Frankfurt/Main. Zu Weihnachten sollen Bahnreisende von Lokführerstreiks verschont bleiben - zumindest, wenn es nach der Gewerkschaft GDL geht. Deren Chef Claus Weselsky spricht von einer “friedvollen Zeit“. Für Reisende ist das eine erste gute Nachricht, aber noch keine Entwarnung.
Im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn hat die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer einen Streik über die Weihnachtsfeiertage ausgeschlossen. Das sagte GDL-Chef Claus Weselsky dem ARD-Wirtschaftsmagazin "Plusminus". Weihnachten sei eine friedvolle Zeit. "An solchen hohen Feiertagen haben wir noch nie gestreikt", ergänzte GDL-Sprecherin Gerda Seibert am Dienstag in Frankfurt. Vor den Feiertagen drohen Bahnreisenden allerdings Streiks der Bahngewerkschaft EVG.
In den kommenden Tagen stehen Gespräche der Bahn mit beiden Gewerkschaften an. Die GDL sei gerade "voll im Verhandlungsmodus", sagte GDL-Sprecherin Seibert. "Von Streiks ist derzeit keine Rede". Am Freitag trifft sich die GDL in Berlin mit Bahn-Vertretern, mit der EVG soll es am 12. Dezember ein weiteres Treffen geben. "Es liegt am Arbeitgeber. Wir können auch vor Weihnachten noch streiken, wenn wir nicht vorankommen", hatte EVG-Chef Alexander Kirchner dem Nachrichtenmagazin "Focus" gesagt.
EVG-Leute sitzen auch in der Stromversorgung der Bahn
Die GDL vertritt überwiegend die Lokführer bei der Deutschen Bahn, die EVG überwiegend das übrige Personal. Allein die Beschäftigten in der Stromversorgung der Bahn und in den Stellwerken könnten das gesamte Netz blockieren, hatte EVG-Sprecher Uwe Reitz dem "Focus" gesagt. Dann würde der Bahnverkehr insgesamt still liegen. Ab 3. Dezember wären erste Warnstreiks denkbar.
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Nach dem Angebot der Bahn sollen bis Ende 2016 die Gehälter in drei Stufen um insgesamt 5 Prozent steigen. Dazu kommen etwa Einmalzahlungen und Weihnachtsgelderhöhungen. Für Zugbegleiter und Lokführer seien beiden Gewerkschaften materiell gleiche Angebote vorgelegt worden.
Der Konflikt zwischen den Gewerkschaften
Die GDL fordert unter anderem fünf Prozent mehr Geld für das Zugpersonal für zwölf Monate und eine von 39 auf 37 Stunden reduzierte Wochenarbeitszeit ab Januar 2015. Sie will aber für ihre Mitglieder beim gesamten Zugpersonal verhandeln, nicht nur für die Lokführer unter ihnen.
Die Zugbegleiter werden aber auch von der EVG vertreten, die bislang in diesem Bereich alleine die Tarifverträge ausgehandelt hat. Die EVG fordert in der laufenden Tarifrunde 6 Prozent mehr Lohn, pro Monat aber mindestens 150 Euro mehr. (dpa)