Düsseldorf. . Im Zuge des radikalen Konzernumbaus präsentiert Deutschlands größter Energiekonzern schlechte Zahlen. Aber die Planungen für einen Neustart laufen.

Jede Menge Superlative: Es ist die größte Abspaltung eines Unternehmens, die es jemals in Deutschland gegeben hat. Eon, der mächtigste Energiekonzern des Landes, wird zweigeteilt. Zählten bislang 60 000 Mitarbeiter zum Konzern, sind es ab Anfang nächsten Jahres aller Voraussicht nach rund 40 000 bei Eon und 20 000 in einer neuen Firma, für die ein Name noch gesucht wird. Eon konzentriert sich künftig auf erneuerbare Energien, Energienetze und Dienstleistungen. Von Atom, Kohle und Gas will sich der Düsseldorfer Dax-Konzern trennen.

Und noch einen Superlativ präsentierte Eon-Chef Johannes Teyssen. Im Zuge des radikalen Konzernumbaus verbuchte Eon den höchste Fehlbetrag seit der Gründung des Unternehmens durch die Fusion von Veba und Viag im Jahr 2000. Angesichts der tief roten Zahlen klang es leicht untertrieben, als Teyssen bei der Präsentation der Bilanz beinahe beiläufig erklärte, das vergangene Jahr sei „kein einfaches“ gewesen.

Eon ist „mitten in einem tiefen Umbruch“

„Wir befinden uns mitten in einem tiefen Umbruch“, sagte Teyssen am Jahrestag der Reaktor-Katastrophe von Fukushima. Tatsächlich kappt Eon nun die eigenen Wurzeln. Das Ende des klassischen Versorgers, der von der Rohstoff-Förderung über die Stromerzeugung und den Transport bis zum Vertrieb alles abdeckte, ist im Fall von Eon besiegelt. Die Zweiteilung des Unternehmens hatte Eon überraschend im Dezember verkündet. Teyssen argumentierte, das Geschäft mit klassischen Großkraftwerken passe nicht recht zur schnellen, kleinteiligen und digitalen Energiewelt der Zukunft.

„Überall im Konzern wird daran gearbeitet“, berichtete Teyssen nun mit Blick auf das Projekt Abspaltung. Viele Fragen ließ er allerdings unbeantwortet. Noch ist unklar, wo sich der neue Firmensitz des Eon-Ablegers befinden wird. Auch viele Beschäftigte wissen längst nicht, wo sie ab dem kommenden Jahr arbeiten sollen. Auch seine eigene Zukunft im Management ließ Teyssen offen.

Die Mitarbeiter von Eon sind derzeit aufgerufen, bei der Namensfindung für die neue Firma mitzuwirken und Vorschläge zu machen. „Über 2000 haben das getan“, sagte Teyssen. Es gibt auch weniger ernst gemeinte Vorschläge. Sie reichen von „E-off“ bis zu „Shit Co“, weil die neue Gesellschaft für die derzeit wenig angesehenen Großkraftwerke zuständig sein soll.

Teyssen beteuerte, es werden „zwei starke, je für sich attraktive Unternehmen“ entstehen. Tatsächlich werben die Revier-Städte Essen und Gelsenkirchen intensiv um den Sitz des neuen Konzerns. „Ich glaube, dass Essen gute Karten hat“, sagt Dietmar Düdden, Chef der kommunalen Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Die ehemalige Konzernzentrale von Ruhrgas beherbergt in Essen schon jetzt mehr als 2000 Mitarbeiter und ist damit bundesweit der wichtigste Eon-Standort.

Gelsenkirchen – „ein traditionsreicher Eon-Standort“

Gelsenkirchens Wirtschaftsförderer Christopher Schmitt hingegen verweist auf die Nähe seiner Stadt zu den Kraftwerksstandorten Scholven und Datteln. Außerdem sei Gelsenkirchen angesichts der Veba-Historie „ein traditionsreicher Eon-Standort“.

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Zwischenzeitlich war auch über Berlin als Standort für die neue Firma spekuliert worden. Klar sei, beteuerte Teyssen, dass es – wie angekündigt – eine Entscheidung für die Rhein-Ruhr-Region geben werde. „Wenn es keine tektonischen Verschiebungen von Berlin gibt, passt das nicht zusammen“, sagte er mit Blick auf Gerüchte, in der Hauptstadt werde der Firmensitz des Eon-Ablegers entstehen.

Das Jahr 2015 werde „ein ebenso hartes“ wir 2014, „wenn nicht härter“, kündigte Teyssen an. Auch die Mitarbeiter müssen sich auf weitere Einschnitte einstellen. Dabei hat das Sparprogramm „Eon 2.0“ bereits tiefe Spuren in der Belegschaft hinterlassen. Im vergangenen Jahr schrumpfte die Zahl der Beschäftigten abermals – und zwar von 61 300 auf 58 500. Auch in diesem Jahr ist weiterer Stellenabbau geplant. 1500 Arbeitsplätze sollen wegfallen.

Teyssen sagte, „im Laufe des zweiten Quartals“, also zwischen April und Juni, werde er Details zu Management und Organisation beider künftigen Unternehmen mitteilen. Für den 7. Mai ist die Hauptversammlung in der Essener Grugahalle geplant.