Frankfurt. . Die Katastrophe mit dem Germanwings-Airbus in Frankreich trifft die Konzernmutter Lufthansa in ihrer schwierigsten wirtschaftlichen Lage. Lufthansa-Chef Spohr eckt mit seinem Sparkurs schon lange an.
Der Tag des Absturzes der Germanwings-Maschine, der Tag also, an dem Menschen gestorben und Familien auseinandergerissen worden sind, ist nicht der Tag, laut über die wirtschaftlichen Folgen für das Unternehmen zu sinnieren.
Als Carsten Spohr, Chef der Germanwings-Mutter Lufthansa, sichtlich erschüttert von einem „schwarzen Tag für unser Unternehmen“ sprach, wollte er auch in erster Linie sein Mitgefühl für die Familien der Absturz-Opfer ausdrücken. Dennoch weiß der ausgebildete Pilot Spohr nur zu gut, dass diese Katastrophe die Lufthansa in einer der schwierigsten Phasen ihrer Geschichte trifft.
An den Finanzmärkten spielte die Sorge um den guten Ruf der Lufthansa und ihrer Töchter sofort eine Rolle, bei der Bewertung einer Aktie gibt es keine Pietäts-Frist. Ein Analyst strich seine Kaufempfehlung, das Papier geriet unter Druck.
Allerdings hielten sich die Verluste gestern wie auch schon am Tag des Unglücks in Grenzen, die Mehrzahl der Analysten hält sich bedeckt, solange die Absturzursache nicht feststeht. Ob technische oder menschliche Fehler für das Unglück verantwortlich waren, ist von enormer Bedeutung für Lufthansa.
Germanwings soll schwarze Null schreiben
Beim Umbau des Konzerns spielt Germanwings eine zentrale Rolle: Die 2002 gegründete Lufthansa-Tochter mit ihren knapp 90 Maschinen hat seit 2012 nach und nach den verlustreichen innerdeutschen und innereuropäischen Verkehr der Lufthansa übernommen, der nicht von den Drehkreuzen Frankfurt und München abgewickelt wird.
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Gleichzeitig hat die Lufthansa Germanwings als Antwort auf die Billigflieger von Ryanair oder Easyjet aufgestellt. Erst vor ein paar Tagen verkündete Spohr, das Konzept trage erste Früchte. 2015 werde man auf der Kurz- und Mittelstrecke mit Germanwings endlich wieder „eine schwarze Null schreiben“.
Lufthansa-Töchter müssen sparen
Allerdings geht Germanwings noch im Laufe des Jahres in die neue Eurowings auf, die künftig für die Billig-Strategie der Lufthansa auf allen Strecken steht. Eurowings wird ab Herbst erste Verbindungen zu touristischen Langstrecken-Zielen anbieten, etwa in die Karibik ab 229 Euro und nach Dubai ab 99 Euro pro Strecke. Um derlei Dumpingpreise bieten zu können, müssen die „Wings“ kräftig sparen.
Bei Germanwings liegen die Kosten laut Spohr 20 Prozent unter denen von Lufthansa, der Abstand bei Eurowings betrage sogar 40 Prozent. Hier unter anderem, weil konzernfremde, günstigere Besatzungen engagiert werden.
Der in Wanne-Eickel geborene Spohr hat stets betont, dass auch für die „Wings“ Sicherheit oberste Maxime sei: „Wir müssen schneller, besser, hipper werden – aber gleichzeitig sicher sein.“ Für Eurowings hat Spohr allerdings zuletzt auch einen Teil der Wartung an Fremdfirmen vergeben. Die Jets von Germanwings werden nach wie vor von Lufthansa Technik gewartet, das war auch bei der Unglücksmaschine der Fall.
Bei der Allianz versichert
Gleichwohl dürfte es für Spohr nicht leichter werden, seinen Sparkurs durchzuziehen oder gar zu forcieren. Mit den Piloten liegt er darüber seit Monaten im Streit, etliche Streiks waren die Folge. Aktuell sehen die Piloten davon aber ab.
Hauptversicherer von Germanwings ist dem Vernehmen nach die Allianz, so dass der unmittelbare wirtschaftliche Schaden abgedeckt sein dürfte. Gleichwohl trifft die Katastrophe Lufthansa wirtschaftlich in einer prekären Lage. 2015 flog sie nach deutscher Rechnungslegung einen Verlust von 732 Millionen Euro ein, sie zahlt neben der Commerzbank als einziger Dax-Konzern keine Dividende.