Essen. . Karstadt-Eigentümer Benko will Kaufhof übernehmen. Auch ein kanadischer Konzern zeigt Interesse. Die Folgen einer Übernahme könnten erheblich sein.

Die Essener Warenhauskette Karstadt konnte der österreichische Geschäftsmann René Benko noch für einen symbolischen Euro übernehmen, Kaufhof hingegen dürfte deutlich teurer werden. Von 2,9 Milliarden Euro ist die Rede. Doch noch ist fraglich, ob Benko beim Kaufhof-Eigentümer Metro überhaupt zum Zug kommt. Auch der kanadische Konzern Hudson’s Bay hat Interesse an Kaufhof signalisiert. Ein Bieterwettstreit zeichnet sich ab.

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René Benko hat schon einmal auf die Metro-Warenhaustochter Kaufhof geschielt, als bei Karstadt noch der Deutsch-Amerikaner Nicolas Berggruen das Sagen hatte. Ende 2011 legte Benko ein Angebot für Kaufhof auf den Tisch, das deutlich niedriger gewesen sein soll als das aktuelle. Metro-Chef Olaf Koch hatte die Verkaufspläne kurz nach seinem Amtsantritt Anfang 2012 auf Eis gelegt.

Nun startet Benko einen neuen Anlauf, um das Modell „Deutsche Warenhaus AG“ in die Tat umzusetzen. Hätte der Österreicher diesmal Erfolg, dürften die Folgen für die deutschen Warenhaus-Standorte und den Karstadt-Konzernsitz Essen erheblich sein.

Zukunft der Karstadt-Zentrale in Essen ungewiss

In der Branche wird spekuliert, Kaufhof könnte die Führungsgesellschaft des von Benko geplanten Warenhausverbundes werden – Karstadt wäre dann zur Tochtergesellschaft degradiert. Auch das in Köln beheimatete Kaufhof-Management unter Führung von Olivier Van den Bossche soll angeblich im Amt bleiben. Was aus der Essener Karstadt-Zentrale mit ih­ren rund 1000 Mitarbeitern wird, ist ungewiss.

Der Düsseldorfer Metro-Konzern jedenfalls scheint bereit zu sein für einen Verkauf der Warenhaustochter. Im Umfeld des Unternehmens heißt es, es sei eine „komfortable Situation“, zwei Interessenten für Kaufhof zu haben. Womöglich könne das Geschäft schon im Juni gemacht werden. Auch der Duisburger Familienkonzern Haniel könnte als großer Metro-Aktionär profitieren.

Metro-Kette Kaufhof als Objekt der Begierde

Dass die Metro-Kette nun Objekt der Begierde ist, hat auch mit den Immobilien zu tun. Wurden die Häuser von Karstadt schon vor Jahren während der Middelhoff-Ära verkauft, zählt Kaufhof knapp 60 eigene Immobilien. Zu den Standorten gehören der Berliner Alexanderplatz, die Hauptwache in Frankfurt, der Marienplatz in München und die Düsseldorfer Königsallee.

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Von Ulf Meinke, Stefan Schulte und Kai Süselbeck

Benko hat sich in den vergangenen Jahren als Immobilieninvestor einen Namen gemacht. Die Hudson’s Bay Company (HBC) indes gehört zu den großen Warenhausbetreibern, Teil des Unternehmens ist auch die US-Kette Saks Fifth Avenue. „Das sind Handelsprofis“, sagt ein Insider. „Benko ist ein Immobilienprofi.“ Ein Netzwerk aus vermögenden Geschäftspartnern unterstützt Benko.

Dazu zählen unter anderem der deutsche Unternehmer Torsten Toeller, der durch das Geschäft mit Tierfutter („Fressnapf“) reich geworden ist, außerdem der frühere Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und der Un­terneh­mens­be­ra­ter Roland ­Ber­ger.

Kommt die K-und-K-Fusion?

Die Warenhausbranche steht offenbar vor einem tiefgreifenden Umbruch. Entweder ein Konzern aus dem Ausland versucht, auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen – oder die seit Jahren diskutierte K-und-K-Fusion kommt. „Bei einem Zusammenschluss sind Entlassungen sehr wahrscheinlich“, sagt der Handelsexperte Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Vor allem dort, wo Kaufhof und Karstadt Tür an Tür liegen, könnte es Schließungen geben.

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Auffälligerweise äußerte sich Karstadt-Geschäftsführer Stephan Fanderl auf eine Frage zum Konkurrenten HBC zuletzt ziemlich ausführlich. „Wir haben selten ein amerikanisches Konzept gesehen, das für Deutschland langfristig funktioniert hätte“, sagte Fanderl im Interview mit der „Welt“. Auch der US-Riese Walmart habe „erfolglos versucht, über Akquisitionen in den deutschen Markt einzusteigen“. Gleichzeitig betonte Fanderl die Vorteile einer Fusion in der Warenhausbranche.

Die Metro erklärte, eine Trennung vom Kaufhof sei möglich, „wenn ein potenzieller Käufer ei­nen angemessenen Preis, eine solide Finanzierung und ein schlüssiges Zukunftskonzept“ vorlege. Mit Interessenten gebe es verschiedene Gespräche, aber „keine Ergebnisse oder Entscheidungen“.