Essen. . Angesichts der verheerenden Hungerkatastrophe in Ostafrika bitten Hilfsorganisationen die Bevölkerung dringend um Spenden. „Wir müssen jetzt handeln“, mahnt Angelika Böhling von der Kindernothilfe. Schon mit wenigen Euro kann viel getan werden.

Es ist die schlimmste Dürre seit Jahrzehnten, eine Katastrophe, die laut UNO genauso verheerend ist wie jene in Haiti und Pakistan im vergangenen Jahr. Millionen Menschen sind am Horn von Afrika vom Hungertod bedroht. „Die Not ist groß“, sagt Angelika Böhling, Sprecherin der in Duisburg ansässigen Kindernothilfe. „Wir müssen jetzt handeln!“

Die Partnerorganisation Humedica aus Kaufbeuren ist am Mittwoch mit zwei Ärzten, einem Pfleger und zwei Koordinatoren im äthiopisch-somalischen Grenzgebiet angekommen, wird dort in zwei Flüchtlingslagern helfen. 12.000 Menschen seien etwa bereits in den Auffanglagern, berichtet Böhling, „Hunderte weitere kommen jeden Tag hinzu“. Und: „Soweit wir wissen, gibt es dort noch keine medizinische Versorgung.“

Viele der Neuankömmlinge, gerade Kinder, seien völlig unterernährt, könnten zunächst einmal gar keine normale Nahrung zu sich nehmen. Die Helfer aus Deutschland haben beispielsweise Spezialnahrung dabei, wollen mit mehreren „Medi-Kits“ erste Hilfe für Tausende Menschen sicherstellen. „Kinder und schwangere Frauen“, sagte Kindernothilfe-Vorstandsvorsitzender Jürgen Thiesbonenkamp, „leiden am meisten unter der Hungersnot.“ Die Kindernothilfe will deshalb ein besonderes Augenmerk auf sie haben. 100.000 Euro stellt die Organisation nun für die Soforthilfe bereit – „zunächst“, wie Sprecherin Böhling betont: „Das ist nur der Beginn.“ Dafür bräuchten die Nothelfer aber dringend Spenden.

Auch die „Aktion Deutschland Hilft“, das Bündnis von 20 Hilfsorganisationen, hat jüngst 100.000 Euro aus dem Nothilfefonds für Ostafrika bereitgestellt, auch hier mahnt man, dass das angesichts der Katastrophe nicht reicht. „Das ist nur ein klitzekleiner Anfang“, betont Sprecherin Maria Rüther. Die Hungersnot werde noch bis mindestens Oktober andauern, bis dahin werde akute Nothilfe nötig bleiben.

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Bereits im Februar hätten Mitgliedsorganisationen wie World Vision, Care oder Islamic Relief vor der sich abzeichnenden Katastrophe gewarnt, sagt Rüther. „Aber so lange wie die UN nichts sagt, wird das leider nicht gehört.“ Nun hat auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon an die Welt appelliert, zu helfen.

Die Mitgliedsorganisationen der „Aktion Deutschland Hilft“ sind in Äthopien und Eritrea im Einsatz, in Dschibuti und selbst in Somalia mit seiner heiklen Sicherheitslage. Auch in Kenia ist Hilfe nötig. Care und die action medeor sind unter anderem in Dadaab, dem weltgrößten Flüchtlingslager, im Einsatz. 400.000 Menschen sind dort bis jetzt angekommen, täglich werden es mehr. „Man stelle sich vor: Eine Stadt wie Wuppertal – nur Flüchtlinge“, verdeutlicht Manuela Roßbach, die Geschäftsführerin der „Aktion Deutschland Hilft“ die Situation. 30 bis 50 Prozent der ankommenden Kinder seien unterernährt. „Wir dürfen nicht zulassen, dass sie verhungern.“

Selbst kleine Spenden können Leben retten, betont Maria Rüther: Mit einem Euro könne beispielsweise die action medeor die medizinische Grundversorgung für einen Menschen über drei Monate sicherstellen. Neun Euro könnten laut Johanniter Unfallhilfe die therapeutische Zusatznahrung für ein hungerndes Kind für eine Woche bedeuten, mit 25 Euro können die Johanniter ein lebensbedrohlich unterernährtes Kind im Krankenhaus behandeln. Von 80 Euro kann Care eine Notunterkunft mit Decken, Schlafmatten, Wasserkanister und Plastikplane ausstatten. Und 83 Euro könne einem Kind die komplette Behandlung im Krankenhaus und Ernährungszentrum sichern, damit es wieder ganz zu Kräften komme.

Für viele Hungernde kommt die Hilfe jetzt zu spät. Bündnis-Sprecherin Maria Rüther appelliert trotzdem an die Mithilfe der Menschen in Deutschland: „Es gibt noch viele, denen geholfen werden kann.“