Essen. Betreiber von Einkaufszentren liebäugeln mit Standorten des insolventen Warenhauskonzerns Kardtadt. In Duisburg und Essen lässt sich beobachten, was Experten als bundesweite Perspektive ansehen: den Umbau von klassischen Kaufhäusern in moderne Einkaufszentren.
Die Betreiber von Einkaufszentren wittern ihre Chance: Nach der Karstadt-Insolvenz könnten sie Zugriff auf riesige Verkaufsflächen in bester Innenstadtlage bekommen. Mehrere Immobilienunternehmen liebäugeln mit den Karstadt-Häusern. Die auf Beteiligungen an Einkaufszentren spezialisierte Deutsche Euroshop aus Hamburg und der Essener Shopping-Center-Betreiber Mfi bekundeten erstmals öffentlich Interesse an ausgewählten Standorten. Auch der deutsche Branchenprimus ECE hat die Warenhaus-Grundstücke von Karstadt im Blick.
Einkaufs-Center sollen Städte aufwerten
In den Innenstädten von Duisburg und Essen lässt sich beispielhaft beobachten, was Experten als bundesweite Perspektive ansehen: Der Umbau von klassischen Kaufhäusern in moderne Einkaufszentren soll die Stadtzentren vor der Verödung schützen. „Heute werden die Innenstädte mit Einkaufszentren aufgewertet, von denen auch die direkt benachbarten Geschäfte profitieren”, sagt Günter Meyer vom Geografischen Institut der Universität Mainz.
In Duisburg ist seit knapp einem Jahr das „Forum” die „gute Stube der Stadt” – ein Shopping-Center mit fast 60 000 Quadratmetern Verkaufsfläche. Zuvor hatte Duisburg beklagt, dass Kaufkraft nach Oberhausen ins Centro abwanderte. Der Forum-Betreiber heißt Multi Development – einer der großen Projektentwickler in Europa.
Die Nummer eins der Branche in Deutschland ist ECE. Die Hamburger Firma wurde 1965 vom Versandhandelsunternehmer Werner Otto gegründet und hat sich auf Einkaufszentren spezialisiert. ECE betreibt auch den „Limbecker Platz” in Essen – das größte innerstädtische Shopping-Center-Projekt in Deutschland. Pikant: In Duisburg und Essen ist Karstadt ein wichtiger Mieter in den Einkaufszentren. Auch ECE meldete grundsätzlich Interesse an den Karstadt-Flächen an. „Wir müssen uns Standort für Standort sehr genau anschauen”, sagte ECE-Sprecher Robert Heinemann.
Seit dem Verkauf seiner Warenhaus-Immobilien vor zwei Jahren ist der Karstadt-Mutterkonzern Arcandor ohnehin nur noch Mieter in den Kaufhäusern. Bei einem möglichen Verkauf der Grundstücke an Shopping-Center-Betreiber spielt deshalb die Gesellschaft Highstreet eine Schlüsselrolle – der Haupteigentümer der Karstadt-Häuser. Das Essener Unternehmen Mfi (Management für Immobilien) hält 20 der 91 Karstadt-Standorte für geeignet als Ort für Shopping-Center. „Wir sind an einigen Karstadt-Standorten interessiert”, berichtete Mfi-Sprecher Olaf Plotke. Um welche Städte es sich handele, wollte er nicht verraten. Bundesweit hat Mfi 25 Shopping-Center entwickelt – darunter die „Arcaden” in Düsseldorf und Köln.
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Ende der 70er Jahre hätten die Warenhäuser einen Umsatzanteil von 14 Prozent gehabt, heute seien es gerade einmal vier Prozent, erklärt Professor Günter Meyer. Die Karstadt-Insolvenz könnte den langfristigen Trend zu mehr Einkaufszentren noch beschleunigen.