider Warenhausketten unter einem Dach würde Signa mit beiden Namen weiterarbeiten, hatte Karstadt-Chef Stephan Fanderl angekündigt.

"Das Warenhaus-Thema ist höchst brisant"

Experten sehen das Feilschen um den deutschen Warenhausmarkt jedoch skeptisch. "Ich kann die zugrundeliegende Strategie nicht erkennen", sagt Handelsfachmann Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Die Krise der Warenhäuser in Deutschland dauere nun schon seit den 1980er Jahren an, und bislang sei noch kein durchschlagendes Rezept dagegen gefunden worden. Immerhin gelte Deutschland als schwierigster Handelsmarkt in Europa. "Manchen der ausländischen Interessenten fehlt vielleicht schlicht der historische Hintergrund", glaubt Roeb.

"Dass internationale Handelsunternehmen auf den deutschen Warenhausmarkt schielen, ist eine neue Entwicklung", sagt Niklas Reinecke vom Marktanalyse-Unternehmen Planet Retail. Wenn ein ausländisches Unternehmen jedoch Expertise mitbringe, sei das Geschäft nicht von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Derzeit sei die Lage jedoch noch sehr undurchsichtig. "Das Warenhaus-Thema ist höchst brisant. Da passiert vieles hinter verschlossenen Türen", vermutet Reinecke. (dpa)