Berlin. . In den Tarifverhandlungen mit der Lokführergewerkschaft GDL ist die Bahn erstmals bereit, der GDL auch Verhandlungen für zusätzliche Mitarbeitergruppen zuzugestehen. Das erklärte Bahn-Personalvorstand Weber am Freitag. GDL-Chef Weselsky aber ist mit dem Stand der Gespräche unzufrieden.
Die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL könnten erneut ins Stocken geraten. Die Bahn erweiterte bei der sechsten Verhandlungsrunde am Freitag in Berlin zwar ihr Angebot. GDL-Chef Claus Weselsky kritisierte aber, der Vorschlag bringe die Gespräche nicht weiter. Die Gewerkschaft will in der kommenden Woche beraten, ob sie die Verhandlungen fortsetzt oder erneut zu Streiks - möglicherweise auch an den Adventswochenenden - aufruft.
Die GDL will neben mehr Geld und einer reduzierten Wochenarbeitszeit vor allem erreichen, dass sie für ihre Mitglieder beim gesamten Zugpersonal verhandeln darf, nicht nur für die Lokführer unter ihnen. Bisher hat die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) für das Zugpersonal alleine die Tarifverträge ausgehandelt.
GDL-Chef Weselsky sieht Verhandlungen nicht vom Fleck gekommen
Die Bahn habe maßgebliche Forderungen der GDL erfüllt, sagte Personalvorstand Ulrich Weber am Freitag: "Wir haben ausdrücklich angeboten, auch für weitere Mitarbeitergruppen Tarifverträge abzuschließen." Als Beispiele nannte er Bordgastronomen, Trainer und Lokrangierführer. Bedingung bleibe aber, dass es materiell einheitliche Bedingungen für alle Beschäftigten einer Berufsgruppe gebe. "Jetzt ist es an der Zeit, dass die GDL sich endlich bewegt", forderte Weber.
Weselsky kritisierte, durch den Ausschluss konkurrierender Tarifverträge bringe das Angebot die Verhandlungen nicht weiter. "Am Ende des Verhandlungstages sind wir auf GDL-Seite ziemlich ernüchtert." Die Bahn biete zwar einen neuen Flächentarifvertrag an, der habe aber eine vollkommen andere Qualität als gefordert. "Wir haben mehr als 12 Stunden an zwei Tagen Verhandlungen geführt und sehen uns an der selben Stelle wie vorher", sagte Weselsky.
Auf einer Tagung von GDL-Hauptvorstand und Tarifkommission in der kommenden Woche in Königswinter soll über eine Fortsetzung der Verhandlungen beraten werden. Über Streiks wolle er nicht mutmaßen, sagte Weselsky. Der GDL-Chef bekräftigte, über die Weihnachtstage bis Neujahr werde es keine Arbeitskämpfe geben. "Ich sehe uns in einer Verhandlungs- und auch Arbeitskampfpause ab dem 20. Dezember bis in den Januar hinein", sagte er. Die GDL-Mitglieder haben bereits sechsmal gestreikt.
Hintergrund: Wer fordert was im Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn?
Die Deutsche Bahn hat der Lokführergewerkschaft GDL ein neues Angebot unterbreitet. Sie will nun nicht nur für Lokführern und Zugbegleiter, sondern auch andere Mitarbeiter des Zugpersonals Tarifverträge mit der GDL abschließen. Parallel verhandelt die Bahn mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Die Positionen der drei Tarifpartner im Überblick:
GDL: Die Lokführergewerkschaft fordert unter anderem fünf Prozent mehr Geld für das Zugpersonal für zwölf Monate und eine von 39 auf 37 Stunden reduzierte Wochenarbeitszeit ab Januar 2015. Hier ist sie laut GDL-Chef Claus Weselsky aber zu Kompromissen bereit. Schwierig sind die Verhandlungen aus anderem Grund: Die GDL will für ihre Mitglieder beim gesamten Zugpersonal verhandeln, nicht nur für die Lokführer unter ihnen. Hier hat die Bahn teilweise eingelenkt, konkurrierende Verträge für gleiche Berufsgruppen aber ausgeschlossen. Das Zugpersonal wird auch von der EVG vertreten, die bislang in diesem Bereich alleine die Tarifverträge ausgehandelt hat.
EVG: Die Eisenbahn-und Verkehrsgewerkschaft fordert für ihre 100.000 Mitglieder bei der Bahn sechs Prozent mehr Lohn, mindestens aber 150 Euro mehr im Monat. Sie pocht darauf, dass es keine konkurrierenden Tarifregelungen für eine Berufsgruppe gibt.
Deutsche Bahn: Die Bahn hat GDL und EVG ein Angebot für Lokführer und Zugbegleiter vorgelegt. Das Angebot für die GDL erweiterte sie zuletzt auf anderes Zugpersonal. Die Gehälter sollen in drei Stufen um insgesamt 5 Prozent bis Ende 2016 steigen. Dazu kämen Einmalzahlungen und Weihnachtsgelderhöhung für untere Einkommensgruppen. Auch die Bahn will verschiedene Regelungen für eine Berufsgruppe vermeiden.