Berlin/Essen. . Seit der Bahnreform nimmt das Ausmaß der Verspätungen im Fernverkehr stetig zu. Unwetter und überlastete Strecken vermiesen die Pünktlichkeitsbilanz der Deutschen Bahn AG. 2013 kam die Bahn 7,2 Jahre zu spät. Ein Trost: Im Regionalverkehr hielten sich Verspätungen in Grenzen.
Im vergangenen Jahr kam die Bahn insgesamt 7,2 Jahre zu spät. Die Verspätungsminuten erreichten mit 3,79 Millionen einen Rekordwert. Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken im Bundestag hervor. Danach hat sich der Wert seit der Bahnreform 2004 um fast ein Drittel erhöht. Die Bahn spare sowohl beim Streckennetz als auch bei den Zügen auf Kosten der Zuverlässigkeit“, wirft die Linken-Angeordnete Sabine Leidig dem Unternehmen vor.
Doch ganz so einfach lässt sich die Tabelle mit der Zeitreihe nicht interpretieren. Laut Bahn blieben die Werte im Fernverkehr in den vergangenen zehn Jahren stabil. Tatsächlich fuhren zwischen dem abgesagten Börsengang 2006 und 2010 immer mehr Züge pünktlich. Danach ging es zwar wieder abwärts. Doch das erklärt die Bahn mit Wetterereignissen wie dem extremen Winter 2010 und dem Elbehochwasser im vergangenen Jahr.
Streiks und Unwetter
In diesem Jahr waren es bisher vor allem die Streiks der Lokführer, die den regulären Fahrplan aus den Fugen gerieten ließen. Im Fernverkehr sank der Pünktlichkeitswert im Mai unter die Marke von 80 Prozent. Daran trägt auch das Sturmtief Ela im Juni seinen Anteil.
Die Hälfte der Verspätungen der letzten Jahre gehen laut Bahn auf witterungsbedingte Probleme zurück. Die Vorwürfe der Linken weist der Konzern zurück. Allein in diesem Jahr gebe die Bahn 70 Millionen Euro für den Winterdienst aus. Mit weiteren 90 Millionen werde die Umgebung des Bahngeländes so bearbeitet, dass bei Sturm weniger Bäume auf die Gleise fallen.
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Eine weitere Statistik des Bundes legt jedoch nahe, dass nicht nur das Wetter für Verspätungen sorgt. Zu den Spitzenreitern gehören die Verbindungen von Frankfurt nach Mannheim und Fulda und von Duisburg nach Köln und Dortmund. Hier könnten auch Engpässe eine Rolle spielen. Die knappen Trassen will die Bahn durch Baumaßnahmen verstärken. Hinzu kommen der mangelnde Trassen-Ausbau von Knotenpunkten (etwa Köln), zahllose Baustellen und schwer zu behebende Probleme wie der Bergbauschaden am Essener Hauptbahnhof, der den Verkehr vor einem Jahr lahm legte.
Weniger Verspätungen im Nahverkehr
Im Nahverkehr sieht es deutlich besser aus: Im Vergleich zu 2004 ist die Anzahl der Verspätungsminuten um 20 Prozent zurückgegangen. Fast 95 Prozent der Nahverkehrszüge waren 2013 pünktlich am Bahnhof. Als verspätet gilt ein Zug, wenn er mehr als sechs Minuten über der Zeit ist. Allerdings bedeutete dieser Wert im Vergleich zum Vorjahr 2012 eine leichte Steigerung der Verspätungen um rund fünf Prozent.
Das ist auch im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) zu beobachten und gilt für manche Linien besonders. Vor allem die lang laufenden Regional-Express-Züge treffen selten dann am Bahnsteig ein, wenn sie es sollten. Alle Züge der Linie RE1 (Aachen-Essen-Paderborn) und der RE 5 (Emmerich-Duisburg-Koblenz) hatten im Schnitt um die drei Minuten Verspätung.