Essen. Beim Energiekonzern RWE ist ein Ende der Krise nicht in Sicht. Im vergangenen Jahr sackte der betriebliche Gewinn weiter um ein Viertel auf rund vier Milliarden Euro ab.
Deutschlands zweitgrößter Energiekonzern RWE kommt nicht aus der Krise. Nach einem neuerlichen Gewinneinbruch 2014 stimmte der Vorstand am Dienstag auf einen weiteren Ergebnisrückgang in diesem Jahr ein. Einen längerfristigen Ausblick traute sich das Management angesichts großer Unsicherheiten über die weitere Entwicklung der Energiewende nicht zu. "Das Tal der Tränen ist also noch nicht durchschritten", sagte RWE-Chef Peter Terium.
Vor allem die klassischen Großkraftwerke werden immer unrentabler. Das liegt unter anderem am staatlich geförderten Ökostrom, der die Preise für Strom im Großhandel verfallen lässt. "Die wirtschaftliche Situation in der konventionellen Stromerzeugung ist dramatisch, und sie ist im vergangenen Jahr nicht besser, sondern schlechter geworden", berichtete Terium. Inzwischen verdienten 35 bis 45 Prozent der Anlagen kein Geld mehr.
Die Lage wird immer schwieriger, weil langfristige gut dotierte Lieferverträge nun zunehmend auslaufen. "Bleibt es beim gegenwärtigen Preisniveau von rund 32 Euro je Megawattstunde, wird RWE Generation in nicht allzu ferner Zukunft einen betrieblichen Verlust ausweisen müssen", sagte Terium. 2014 war der Spartengewinn um 29 Prozent auf 979 Millionen Euro gesunken. Erneut forderte Terium Hilfen der Politik.
Festhalten am klassischen Geschäftsmodell
Anders als der Konkurrent Eon, der seine eigene Aufspaltung plant, will RWE am klassischen Geschäftsmodell festhalten und weiter praktisch in der gesamten Wertschöpfungskette der Strombranche präsent sein. Als Marktführer bei konventionellen Kraftwerken in Deutschland habe der Konzern auch eine Verpflichtung für den Industriestandort Deutschland: "Der Letzte macht das Licht aus - nicht mit uns: Wir sorgen dafür, dass das Licht an bleibt." Allerdings seien auch bei RWE weitere Kraftwerks-Stilllegungen möglich, sagte Konzernvize Rolf Martin Schmitz.
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Im vergangenen Jahr war der betriebliche Konzerngewinn weiter um ein Viertel auf rund vier Milliarden Euro abgesackt. Nach einem Verlust von fast 2,8 Milliarden Euro 2013 stand unter dem Strich nun zwar wieder ein Gewinn von 1,7 Milliarden Euro. Das lag aber vor allem daran, dass RWE diesmal weniger außerplanmäßige Abschreibungen vornahm. Der um solche Effekte bereinigte sogenannte nachhaltige Überschuss ging um 45 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro zurück.
Um das Ruder herumzureißen, verschärft RWE sein Sparprogramm. Bis 2017 will der Konzern nun verglichen mit dem Startpunkt 2012 die Kosten um 2 Milliarden Euro drücken. Bislang lag die Vorgabe bei 1,5 Milliarden Euro. Die will der Konzern nun schon in diesem Jahr erreichen. Allein 2014 sank die Zahl der Mitarbeiter auch durch verkaufte Geschäftssparten um gut 5100 auf knapp 59.800.
Dividende bleibt stabil - die Städte wollten es
2015 soll das betriebliche Ergebnis auf 3,6 bis 3,9 Milliarden Euro sinken. Bei dem um Sondereffekte bereinigten nachhaltigen Nettoergebnis stellte das Unternehmen 1,1 bis 1,3 Milliarden Euro in Aussicht. Eine längerfristige Prognosen gibt es derzeit nicht.
Trotz des immer unwirtschaftlicheren Geschäfts und hoher Schulden hält RWE seine Dividende stabil. Wie erwartet sollen die Aktionäre erneut einen Euro pro Anteilsschein bekommen. Vor allem die Kommunen aus Nordrhein-Westfalen, die rund ein Viertel der RWE-Aktien halten, hatten auf eine zumindest stabile Ausschüttung gedrungen.
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Viel Luft verschaffte sich RWE vor wenigen Tagen mit dem Verkauf der Öl- und Gasfördertochter Dea. Der Kaufpreis von 5,1 Milliarden Euro sei inzwischen auf den Konten eingegangen, sagte Terium. Das Geld soll zum Abbau der Schulden von zuletzt 31 Milliarden Euro dienen.
So trifft der Sparkurs die RWE-Standorte in NRW
Der Sparkurs von RWE trifft auch mehrere Kraftwerke in NRW. Das Braunkohlekraftwerk Goldenbergwerk in Hürth soll im dritten Quartal 2015 vom Netz genommen werden. Anfang nächsten Jahres folgt Block C des Steinkohlekraftwerks Westfalen in Hamm mit 285 Megawatt.
Falls der Börsenstrompreis weiter im Keller bleibt, plant RWE außerdem, den mit Steinkohle befeuerten Teil von Block K im Gersteinwerk in Werne mit 610 Megawatt einzustellen - eine traditionsreiche Großanlage mit vergleichsweise vielen Beschäftigten.
Zudem würden mit den Anlagen auch in den Unternehmenszentralen in Essen und Köln Stellen wegfallen, sagte eine RWE-Sprecherin. Insgesamt plane der Konzern in den kommenden drei Jahren einen weiteren Abbau von knapp 60.000 (Ende 2014) auf 58.200 Stellen, hieß es am Dienstag bei der Bilanzpressekonferenz. Rund die Hälfte dieser Stellen soll in der Stromerzeugung wegfallen, davon "einige hundert" in Nordrhein-Westfalen. (dpa)