Wenn Michael Phelps, der in Peking achtmal Gold holte, der Wundermann war, was ist dann Paul Biedermann, der den US-Boy deklassierte und nebenbei den Weltrekord abjagte? Der Supermann? Noch schöner wäre: der Saubermann.
„Mir fehlen die Worte”, gestand Franziska van Almsick am Beckenrand. Was soll man auch sagen zu einer Leistungsexplosion, wie sie selbst bei einem Sport, in dem das Wort Weltrekordflut inflationär benutzt wird, nicht alle Tage vorkommt?
Sagen wir es mal so: Wäre Biedermann ein Chinese, man bräuchte nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, in welche Richtung die Kommentare in deutschen Medien zielen würden. Erinnern wir uns: Im Radsport waren jahrelang alle verdächtig, nur Jan Ullrich und Erik Zabel nicht, in der Leichtathletik alle außer Dieter Baumann. . .
Es bleibt das Dilemma in Zeiten des Generalverdachts im Hochleistungssport: Jeder Rekord rückt in die Nähe des Abnormen und damit der Manipulation. Die Unschuldsvermutung ist dem Unbehagen gewichen, reine Freude will sich einfach nicht mehr einstellen.