Essen. Als sich Arbeiter chinesischer Zulieferer aus Erschöpfung das Leben nahmen, versprach Apple Besserung. Eine Recherche zeigt: Geändert hat sich nichts.

Eine Undercover-Recherche des britischen Fernsehsenders BBC belegt, dass Apples iPhone noch immer unter menschenunwürdigen Bedingungen produziert wird. Ein dreiköpfiges Reporterteam hatte sich mit versteckter Kamera in die Fabrik des iPhone-Zulieferers Pegatron in Shanghai eingeschlichen. Dort arbeiten und leben 80.000 Menschen.

Die BBC-Reportage, über die RTL am Montagabend in der Sendung "extra" berichtete, zeigt Schlafsäle, in denen bis zu zwölf Menschen auf engstem Raum leben. Ein Verstoß gegen Apple-Vorgaben: Danach dürfen maximal acht Menschen in einem Raum untergebracht werden.

Völlig erschöpft nach 12-Stunden-Schichten

Die Aufnahmen zeigen völlig erschöpfte Arbeiter, die trotz Fabriklärms an ihren Arbeitsplätzen einschlafen. Zwölf-Stunden-Schichten sind laut BBC die Regel, nicht selten müssten die Arbeiter sogar 16 Stunden am Stück arbeiten, für 1,50 Euro Stundenlohn. Viele Arbeiter hätten nach Schichtende nicht einmal mehr die Kraft etwas zu essen.

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Die Überstunden seien freiwillig, betont der Arbeitgeber. Doch die BBC fand heraus: Wer diese "freiwilligen Überstunden nicht leistet, verliert sehr schnell seinen Job.

Die Arbeiter würden, so der Bericht, überall eingeschüchtert und wie Soldaten herumkommandiert. Ein Arbeiter erzählt, das Leben in den überfüllten Schlafsälen sei "sehr hart". Sogar schlanke Menschen müssten seitwärts gehen, um in die Schlafsäle hinein und wieder hinaus zu kommen.

Kinderarbeit in Zinnminen

Den BBC-Journalisten gelang es auch, Zugang zu einer Zinn-Mine in Indonesien zu erhalten. Zinn ist einer der entscheidenden Rohstoffe bei der Smartphone-Herstellung; die Bedingungen, unter denen er gewonnen wird, sind jedoch erschreckend: Die BBC-Bilder zeigen Kinder, die teilweise nur mit den danach Händen graben. Ständig drohen Sand- und Schlammlawinen, sie zu verschütten.

Apple, so heißt es in dem Bericht, überprüfe die legalen Zinnlieferanten regelmäßig. Doch wie ein Mitarbeiter einer zuliefernden Schmelzerei betonte, gebe es so viele kleine und große Minen, dass es quasi unmöglich festzustellen sei, welche legal und welche illegal seien.

Apple schweigt

Apple war 2010 in die Kritik geraten, als sich 14 Arbeiter einer chinesischen Zuliefer-Firma das Leben nahmen - wohl aus Überarbeitung. Apple versprach damals, die Arbeitsbedingungen seiner Zulieferer zu überprüfen und zu verbessern.

Gegenüber der BBC wollte sich Apple nicht zu den Recherche-Ergebnissen äußern. Das US-amerikanische Unternehmen kündigte aber an, mögliche Schwachstellen auszubessern. (dor)