Essen. Seit Mitte 2012 führt Peter Terium den RWE-Konzern. Er muss das Unternehmen völlig umbauen. Dafür hat er nun fünf weitere Jahre Zeit.
Der mitunter als etwas träge wahrgenommene Energieriese RWE hatte es gestern plötzlich sehr eilig: Noch aus der laufenden Aufsichtsratssitzung heraus wurde am Morgen gemeldet, dass Peter Terium fünf weitere Jahre Vorstandschef bleibt. Das Kontrollgremium habe einstimmig dafür votiert, den Vertrag des Niederländers bis 2021 zu verlängern. Damit erstickte der Konzern die zuvor aufgeflammte Personaldebatte im Keim.
Immerhin war aus Kreisen der kommunalen Aktionäre noch tags zuvor von Terium eine klarere Strategie für den Umgang des Konzerns mit der Energiewende verlangt worden.
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Teriums Sparkurs kann überzeugen
Während die Vertreter der Kapitalseite und der Gewerkschaften dem Vernehmen nach ohnehin keine Bedenken gegen Terium hatten, wollten aber auch die Kommunen letztlich ein Signal der Geschlossenheit senden und Terium einstimmig den Rücken stärken. Mit seinem Krisenmanagement auf der Kostenseite, sprich seinem Sparkurs, sind sie auch zufrieden.
Die vorzeitige Verlängerung sei nun als Vertrauensvorschuss für die nach wie vor erwartete Strategie zum Konzernumbau zu werten, hieß es gestern aus kommunalen Kreisen. Wohl auch nicht ganz unwichtig: Mit dem Vorschlag, die Dividende für 2014 bei einem Euro zu belassen, wurde ihre Forderung erfüllt.
Vorzeitige Vertragsverlängerung
Vor der Sitzung war aus Aufsichtsratskreisen von mehreren Seiten erklärt worden, über Terium rede man erst im Sommer. Die vorzeitige Verlängerung kam dem Vernehmen nach erst kurz zuvor ins Spiel, als im Zuge der fest geplanten und beschlossenen Verlängerung mit dem Personalvorstand Uwe Tigges die Frage gestellt wurde, ob die Personalie Terium nicht gleich mit geklärt werden könne.
Aufsichtsratschef Manfred Schneider, der Terium 2012 gegen einige Widerstände als Nachfolger von Jürgen Großmann durchgesetzt hatte, betonte gestern, RWE befinde sich „nach wie vor in schwierigem Fahrwasser“. Peter Terium habe „langfristige Projekte angestoßen, die von erheblicher Bedeutung für die Optimierung des Konzerns in den nächsten Jahren sind. Erste Erfolge sind bereits sichtbar.“
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Bestätigung des eingeschlagenen Wegs
In den Vorstandsetagen des RWE-Turms herrschte große Erleichterung. Der Druck, auf die Radikalkur des Konkurrenten Eon mit der Abspaltung des konventionellen Kraftwerksgeschäfts reagieren zu müssen, ist hier seit Monaten greifbar. Die Verlängerung mit Terium werte man als Bestätigung für den eingeschlagenen Weg der kleinen Schritte. Terium hat Kosten gespart, beim Personal und durch schlankere Konzernstrukturen. Der Umbau werde auch künftig nicht mit einem großen Knall wie bei Eon betrieben, sondern mit vielen Anpassungen und der Stärkung rentabler Bereiche wie Handel und Vertrieb.
Allerdings bleibt das kriselnde Kraftwerksgeschäft die mit Abstand größte Säule des Konzerns und dieser damit abhängig von den Entscheidungen der Politik zur Energiewende. RWE hat in der Vergangenheit mehr Geld als die Konkurrenz in Gaskraftwerke investiert, die zwar umweltfreundlicher sind, aber noch mehr unter dem Fall der Strompreise leiden als Steinkohlekraftwerke. Grund sind der Boom und das Förderungssystem des Ökostroms, bei dessen Ausbau RWE der Konkurrenz noch hinterherläuft.
Rekordverlust im Jahr 2013
Der Aufsichtsrat hat sich mit Terium auch für den Erhalt der konventionellen Stromerzeugung entschieden. Man glaube daran, auch in diesem Bereich künftig Geld verdienen zu können, sagte ein Kontrolleur dieser Zeitung. Ohne eine wie auch immer gestaltete Entlastung durch die Politik werde dies für RWE aber „Jahr für Jahr schwieriger“.
Wegen Milliarden-Abschreibungen auf Kohle- und Gaskraftwerke musste Terium vor einem Jahr einen Rekordverlust von 2,8 Milliarden Euro für 2013 verkünden. Am Dienstag präsentiert er die Bilanz für 2014 und kann Analysten zufolge wohl wieder einen Gewinn von gut einer Milliarde Euro ausweisen. Mit einem besseren Gefühl wird er die Zahlen allemal vorlegen.