Essen. Die Schweinegrippe breitet sich weiter rasant aus. England beklagt den dritten Todesfall. Die USA gehen von insgesamt einer Million Infizierten aus. Bislang hat die Schweinegrippe in Deutschland kein Todesopfer gefordert.
Die Schweinegrippe breitet sich aus. Zwar wurde die Japanische Schule in Düsseldorf, wo sich 68 Kinder mit dem neuen Grippevirus infizierten, inzwischen wieder geöffnet. Doch dass von Entwarnung keine Rede sein kann, zeigen zwei neue Fälle in der Landeshauptstadt.
Das Robert-Koch-Institut wies in Deutschland mittlerweile 366 Fälle nach. 35 europäische Staaten meldeten Influenza-Fälle, besonders heftig trifft es England, wo am Montag eine Neunjährige starb, das dritte Todesopfer des neuen Virus. Die Weltgesundheitsorganisation WHO zählte im Vereinigten Königreich mehr als 4300 Infektionen. Allein am vergangenen Wochenende registrierten die nationalen Gesundheitsbehörden 535 Neuinfektionen mit dem H1N1-Virus. Täglich kommen einige hundert hinzu. Mit der saisonalen Grippewelle im Herbst rechnen die Behörden mit Tausenden weiteren Ansteckungen. Marc Danzon, WHO-Regional-Direktor für Europa, sagte: „Wir gehen davon aus, dass die Pandemie noch lange andauert. Alle Staaten arbeiten daran, die Risiken für Bevölkerung und Wirtschaft zu mindern.”
USA am stärksten betroffen
Weltweit zählte die WHO bis heute 70 893 Infektionen, seit Freitag kamen 11 000 Patienten hinzu, 311 Menschen starben. Am stärksten betroffen von der am 11. Juni zur globalen Seuche erklärten Pandemie sind die USA mit 27 717 registrierten Fällen. Tatsächlich könnte die Zahl aber weit darüber liegen, erklärte Anne Schuchat, Leiterin der US-Behörde für Seuchenbekämpfung. Es sei davon auszugehen, dass sich mindestens eine Million Menschen mit dem neuen Virus infiziert hätten. Die Vermutung der Behörden basiert auf Computermodellen und Stichproben, die eine stärkere Verbreitung des Virus nahelegten. Auch die USA rechnen mit einer zweiten, noch heftigeren Krankheitswelle im Herbst.
Auf der südlichen Erdkugel, wo jetzt Winter und somit Grippesaison herrscht, könnte sich die Schweinegrippe weit schneller verbreiten. In Australien, Chile und Argentinien steigt die Zahl der Kranken. Virologen befürchten, dass das H1N1-Virus mit anderen Grippeviren zu einem Supervirus verschmelzen könnte.
Bisher ist das Virus relativ harmlos. Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) sieht für Deutschland daher noch keine erhöhte Gefahr. „Wir müssen aber wachsam sein.”