Berlin. Eine Schlichtung soll den Tarifkonflikt zwischen Bahn und GDL beenden. Hier sind die beiden Schlichter Matthias Platzeck und Bodo Ramelow im Porträt.
Zwei externe Schlichter sollen den seit Mitte 2014 tobenden Tarifstreit zwischen Deutscher Bahn und GDL beenden helfen: der brandenburgische Ex-Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) für die Deutsche Bahn und der thüringische Regierungschef Bodo Ramelow (Linke) für die GDL.
Das sind die beiden Schlichter im Kurzporträt:
Matthias Platzeck - Landesvater und zupackender Macher
Er ist ein sehr nachdenklicher, bodenständiger und ausgesprochen jovialer Politiker: Seit der Wende hat der 61-jährige Matthias Platzeck die Landespolitik in Brandenburg geprägt, zuletzt elf Jahre lang als Ministerpräsident. Nun hat ihn die Deutsche Bahn als den von ihr entsandten Schlichter im Tarifkonflikt mit der Gewerkschaft GDL benannt.
Als Brandenburger Regierungschef entwickelte sich der gebürtige Potsdamer zum populären Landesvater. Zuvor hatte er sich als Umweltminister während der Oderflut 1997 den Ruf eines zupackenden Machers und "Deichgrafen" erworben.
Aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten
Bei der Elbeflut im Sommer 2013 ging Platzeck offenbar über seine Kräfte hinaus. Nach einem Dauereinsatz in den Flutgebieten erlitt er einen leichten Schlaganfall und trat als Regierungschef zurück. Seitdem ist er unter anderem als Vorsitzender des Deutsch-Russischen Forums vor allem in der Osteuropa-Politik aktiv. Schon 2006 hatte Platzeck die Gesundheit einen Strich durch die Rechnung. Nach zwei Hörstürzen, einem Kreislauf- und einem Nervenzusammenbruch im Frühjahr 2006 trat Platzeck nach nur wenigen Monaten als Chef der Bundes-SPD zurück.
Von Februar bis April 1990 war Platzeck Minister ohne Geschäftsbereich in der DDR-Regierung von Hans Modrow. Im Oktober 1990 zog er als Abgeordneter für das Bündnis 90 in den Potsdamer Landtag ein, schon im November wurde er zum Umweltminister berufen. Den Zusammenschluss von Bündnis 90 und Grünen vollzog Platzeck nicht mit. 1995 trat der Naturwissenschaftler in die SPD ein. 2002 übernahm er dann das Amt des Ministerpräsidenten in Brandenburg von seinem politischen Ziehvater Manfred Stolpe (SPD).
Ex-Gewerkschafter und Regierungschef - Ramelow kennt das Geschäft
Bodo Ramelow ist für die GDL am Verhandlungstisch: Der künftige Bahn-Schlichter hält einiges an harter Konfrontation aus und ist fähig, Kompromisse zu schmieden - das hat Thüringens Ministerpräsident in seiner bisherigen Karriere hinlänglich bewiesen.
Ende vergangenen Jahres wurde der 59-Jährige erster Regierungschef der Linken in einem deutschen Bundesland. Dafür hatte der gebürtige Niedersachse lange gearbeitet. Nach 24 Jahren Gewerkschafts- und Parteipolitik für die Partei in Thüringen nahm ihn dort am Ende niemand mehr als "Wessi" wahr. Erst vor kurzem lobte er noch einmal die Gewerkschaften als "Rückgrat der Gesellschaft".
Machtbewusst und gläubig
Der 59-Jährige ist machtbewusst - und macht aus seinen politischen Überzeugungen kein Hehl: Im Landtagswahlkampf des vergangenen Jahres marschierte er für Fotografen mit einer kleinen roten Figur des Kapitalismuskritikers Karl Marx am Landtag vorbei.
Von Beruf ist Ramelow Einzelhandelskaufmann. Vor dem Mauerfall war er Gewerkschaftssekretär für Mittelhessen in Marburg. In Thüringen stieg er zum Landeschef der Gewerkschaft Handel, Banken, Versicherungen auf. 1999 ging er für die Linke in den Landtag. Von 2005 bis 2009 saß er im Bundestag. In der Zeit managte er den Zusammenschluss der damaligen Ost-PDS mit der West-WASG zur Linkspartei. Der verheiratete Vater zweier Kinder hebt auch gern seinen christlichen Glauben hervor. (dpa)