Mülheim. Bis zum 4. Mai muss Kaiser’s Tengelmann klären, ob es gegen die Untersagung der Fusion mit Edeka klagt. Verdi fordert derweil ein Zukunftskonzept.

Dem Einzelhandel in Deutschland geht es gut. Die Gewerkschaft Verdi fordert deshalb bei den in diesen Wochen in den Bundesländern anlaufenden Tarifverhandlungen 5,5 Prozent mehr Gehalt für die über drei Millionen Beschäftigten. Die 16.000 Mitarbeiter der defizitären Mülheimer Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann werden die Lohnrunde mit Unbehagen verfolgen. Sie bangen weiterhin um ihre Zukunft.

Am 1. April hatte das Bundeskartellamt der Tengelmann-Gruppe aus Sorge um den Wettbewerb untersagt, ihre 451 Supermärkte an den Marktführer Edeka zu verkaufen. Nun wird in der Branche gerätselt, wie es mit Kaiser’s Tengelmann, das seit 15 Jahren rote Zahlen schreibt, weitergehen soll.

Zeit bis zum 4. Mai

Bis zum 4. Mai hat Karl-Erivan Haub, Chef des Familienunternehmens, Zeit, beim Oberlandesgericht Düsseldorf Widerspruch gegen die Untersagung des Kartellamts einzulegen. An diesem Tag läuft auch die Frist ab, um das Verfahren für einen Ministerentscheid in Gang zu bringen. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel könnte die Übernahme durch Edeka noch ermöglichen.

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Ob Haub von einer dieser Möglichkeiten Gebrauch machen wird, ist offen. Die Tengelmann-Gruppe wollte sich gestern nicht zu dem laufenden Verfahren äußern. Dafür meldete sich Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger zu Wort: „Wir erwarten von Herrn Haub und dem Management ein Fortführungskonzept, um das Unternehmen zu stabilisieren, und dass beim Verkauf von Kaiser’s Tengelmann Beschäftigung, Tarifbindung und Betriebsratsstrukturen gesichert werden, sowie keine Ausgliederungen an selbstständige Kaufleute erfolgt“, sagte sie. Nutzenberger kritisiert, dass die genossenschaftlich organisierte Edeka nicht tarifgebunden und mitbestimmt sei.

Verwertung der Supermärkte

Doch was passiert, sollte sich Haub gegen den Rechtsweg und gegen die Ministererlaubnis entscheiden? Als unwahrscheinlich gilt, dass er die defizitären Supermärkte in Eigenregie weiterführt. Auch ein Insolvenzverfahren, heißt es aus Kreisen des Unternehmens, werde nicht angestrebt. Am Ende könnte dem Tengelmann-Chef nur die Verwertung jedes einzelnen Supermarkts bleiben. Dabei könnten vor allem in NRW etliche Filialen auf der Strecke bleiben. Sie gelten als besonders modernisierungsbedürftig.

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Ungeachtet der Probleme bei Kaiser’s Tengelmann und der ungelösten Konflikte beim Essener Warenhauskonzern Karstadt fällt am 27. April der Startschuss für die Tarifverhandlungen im nordrhein-westfälischen Einzelhandel. Die Gewerkschaft Verdi fordert Lohn- und Gehaltssteigerungen von 5,5 Prozent, mindestens aber 140 Euro pro Beschäftigtem.

Branche ist gut ins Jahr gestartet

Nach Angaben des Handelsverbands ist die Branche sehr gut ins Jahr 2015 gestartet. Für das Gesamtjahr ist der HDE allerdings nur verhalten optimistisch.

Neben einem Gehaltsplus will Verdi durchsetzen, dass der Tarifvertrag im Einzelhandel wieder für allgemeinverbindlich erklärt wird, wie es bis zum Jahr 2000 die Regel war. Seither können Unternehmen aus der Tarifbindung aussteigen. Von dieser Möglichkeit hatte etwa Karstadt Gebrauch gemacht.