München. . Trotz steigender Gewinne verdunkeln Stellenabbau, Verlustaufträge und stagnierende Umsätze die Wolken über dem Münchner Traditionskonzern Siemens. “Wir finanzieren mit Verkäufen unseren Umbau“, räumte Konzernchef Joe Kaeser ein. Das möbelt die Bilanz auf, löst aber nicht die Probleme der Zukunft.

Der Generalumbau von Siemens gerät zur anhaltenden Belastung für den Konzern und seine weltweit 357.000 Beschäftigten. Trotz steigender Gewinne verdunkeln Stellenabbau, Verlustaufträge und stagnierende Umsätze die Wolken über dem Münchner Traditionskonzern. Das wurde bei der Bilanzvorlage für das Anfang Oktober beendete Geschäftsjahr 2013/14 in Berlin deutlich. „Wir finanzieren mit Verkäufen unseren Umbau“, räumte Konzernchef Joe Kaeser ein. Das möbelt die Bilanz auf. Schon im Vorjahr hatten vor allem Einsparungen und Verkäufe den Jahresüberschuss um ein Viertel auf 5,5 Milliarden Euro erhöht. 2014/15 wird es ähnliche Effekte geben.

Für mehrere Milliarden Euro stoßen die Münchner gerade Geschäfte wie Bosch Siemens Hausgeräte oder aktuell die Hörgerätesparte ab. Belasten werden dagegen unter anderem Kosten für anhaltenden Stellenabbau, den Kaeser weiterhin nicht beziffert. Das sei keine Salamitaktik, verteidigte er sich. Man werde weiter die Abbauprojekte einzeln abarbeiten, wobei mit dem kränkelnden Energiegeschäft deren Schwerpunkt klar ist.

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Energiebranche steht vor großen Umwälzungen

Dafür hat vor kurzem die US-Managerin Lisa Davis bei Siemens die Verantwortung übernommen. Auch sie wollte nicht sagen, wie viele Stellen dabei auf der Strecke bleiben oder ob es sogar ganze Standorte trifft. Klar ist nur, dass der Mitte Oktober verkündete Abbau von hier zu Lande 1400 Arbeitsplätzen in diesem Bereich mit Blick auf den Gesamtkonzern noch nicht das Ende ist.

Die Energiebranche steht in Umwälzungen hin zu dezentraler Energieversorgung, die Siemens im eigenen Haus erst noch schmerzhaft durch Abbau im Großturbinengeschäft und mit Zukäufen andererseits nachvollziehen muss.

Siemens leidet unter einer Wachstumsschwäche

Zudem holen die Münchner immer wieder Altlasten in Form von Verlustaufträgen ein. Im Geschäftsjahr 2013/14 haben die sich erneut auf knapp 900 Millionen Euro summiert, räumte Finanzchef Ralf Thomas ein. Das liegt nochmals über dem Schnitt der vier vorangegangenen Jahre von 700 Millionen Euro für derartige Entgleisungen. Siemens strebe weiter eine Halbierung dieser Summe an. Es wäre schön, wenn das 2014/15 gelingen würde, meinte Thomas vorsichtig.

Unverkennbar ist ferner eine von Kaeser eingestandene Wachstumsschwäche. 2013/14 haben die Konzernumsätze bei knapp 72 Milliarden Euro stagniert. Auch der Auftragseingang kam mit 78,4 Milliarden Euro nicht vom Fleck. Deshalb rechnet Kaeser auch im laufenden Geschäftsjahr mit stagnierenden Erlösen. Ändern werde sich das erst 2016 wenn der Konzernumbau greift, sagte der Siemens-Boss. Um künftige Geschäfte anzukurbeln, würden jetzt zusätzlich 800 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung sowie den Vertrieb investiert.