Berlin. . Der Deutsche Mieterbund und die Eigentümervertretung „Haus & Grund“ haben vor einer überdurchschnittlichen Belastung im Bereich des Wohnens durch die Energiewende gewarnt. Der Wohnsektor mache nur 20 Prozent des Energieverbrauchs aus, solle aber die Hauptlast der Energiewende tragen.
Der Deutsche Mieterbund (DMB) und der Hausbesitzerverband Haus & Grund ziehen erstmals an einem Strang. „Wir fordern gemeinsam eine sozial verträgliche Energiewende“, erklärten beide Verbände. Sie sehen hohe Kosten auf Vermieter und Mieter zukommen, wenn die energetische Sanierung der Gebäude unter den aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen weitergeführt werden sollte.
Nach Berechnungen des Mieterbundes erhöht sich die Miete einer durchschnittlichen Wohnung mit 70 Quadratmetern um 130 Euro im Monat, wenn Heizung und Dämmung im Haus auf einen modernen Stand gebracht werden. Zwar sparen die Bewohner anschließend Heizkosten ein. Doch diese Entlastung beträgt maximal 60 Euro. Unter dem Strich bleibt der Durchschnittsmieter somit auf Mehrkosten von 70 Euro monatlich sitzen. „Hier sehen wir Handlungsbedarf“, warnt DMB-Chef Franz-Georg Rips.
Die Belastung entsteht, weil die Vermieter elf Prozent der Sanierungskosten auf die Mieter umlegen können. Zwar will die Große Koalition die Umlage auf zehn Prozent absenken. Doch das wird nur wenig Entlastung bewirken. Als Folge rechnet Rips mit einem verstärkten Verdrängungswettbewerb unter den Mietern vor allem in den Innenstädten. Haushalte mit geringen Einkommen müssten verstärkt an den Stadtrand ziehen, weil sie sich die Miete im Zentrum nicht mehr leisten könnten.
Auch die Hausbesitzer leiden unter der momentanen Regelung der Energiewende. „Nicht immer lassen sich die Kosten kompensieren“, stellt der Vorsitzende des Vermieterverbands, Rolf Kornemann, fest. Je weniger begehrt eine Wohnlage ist, desto schwerer wird es für die Hausbesitzer, die Kosten für die Energiewende auf die Mieten draufzulegen. Außerdem lehre die Erfahrung mit energetischen Modernisierungen, dass es häufig zum Streit zwischen beiden Seiten komme. „Dieses System ist für beide Seiten unbefriedigend“, sagt Kornemann.
Beide Verbände verlangen die Bildung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mit dem Bund und anderen Beteiligten. Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) habe diesen Vorschlag positiv aufgenommen, sagt Rips. Der Mieterbund will erreichen, dass der Steuerzahler ein Drittel der Investitionskosten übernimmt, damit die Mieter nicht überfordert werden.