Essen. Bahnkunden können aufatmen: Die Lokführer werden ihren Streik noch am Donnerstag beenden. Bahn und GDL haben sich auf eine Schlichtung geeinigt.
Aufatmen für Bahnfahrer: Der Streik der Lokführergewerkschaft GDL wird noch am Donnerstagabend beendet. Beide Seiten einigten sich auf ein Schlichtungsverfahren in dem festgefahrenen Tarifkonflikt, teilten Deutsche Bahn und GDL am Donnerstagmorgen mit.
Die notwendigen Maßnahmen sind laut Bahn für die Kunden bereits um 7 Uhr angelaufen, laut GDL ist der Streik aber erst am Abend um 19 Uhr beendet. Das Streikende werde aber "sofort eingeleitet", teilte die Gewerkschaft am Morgen mit.
Bahn arbeitet an Rückkehr zum normalen Fahrplan
Man arbeite "mit Hochdruck daran, zum normalen Fahrplan zurückzukehren", hieß es in einer Mitteilung der Bahn. Bis zum Mittag werde sie die Öffentlichkeit darüber informieren, wann eine Wiederaufnahme des Regelverkehrs möglich sein wird.
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Die Fernzüge der Bahn werden voraussichtlich erst am Samstag wieder nach dem normalen Fahrplan fahren. Am Donnerstag und Freitag gelte für ICEs und Intercitys vorerst weiter der Ersatzfahrplan, es würden aber zusätzliche Züge eingesetzt, sagte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber. Im Nahverkehr könne am Freitag wieder nach Plan gefahren werden.
Via Pressemitteilung hatte Weber zuvor erklärt, er sei "sehr erleichtert". Schlichten statt streiken sei das Gebot der Stunde. "Nun heißt es, Ruhe in die Betriebe zu bringen." Weselsky sagte: "Nach fast einem Jahr Tarifkonflikt konnte mit dem Druck im neunten Arbeitskampf der gordische Knoten durchschlagen werden."
Zu verdanken sei dies der hohen Streikbereitschaft der GDL-Mitglieder, die die Bahn letztlich zum Einlenken gezwungen habe, erklärte NRW-GDL-Chef Sven Schmitte. Die GDL hätte sich "immer einer Schlichtung geöffnet", sagte Schmitte am Donnerstag auf Anfrage, habe aber über Inhalte zu Arbeitszeit und Entlohnung sprechen wollen. Die Bahn jedoch habe bis dato den Schlichter einschalten wollen, um das Streikrecht der GDL zu hinterfragen. Schmitte: "Darüber ist mit uns nicht zu verhandeln".
Schlichtung beginnt am Mittwoch
Die Schlichtung soll am kommenden Mittwoch (27.5.) beginnen und ist für drei Wochen angesetzt. Zwei externe Schlichter sollen die Lösung bringen: Der frühere brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) für die Deutsche Bahn und der Thüringische Regierungschef Bodo Ramelow (Linke) für die Lokführergewerkschaft GDL.
Kaum zum Schlichter berufen, kritisierte Ramelow die Deutsche Bahn: Der Bund als Eigentümer der Bahn habe freie Tarifverhandlungen reglementieren wollen, sagte Thüringens Ministerpräsident dem rbb-Inforadio. Jetzt könnten die Verhandlungen in echte Tarifverhandlungen übergehen, "und nicht mehr in den Abwehrkampf, den die altehrwürdige GDL führen musste, um in Zukunft überhaupt noch Tarifverhandlungen führen zu können."
Keine GDL-Streiks mehr bis zum 17. Juni
Während der Schlichtung bis zum 17. Juni soll es keine weiteren Streiks geben. Allerdings drohen bei der Bahn bereits neue Ausstände: Diesmal könnte die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) zu Warnstreiks aufrufen. Wenn es bei den Verhandlungen am Donnerstag in Berlin nicht zu einer Einigung komme, sei das die logische Folge, sagte EVG-Sprecher Uwe Reitz: "Wir werden heute entweder den Sack zumachen oder die nötigen Konsequenzen ziehen."
Die Gefahr neuer Warnstreiks ist nach EVG-Einschätzung durchaus hoch. "Die Chancen stehen fünfzig zu fünfzig", sagte Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba in Berlin, wo die Gewerkschaft mit der Bahn verhandelte.
Die zwischen der Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL vereinbarte Schlichtung habe auf die Gespräche keinen Einfluss. Einen Abschluss werde die EVG nur auf der Grundlage vereinbaren, dass die Tarifverträge inhaltsgleich zu denen der GDL seien, so ein EVG-Sprecher.
GDL-Streik hatte am Dienstag begonnen
Die GDL hatte den aktuellen Streik am Dienstag im Güterverkehr begonnen, seit Mittwoch wurde auch im Personenverkehr gestreikt. Die Arbeitsniederlegungen waren ohne Endzeitpunkt angekündigt worden, nach früheren Äußerungen von GDL-Chef Claus Weselsky sollte der Ausstand aber noch länger dauern als der vorangegangene rund sechstägige Streik Anfang Mai. Am bevorstehenden - ohnehin reisestarken - Pfingstwochenende drohten damit massive Behinderungen.
Am Dienstag hatten Vorgespräche zwischen Bahn und GDL begonnen, die der frühere Bundesarbeitsrichter Klaus Bepler moderiert hatte. (we/dpa)