Essen. . Bei der Sanierung des angeschlagenen Warenhaus-Konzerns Karstadt spielen die Immobilien eine Schlüsselrolle. Dem neuen Eigentümer René Benko gehören aber längst nicht alle Häuser. Insbesondere im Ruhrgebiet gibt es unterschiedliche Immobilienbesitzer.
Es war noch Thomas Middelhoff, der den wohl größten Schatz von Karstadt verkaufte: die Immobilien des Konzerns – weit mehr als 100 Geschäfts- und Bürogebäude in ganz Deutschland. Vor mehr als sieben Jahren griff eine wesentlich von der US-Investmentbank Goldman Sachs beherrschte Firma namens Highstreet zu. Karstadt mietete die Immobilien zurück. Seitdem ist die Frage, welche Mietpreise Karstadt zahlen muss, existenziell für die Essener Warenhauskette.
Längst gehören die Karstadt-Kaufhäuser einer Reihe von Eigentümern. Auch die Signa-Gruppe des österreichischen Investors René Benko hat vor einiger Zeit ein Immobilien-Paket mit etwas mehr als 20 Häusern übernommen. Laut „Immobilien Zeitung“ befindet sich unter anderem das Karstadt-Warenhaus in Dortmund im Signa-Besitz. Es sind meist bevorzugte Standorte, die sich Benko gesichert hat – darunter das KaDeWe in Berlin, das Alsterhaus in Hamburg oder das Karstadt-Warenhaus in Köln. Die meisten Karstadt-Immobilien im Ruhrgebiet gehören Benko nicht.
Großvermieter Goldman Sachs
Da Signa im August auch das Handelsgeschäft von Karstadt übernommen hat, ist Benko nicht mehr nur ein wichtiger Vermieter der Warenhauskette, sondern an vielen Standorten auch Mieter von Investoren wie Highstreet, Union Investment oder Oppenheim-Esch. Im Mülheimer Rhein-Ruhr-Zentrum, in Düsseldorf und in Bottrop zum Beispiel hat Karstadt Verträge mit Highstreet. Zum Vergleich: Der Karstadt-Konkurrent Kaufhof verfügt über einen beachtlichen Immobilienbesitz. An 59 Standorten ist die Metro-Tochter Kaufhof Eigentümer von Immobilien.
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Der neue Karstadt-Chef Stephan Fanderl hat den defizitären Filialen des Unternehmens unlängst eine Frist bis Mitte 2015 gesetzt. Bislang gilt die Schließung von sechs der bundesweit 83 Karstadt-Filialen als sicher. Von rund 20 weiteren verlustbringenden Standorten war die Rede. Sollte es tatsächlich zu einer Vielzahl von Filial-Schließungen kommen, rechnet der Essener Immobilien-Unternehmer Eckhard Brockhoff auch mit dem Abriss von bestehenden Warenhäusern. Viele Gebäude seien sanierungsbedürftig und aufgrund ihres Zuschnitts kaum in moderne Handels- und Büroimmobilien umzuwandeln.
Abriss ist oft die beste Lösung
„Im Fall einer Warenhaus-Schließung muss schnell gehandelt werden, wenn man vermeiden möchte, dass Ein-Euro-Shops und wenig attraktive Tattoo-Studios in Zukunft das Stadtbild prägen“, sagt Brockhoff. „Oftmals ist ein Abriss die beste Lösung.“ Als Beispiel führt er sein Projekt in Essen-Rüttenscheid an. Auf dem Gelände des ehemaligen Karstadt-Kaufhauses ist ein zeitgemäßes Gebäude mit Mietern wie Aldi, Deichmann, DM, Edeka sowie Anwaltskanzleien und einer Filiale des Sternekochs Nelson Müller entstanden.
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Auch in Herne ist der Abriss eines ehemaligen Karstadt- und späteren Hertie-Hauses geplant. Die Stadt Herne hat die marode Immobilie nach einer jahrelangen Hängepartie gekauft, strebt den Abriss an und will einen Investor für den Standort im Zentrum der Kommune finden. Ein Hindernis für den Abriss ist bislang allerdings noch, dass die Immobilie unter Denkmalschutz steht.