Essen/Duisburg. . Nach dem überraschend verkündeten Abbruch des jüngsten Bahnstreiks versucht die Bahn, ab Freitag wieder nach Plan zu fahren - soweit möglich.

Wenn es aus dem Gebäude der DB Netz AG in der Duisburger Hansastraße am Donnerstag ungewöhnlich stark dampfte: es könnten die Mitarbeiter der Transportleitung gewesen sein, deren Köpfe seit dem Morgen qualmen. Der überraschend verkündete Abbruch des jüngsten Bahnstreiks der Gewerkschaft der Lokführer stellt die Bahn vor logistische Herausforderungen. Warum konnte der Betrieb nicht sofort wieder laufen?

Bei der Bahn spricht man vom "geordneten Hochlaufen" des Fahrbetriebs. Das brauche Stunden. Gut 2000 der 4000 Züge der DB in NRW - darunter etwa 3500 S-Bahnen und Regionalzüge - müssten nun wieder in den Fahrablauf eingegliedert werden, erklärt ein Bahnsprecher. "Unser Ziel ist, mit Betriebsbeginn am Freitag wieder im regulären Fahrbetrieb zu sein" - mindestens im Regionalverkehr. Ob das klappt, werde sich wohl erst zum Donnerstagabend zeigen. Offen sei auch, wie es um die Fußball-Sonderzüge zum Bundesliga-Finale am Samstag stehe; bis dato sind sie abgesagt. Im Fernverkehr werde man laut Bahn wohl erst ab Samstag wieder das volle Zugangebot auf den Schienen haben.

Züge, Personal, Online-Information - Bahnbetrieb ist ein Räderwerk

Das sind die Herausforderungen, die bei der Bahn nun gestemmt werden müssen:

  • Im Ersatzfahrplan sind viele Linien verkürzt und manche gestrichen. Viele Züge oder Triebfahrzeuge stehen deshalb nicht da, wo sie laut Fahrplan sein müssten und müssen noch zu ihren vorgesehen Ausgangsbahnhöfen gefahren werden, durch Leerfahrten, vermutlich viele in der Nacht zu Freitag
  • Selbst wenn Züge in Depots abfahrbereit warten, muss das nötige Zug-Personal noch organisiert werden. Dazu sind die Dienstpläne zu überprüfen: Wer ist wo in welchen Schichten eingeteilt, lässt sich der Dienstbeginn von Zug-Personal kurzfristig vorverlegen? Manche der streikenden Lokführer, heißt es bei der NRW-GDL, würden sich wahrscheinlich schon im Laufe des Donnerstags zum Dienst zurückmelden, aber auch sie könnten nicht sofort in den nächsten Zug steigen und losfahren
  • Gut 2000 Züge, die wegen des Bahnstreiks aus dem Fahrbetrieb in NRW herausgenommen wurden, müssen nicht nur wieder auf die Schiene gebracht werden, heißt es bei der Bahn, sondern auch in die Informationssysteme für Bahnhof und Online-Reiseauskunft eingepflegt werden. Auch das brauche Zeit

Züge, Personal, Online-Information: Bahnbetrieb ist ein "Räderwerk, mit vielen Bestandteilen", sagt ein Bahnsprecher: "Wenn wir ab Freitagmorgen wieder regulär fahren könnten, wäre das schon sehr viel". Doch auch für die Gewerkschaft der Lokführer ist der Streikabbruch eine logistische Herausforderung.

Online-Fahrplan der Bahn

"Dass der Streik erst am Donnerstagabend um 19 Uhr endet ,ist mit der Bahn so abgestimmt", sagt Sven Schmitte, GDL-Chef in NRW. Ein Abbruch "sofort" klinge vielleicht gut, sei logistisch jedoch in einem Betrieb wie der Bahn nicht umsetzbar. Auch die GDL brauche die Stunden bis zum Abend, alleine "um unsere Leute zu informieren". Viele hätten am Morgen vom Abbruch des Streiks noch gar nichts gewusst. Etwa 5000 Mitglieder zählt die GDL in NRW, der Organisationsgrad bei den Lokführern liege bei 80 Prozent, sagt Sven Schmitte.

Als die GDL im vergangenen November ihren Streik überraschend abbrach, war das Ende für Samstag, dem 8. November, 18 Uhr, terminiert. Das volle Zugangebot kündigte die Bahn damals erst für den übernächsten Tag an.

Die Bahn hat eine kostenlose Telefonnummer eingerichtet für Fragen zum aktuellen Fahrplan. Sie ist zu erreichen unter: 08000 99 66 33