Essen. Die Wirtschaftskrise könnte schneller zu Ende gehen als bislang angenommen. Banken und Forschungsinstitute heben ihre Wachstumsprognosen für 2010 an – und sagen voraus, dass das Minus im laufenden Jahr kleiner ausfallen könnte als vorausgesagt.
Was spricht dafür?
Um die Frage zu beantworten, ob der einsetzende Aufschwung tatsächlich schon in den Unternehmen angekommen ist, blicken die Konjunktur-Experten auf die so genannten „Frühzykliker” – also Branchen, die Konsumgüter herstellen. Dazu gehört die Chemieindustrie. Nach Angaben ihres Verbandes VCI zieht die Produktion von Grundchemikalien seit Februar „leicht, aber stetig” an. Seit April, so der VCI, stabilisierten sich auch die Preise.
Auch die Stahlbranche reagiert früh auf Konjunkturimpulse. Nach dem Tiefstand der Rohstahlproduktion im April geht es bergauf – allerdings nur im Vormonatsvergleich. Das Niveau der boomenden Vorjahre wird längst nicht erreicht. Laut Wirtschaftsvereinigung Stahl sackte die deutsche Produktion in den ersten sieben Monaten um über 40 Prozent im Jahresvergleich ab. Spiegelbildlich verläuft die Weltmarkt-Entwicklung.
Was spricht dagegen?
Der Maschinenbau – Motor der Exportnation Deutschland – konnte bis Juni noch keine Entwarnung geben. Bis dahin sackte der Auftragseingang dem Verband VDMA zufolge um 46 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum ab. Eine Verbandssprecherin: „Wegen der Krise machten viele Betriebe im Juli und August Betriebsferien.”
Wie ist die Stimmung?
Zum fünften Mal in Folge registrierte das Münchener Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) im August ein verbessertes Geschäftsklima in Deutschland – die besten Zahlen seit Jahresbeginn. Die befragten Unternehmen bewerteten nicht nur ihre Zukunft positiv, sondern auch ihre aktuelle Lage. Unter Börsianern gilt der Ifo-Geschäftsklima-Index zwar als Frühindikator. Die 7000 Firmen, die monatlich berichten, haben aber nur eingeschränkte Möglichkeiten, ihre Lage (gut, befriedigend, schlecht) und ihre Aussichten (günstiger, gleich, ungünstiger) zu beschreiben.
Wie reagieren Verbraucher?
Auch die Konsumfreude der Verbraucher steigt weiter. Das Marktforschungsinstitut GfK sieht für September die Konjunktur- und Einkommenserwartungen sowie die Anschaffungsneigung wachsen. Im langfristigen Vergleich bleibt das Konsumklima aber weiter auf einem niedrigen Niveau.
Laut Statistischem Bundesamt gaben die Bürger im ersten Halbjahr 0,1 Prozent mehr aus. Ohne die bald auslaufende Abwrackprämie für alte Autos hätte sich der private Konsum aber um ein Prozent verringert.
Wie sieht die Zukunft aus?
Die Frage, wann der Aufschwung kommt, beantwortete Kanzlerin Angela Merkel (CDU) vorige Woche in Mülheim: „Die Krise ist vorbei, wenn wir wieder da sind, wo wir vor der Krise waren.” Und das dürfte laut Experten noch Jahre dauern.