Berlin. . Überraschend ist der eigentlich von Bund und Ländern schon beschlossene milliardenschwere Steuerbonus für die energetische Sanierung von Gebäuden gestoppt worden.
Die Nachricht aus Berlin kam überraschend. Auch deshalb fielen die Reaktionen teilweise sehr harsch aus – vor allem von Handwerksvertretern und der Bauindustrie. Der Koalitionsausschuss der Bundesregierung konnte sich erneut nicht auf eine Regelung zur steuerlichen Absetzbarkeit der energetischen Gebäudesanierung verständigen. Dabei galt eine Einigung als sicher.
Geplant war ein Steuerbonus von 10 bis 25 Prozent der investierten Sanierungskosten über einen Zeitraum von maximal zehn Jahren. Im Gegenzug sollte der Bonus für allgemeine Handwerksdienstleistungen abgeschmolzen werden. Künftig sollten nur noch Rechnungen absetzbar sein, die über einer Grenze von 300 Euro liegen. Bislang können 20 Prozent der Arbeitsleistung ab null Euro geltend gemacht werden.
„Herber Schlag für Bauindustrie“
„Das ist ein herber Schlag für die Bauindustrie und unsere Klimaziele“, sagte Andreas Siewert, Sprecher des Bauindustrieverbandes NRW. Deutschland müsse massiv bei der jährlichen Modernisierungsquote aufholen, um die Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen. „Zurzeit liegt die Quote bei einem Prozent, nötig sind aber zwei oder besser drei Prozent“, so Siewert. Deshalb sei es nicht nachvollziehbar, warum es immer noch keine Einigung bei der Begünstigung der energetischen Gebäudesanierung gebe.
Auch interessant
In das gleiche Horn stieß auch NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD): „Es ist bedauerlich, dass dieser wichtige Schritt zugunsten der steuerlichen Förderung der Gebäudesanierung noch nicht umgesetzt werden konnte. Denn wir brauchen solche Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz – im Interesse der Umwelt und des Handwerks.“ Trotzdem, gab Duin zu bedenken, habe das Scheitern auch sein Gutes. „Denn damit wird auch das politische Gegengeschäft hinfällig und der Steuerbonus für Handwerker bleibt erhalten. Er ist ein wichtiges Instrument im Kampf gegen die Schwarzarbeit.“
Auch Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer in Düsseldorf, sieht die Nachricht aus Berlin mit gemischten Gefühlen. Zwar verzögere sich eine Lösung des Problems weiter, aber: „Ein Zurück auf Los ist gut.“ Denn den Handwerkerbonus gegen die energetische Sanierung aufzurechnen, sei nicht der richtige Weg gewesen. Zudem sei der Plan, Rechnungen zu gleichen Teilen über einen langen Zeitraum absetzbar zu machen, das falsche Signal. „Niemand wird in einen Heizkessel für 5000 Euro investieren, wenn er nur 50 Euro pro Jahr absetzen kann“, sagte Ehlert. Sinnvoller wäre es, einen Großteil der Summe direkt in den ersten Jahren absetzen zu können.
„Idealer Zeitpunkt für Investitionen“
Das sehen die Hauseigentümer ähnlich – vor allem vor dem Hintergrund der aktuellen Niedrigzins-Phase. „Es wäre der ideale Zeitpunkt für Investitionen gewesen“, sagt Erik Uwe Amaya, Geschäftsführer des Landesverbandes Haus & Grund Rheinland. „Wir schauen mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die Entscheidung.“ Zwar sei eine steuerliche Vergünstigung besser als überhaupt keine, es habe aber ein schlüssiges Gesamtkonzept gefehlt. Dabei sei doch klar, dass auf einen Euro Förderung acht Euro Investitionen folgen würden.
Und Ernst Wölke, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dortmund, sagt: „Allein die zu erwartenden Aufträge und die daraus resultierende Dynamik hätten den Steuerbonus gegenfinanziert.“