Essen/Düsseldorf. . Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi stehen mittlerweile 28 Warenhäuser von Karstadt auf dem Prüfstand. Von „Kahlschlag bei Karstadt“ ist die Rede.

Die Liste der Karstadt-Standorte, die von der Schließung bedroht sind, wird nach Angaben der Gewerkschaft Verdi länger. Standen bislang 21 Warenhäuser wegen schlechter Zahlen auf dem Prüfstand, sollen sich nun 28 Filialen auf einer unternehmensinternen „Fokusliste“ befinden. „Die Häuser könnten damit in den nächsten Monaten geschlossen werden“, heißt es bei Verdi. Doch viele Fragen sind offen. „Eine Liste, um welche Standorte es sich handelt, hat das Unternehmen nicht vorgelegt“, sagte Arno Peukes, Verdi-Verhandlungsführer in Sachen Karstadt. „Auch ein Zeitplan ist uns nicht bekannt.“

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Karstadt-Geschäftsführer Stephan Fanderl hatte Ende vergangenen Jahres erklärt, bis Mitte 2015 sollte die Wende bei den defizitären Filialen geschafft sein. Die Alternative seien „Lösungen für die Standorte“, an denen dies „nicht gelungen“ sei, schrieb Fanderl in einem Brief an die Mitarbeiter.

Letztlich hat der österreichische Unternehmer René Benko bei Karstadt das Sagen. Von der Gewerkschaft Verdi wird der Investor, der Karstadt für einen symbolischen Euro vom Milliardär Nicolas Berggruen übernommen hatte, zunehmend kritisch beäugt. „Herr Benko behält sich vor, auch florierende Häuser zu verkaufen. Eine Bestandsgarantie selbst für Filialen, die gut laufen, will Karstadt bisher nicht abgeben. Das ist für uns absolut inakzeptabel“, kritisiert Arno Peukes. „Karstadt will mehr Flächen in den Warenhäusern durch andere Einzelhändler bewirtschaften lassen. Zusammen mit weiterem möglichen Personalabbau könnten bei Karstadt bis zu 40 Prozent der Arbeitsplätze bedroht sein.“ Benkos Signa-Gruppe wollte sich dazu nicht äußern.

Welche Pläne verfolgt René Benko bei Karstadt?

Benko hat sich als Immobilien-Entwickler einen Namen gemacht, mit Karstadt wagte er sich auch auf das schwierige Feld des Einzelhandels. „Wir stellen uns manchmal schon die Frage, ob Herr Benko wirklich ein Interesse am Warenhaus-Geschäft oder nur an den Immobilien hat“, gibt Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger zu bedenken.

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Allerdings hatte Benko unlängst einen Großteil der Karstadt-Immobilien seiner Signa-Gruppe an den israelischen Investor Benny Steinmetz abgegeben. Nach Angaben von Signa übernahm Benkos Firma die drei Karstadt-Nobelkaufhäuser KaDeWe in Berlin, Alsterhaus in Hamburg und Oberpollinger in München sowie das Haus in der Stuttgarter Fußgängerzone und die Filiale am Berliner Kurfürstendamm. Steinmetz sollte 20 Karstadt-Immobilien in verschiedenen Städten erhalten, die bislang im gemeinsamen Besitz waren. Das Handelsgeschäft sollte Benkos Firma Signa Retail allein betreiben.

„Sonst sehen wir uns auf der Straße wieder“

Verdi erhöht nun den Druck auf Benko. „Wir fordern, dass bei den Mieten gespart wird und nicht beim Personal“, sagte Nutzenberger. Von „Kahlschlag bei Karstadt“ ist die Rede. Nachdem bereits sechs Filialen geschlossen und 2400 Stellen abgebaut werden sollen, befürchtet die Gewerkschaft weitere Standort-Schließungen. Am 23. und 24. April soll es erneut Tarifverhandlungen von Unternehmensleitung und Verdi geben. Er hoffe auf „ein vernünftiges Angebot“, sagte Peukes. „Sonst sehen wir uns auf der Straße wieder.“