London. Fieberthermometer sind weitestgehend ausverkauft, Fluglinien diskutieren Notfallpläne: Großbritannien ist von der Schweinegrippe europaweit am härtesten getroffen.

Die Briten müssen erkennen, dass ihre bislang beste Waffe gegen den Virus, ihr Pragmatismus, kaum zündet. So haben die Fluglinien British Airways und Virgin Atlantic angekündigt, Passagiere mit „übermäßigem Niesen oder Husten” nicht an Bord zu lassen – es sei denn, sie könnten eine Unbedenklichkeitsbescheinigung ihres Arztes beibringen, die belegt, dass sie keine Schweinegrippe haben.

Bei Symptomen zuhause bleiben

Doch wer auch nur vage Schnupfensymptome hat, wird eine Arztpraxis gar nicht betreten dürfen: Mediziner bitten darum, zuhause zu bleiben und Freunde zu beauftragen, ihnen Tamiflu zu besorgen und in den Briefkasten zu werfen. Ohne Arztbesuch aber kein Fit-zum-Flug-Zertifikat, und ohne Bescheinigung kein Flug.

Derweil gehen Wirtschaftsexperten bereits davon aus, dass der Virus Großbritannien noch tiefer in die Rezession drängt. Dass sich 40 Prozent der Bevölkerung bis zum Jahreswechsel anstecken könnten, gilt mittlerweile als durchaus denkbar. Konsumflaute und Arbeitsausfälle könnten in Folge den ohnehin schon tiefen Einbruch des Bruttosozialprodukts um 3 Prozentpunkte auf ein Minus von 7,5 Prozent verschärfen. 29 Menschen sind bislang an H1N1 in Großbritannien gestorben; mit 100 000 Neuerkrankungen pro Tag rechnet die Regierung ab August.

Innenminister Alan Johnson hat das Bedrohungspotenzial des Schweinegrippenvirus für Großbritannien indessen höher eingestuft als das Terrorrisiko.