Dortmund. Der Wechsel von Torjäger Alexander Frei zum FC Basel setzt Borussia Dortmunds Trainer Jürgen Klopp unter Druck. Er könnte zum Sündenbock der Fans werden.

Am Samstag hat der viel beschäftigte Autor des großen Fußballgeschichtsbuches wieder ein Kapitel beendet. Es war das Kapitel, in dem er sich mit Alexander Frei beschäftigt hat, dem Stürmer, der immer nur kernig Alex gerufen werden wollte. Der Alex hat sich in Dortmund noch von den Fans der Borussia verabschiedet, und schon am Sonntag ist er nach Basel gereist, um dort einen Vertrag mit seiner Unterschrift zu veredeln. Für den FC wird er in den nächsten drei Jahren spielen, und zwar im St. Jakobs Park, einem Stadion, das der viel beschäftigte Autor in seinem Kapitel über Frei auch erwähnen musste. Beim Eröffnungsspiel der EM 2008 gegen Tschechien hat sich der Kapitän der Nationalmannschaft der Schweiz nämlich im St. Jakobs Park schwer verletzt, an Leib und Seele.

Man muss das hier erwähnen, weil ohne diese Verletzung das Kapitel Frei hätte anders geschrieben werden müssen, weil es sogar sehr wahrscheinlich – Frei hatte in Dortmund ja noch einen Vertrag mit Laufzeit bis 2010 – ohne diese Verletzung gar nicht so abrupt beendet worden wäre. Pünktlich zur EM war der Alex nach mehr als achtmonatiger Verletzungspause wieder einsatzbereit. Die EM fand in seiner Heimat statt. Die Hoffnung auf einen Riesenerfolg war gewaltig. Und dann musste er nach einem bösen Foul vom Platz, und Tausende im Stadion und Millionen Menschen vor den Fernsehern sahen seine Tränen.

Probleme nach Klopps Amtsantritt

Jürgen Klopp, der dieses Ereignis damals als ZDF-Experte kommentierte, hat noch einmal erklärt, wie es nach seinem Amtsantritt bei der Borussia zu Problemen zwischen ihm und dem wieder lange verletzten Stürmer gekommen ist. „Alex hat in der Vorrunde im letzten Jahr körperliche Probleme gehabt”, hat der Trainer gesagt. Er habe ihn „nicht getrieben”, er habe ihn „nicht gebremst”, er habe lediglich versucht, im Sinne des Vereins zu handeln. Für Frei bedeutete das: Er musste draußen bleiben, oft. Natürlich wurde die Maschine angeschmissen, die die Mutmaßungen ausspuckt, die sich der Wahrheit mal mehr, mal weniger annähern. Der Spieler sollte nicht in die Trainerphilosophie vom „jagenden Stürmer” passen. Der Spieler sollte mit seinem harschen Temperament dem autoritär-kumpeligen Kurs von Klopp entgegensteuern. In der Rückrunde der vergangenen Saison aber schienen alle gemutmaßten atmosphärischen Störungen beseitigt.

In der Rückrunde war Alex Frei fit, Jürgen Klopp hat ihn aufgestellt, und der Schweizer hat mit seinen Treffern zu einer respektablen Siegesserie beigetragen, die die Borussen beinahe noch in die Europa-League geführt hätte. Warum Frei aber auch immer darauf gedrängt haben sollte, aus seinem Vertrag herauszukommen (seelische Verletzungen aus der Hinrunde, die nicht überwunden waren, oder doch schlichte Sehnsucht nach den Bergen): Für den Trainer ist die Situation nun problematisch. Hans-Joachim Watzke, der Geschäftsführer des BVB, und Michael Zorc, der Sportdirektor, versichern, man habe dem verdienten Torjäger keine Steine in den Weg legen wollen. Und auch Klopp gibt an, Frei allein habe sein Schicksal entschieden. Ohne von ihm getrieben zu werden.

Allerdings auch: Ohne von ihm gebremst zu werden. Weil vor der Saison 2008/2009 bereichts Mladen Petric an den Hamburger SV verkauft und die Mutmaßungsmaschine angeworden worden war (Kernbotschaft: Klopp war's), muss der Trainer jetzt mit der Last auf den Schultern in die neue Spielzeit gehen, einer dringenden Bitte der Fans nicht entsprochen zu haben. „Klopp! Vergraul uns den Alex nicht” hatten die am 25. Spieltag auf ein Transparent gepinselt. Im Trainingslager im Schwarzwald wollten sie dann die Vertragsverlängerung per Demo einleiten. Und herausgekommen ist dabei die Kapitelüberschrift: „Dumm gelaufen”. Sollten demnächst Freis Tore offensichtlich fehlen, ist das praktisch. Man kann sie fürs Kapitel Klopp übernehmen.

Testspielsieg in Paderborn

Im ersten Test nach dem Verkauf von Torjäger Alexander Frei konnte sich der BVB auf seine Angreifer verlassen. Das Team von Trainer Jürgen Klopp gewann beim Zweitliga-Aufsteiger SC Paderborn nach Toren der Stürmer Dimitar Rangelow (37.) und Mohamed Zidan (79.) mit 2:0 (1:0). (sid)